Mannichl: Stabile Spurenlage

Erstellt am 13. Dezember 2010 von Ppq @ppqblog

Am Wochenende war es wieder soweit: Zur Feier des zweiten Jubiläum des Anschlages eines geheimnisvollen Schlangenmenschen auf den wackeren Passauer Polizeichef Alois Mannichl wurden überall im Lande Lebkuchen angeschnitten und kein Wort über die nun schon seit zwei Jahren andauernden Bemühungen der Sonderkommission "Lebkuchenmesser" verloren, die ursprünglich ganze Berichterstatterheere von einem kriminaltechnisch gigantischen Weihnachtsfest im Zeichen eines geplanten Rechtsputsches hatten träumen lassen.
Das geht nun schon seit September so, als das Kriminaltechnikmagazin Bild mit wohligem Schauer an die Staatsaffäre, die von einer "neuen Qualität rechtsradikaler Gewalt" kündete und die Ermittlungsbehörden für wenigstens vier Wochen beschäftigte wie kein anderer Fall seit der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Schleyer durch die RAF.
Während der Mord an Schleyer allerdings inzwischen mehrmals verfilmt wurde, wartet die Schreckenstat des Schlangenmannes, die nach Behördenangaben von einem irren Tätowierer, einem rechtsextremen Gewalttäter oder einen im Alltag unsichtbaren Maori-Häuptling begangen wurde, bis heute einer filmischen Aufarbeitung. Auch der Täter ist immer noch auf der Flucht, ungeachtet aller Umgruppierungen innerhalb der Ermittlungsgruppen, wechselnder Zuständigkeiten, Krankenhausbesuchen und gesicherten DNA-Spuren, die bereits mehrere Wochen nach dem Messerangriff vom 13. Dezember 2008 in fußläufiger Entfernung vom Tatort hatten durch die CSI Fürstenzell gesichert werden können.
Der Kriminalfall, der, viele Ältere wissen es noch, an den Schlaf der Welt rührte und den 2008er Jahrgang der alljährlichen Diskussion über ein erneutes NPD-Verbotsverfahren auslöste, ist bis heute ungeklärt. Trotz zwischenzeitlich herausgegebener 23 Pressemitteilungen gibt keine neuen Hinweise oder Spuren auf den oder die Täter, hieß es zuletzt aus der unablässig fahndenden Soko. 3000 Hinweisen auf den Schlangenmann waren nach der Tat eingegangen, 430 davon waren vor einem Jahr noch abzuarbeiten. Drei von ursprünglich 50 Ermittlern arbeiten weiter an dem Fall, wie bayrische Landespolizeipräsident Waldemar Kindler der Passauer Presse verriet. Eine Festnahme sei jedoch noch nicht in Sicht: "Manche Fälle dauern - wie der von
Ursula Herrmann, wo fast 30 Jahre ermittelt wurde."

Der Täter wäre dann zwischen 55 und 60 Jahren alt, immer noch etwa 1,90 Meter groß und kräftig, hätte eventuell nach wie vor ein "rundes Gesicht, Glatze oder sehr kurze Haare", einen Hahnenkamm, eine Freunding aus der rechten Szene und eine "Tätowierung am Hals" oder im gesicht, das eine grüne Schlange zeigt. Seine aufsehenerregende Tat jedoch wäre verjährt.
Er hoffe, dass der Fall Mannichl aufgeklärt werde, sagt Polizeichef Kindler dennoch trotzig. Die Spurenlage ist jetzt bereits seit 24 Monaten relativ stabil, das Netz um den Schlangenmann zieht sich langsam, sehr langsam zu. Alois Mannichl, nach seiner Genesung zum ranghöchsten Kriminalpolizisten Niederbayerns ernannt und ins neu geschaffene Polizeipräsidium in Straubing versetzt, ist nach wie vor überzeugt, schrieb die Nachrichtenagentur dpa nach einem Jubiläumsinterview im vergangenen Jahr, dass der Täter aus dem rechtsextremen Umfeld kommt. Man wisse eben nur nicht, aus wessen.