Mein Mann und ich beherrschen nach nun fast 26 Jahren eine nahezu perfekte Arbeitsteilung. Dies spiegelt sich nicht nur im Alltag wieder, sondern betrifft auch einen gewissen feinstofflichen Bereich, ich meine die optische Wahrnehmung.
Zum Beispiel Autos.
Ich beurteile ein Auto meistens nach der Farbe und ob es stylisch etwas hermacht.
Der Mann kann bei fast jedem Modell aus dem Stegreif sämtliche technischen Nebenher-Informationen herunterleiern, während ich in dieser Zeit noch nicht mal mit Sicherheit die jeweilige Marke identifizieren konnte.
Und dann hat das rote Auto vor uns plötzlich einen Einspritzzylinder mit kleinem Hubraum, rechtsdrehender Kardanwelle und hydraulischem Irgendwas; dadurch braucht es unheimlich viel Sprit und ist bedingt durch die Starrachse für holprige Landstraßen völlig ungeeignet. “Und im übrigen ist das eigentlich ein Opel Kadett, dem man lediglich ein neues Chassis verpasst hat.”
Frauen im Autohaus
Früher hat man es als Frau im Autohaus schwer gehabt und war lediglich für die Farbauswahl zuständig. Ich persönlich bin tatsächlich mal von einem Autohändler gefragt worden, ob ich ohne meinen Mann überhaupt einen Kaufvertrag unterschreiben dürfe.
Inzwischen hätte sich laut einem Testbericht der Zeitschrift auto, motor, sport dies geändert. Viele Frauen (so wie ich auch) interessieren sich durchaus für Technik, präferieren aber nicht unbedingt den Automobilbau.
Gender Mainstreaming im Kinderzimmer
Unsere beiden Jungs haben natürlich verschieden Spielsachen gehabt.
Aber beide interessierten sich bereits mit 1 oder 2 Jahren ohne unser Zutun für Autos und konnten bald ihre Matchboxautos nicht nur nach der Farbe, sondern auch nach dem Typ sortieren.
Auch wenn man heutezutage kleine Jungs befragt, wissen die meisten bereits gut über ihre Lieblingsmarken Bescheid und antworten auf Nachfrage sofort: hier gibt es schicke Modelle von Mercedes und da gibt es die eines beliebigen anderen Herstellers.
Reichen wir an unsere Söhne mitsamt dem Y-Chromosom eine Art KfZ-Gen weiter?
Fazit:
Ich werde nach wie vor meine Autos nach den Kriterien Farbe, positive Ausstrahlung und Spritverbrauch auswählen. Trotzdem habe ich mir vorgenommen, andere Klischees nicht mehr länger zu bedienen und übe mich im Einparken. Die Kunst, mit Hilfe der Seitenspiegel rückwärts zu fahren, beherrsche ich bereits ganz gut.
Im Übrigen bin ich gegen alle Gleichmacherei und meine, dass es durchaus Unterschiede geben muss.
Und überlasse den Männern die Autos.
Foto: Käfer, gesehen bei Käferplage Obernburg 2013 ©Sabienes
Text: Männer und Autos ©Sabienes