Seltsamer Trend: Die Unterwäsche mit der individuellen Note. Sauber kann schließlich jeder.
Ich verkrieche mich nun wieder in die Paragrafenhölle und überlasse das Wort dem Kolumnisten.
Tragt ihr Unterwäsche? Nein? Solltet ihr aber. Denn Unterwäscheträger sind in Zeiten von Internet-Tauschbörsen finanziell bestens abgesichert. Vor einiger Zeit erzählte mir eine Freundin von einer interessanten Erfahrung, die sie auf Kleiderkreisel, einer Tauschbörse für Kleidung und Accessoires gemacht hat. Sie wollte ihre alten, gebrauchten Reitstiefel verkaufen und bekam eine Anfrage, ob sie zu besagten Stiefeln auch ihre getragene Unterwäsche veräußern würde. Es wurde ausdrücklich erwähnt, dass diese auch ruhig noch nach Pferd riechen dürfe. Das mache dem Käufer nichts aus.
Als Mann bin ich im Untergrund-Unterwäschegeschäft ein absoluter Neuling, machte mich aber direkt auf die Suche. Nein, nicht nach getragenen Höschen. Sondern nach einer Möglichkeit, aus dieser Idee auch als gestandener Kerl Profit zu schlagen: Getragene Unterwäsche habe ich nämlich geradezu haufenweise hier. Ein Pferd habe ich allerdings nicht, nur einen Wellensittich – und auf dem kann ich weder reiten noch trägt er selbst etwas unter seinem Federkleid, was ansatzweise Zaster abwerfen würde. Nutzloses Viech.
Meine ersten Googeleien versetzten mich in reges Erstaunen: getragene-slips.de, slipsverkaufen.com, getragene-slips-und-struempfe.de. Alles namhafte Anbieter von Schmutzwäsche-Transaktionen jeder Art, laut diesen Seiten „eine vielversprechende Branche“.
Nun muss ich sagen, vielversprechend ist diese schlüpfrige Branche vielleicht – aber leider nur für Frauen. Denn auch nach eindringlicher Suche habe ich gerade einmal eine seriöse Seite gefunden, die meinen Ansprüchen als profitorientiertem Feinripphändler genügen konnte (menpants.de). Der Markt ist hier geradezu monopolisiert von Frauen, den heimlichen Slip- und Stringoligarchen. Zumindest, was das Angebot von Rohstoffen betrifft. Kleine, männliche, häuslich-traditionelle Shortgewerbe wie meines hätten mit der produzierten Stückzahl und der geringen Nachfrage keine Chance gegen die großen weiblichen Schlüpperkonzerne, da kann der Duft noch so intensiv sein.
So bleibt mir um konkurrenzfähig zu bleiben leider nichts übrig, als mich in diesem sehr harten Geschäft als Frau auszugeben. Ein herber Schlag ins Gesicht der Gleichberechtigung, oder besser noch: Auf die Nase.
Bequem ist das nicht, denn besonders die Nachfrage nach eng anliegenden Tangas ist enorm gestiegen in den letzten Geschäftsjahren. Ich bin nun stündlich dabei, meine Unterwäsche zu wechseln und die getragene umgehend luftdicht zu verschließen. Der Kunde ist in diesem Geschäft schließlich König.Zusätzlich versuche ich, eine breitere Palette an Produkten anzubieten als meine Marktkonkurrenz: Höschen und Sport-BHs nach dem Handball, Negligés aus dem Spanienurlaub und natürlich darf auch die – zugegeben etwas verdorbene - Reizwäschenicht fehlen.
Natürlich bedeutet das Leben als Lingerist eine große Umstellung für meinen Alltag. Aber immer noch besser, als mit der Bahn jeden Morgen zur Arbeit zu fahren. Das geht mir nämlich noch mehr auf den Sack.