Wenn du neu bist, schau doch mal hier vorbei. Eine besondere Überraschung wartet!
Ein Gastartikel von Philipp Czerny.
„Jetzt sei mal nicht so eine Lusche!“, sagte er zu ihm, sagte sie zu ihm, sagt das Männerbild unserer Gesellschaft zu Männern. Wir befinden uns heute in einer Zeit des Umbruchs. Die Geschlechterrollen sind nicht mehr klar und vor allem Männer leiden darunter. Der Mann von heute, er muss alles sein: erfolgreich im Beruf und einfühlsam im Privatleben, sportlich soll er sein, aber genauso gebildet. Er hat rücksichtsvoll zu sein und soll trotzdem Führung und Stärke zeigen, aber wehe er ist ein Macho.
Mann sein müssen heißt die Devise. Und obwohl sich das Männerbild im Umbruch befindet und die Erwartungen an den Mann in die Höhe schnellen, hängt er in einigen Punkten in der Steinzeit fest.
Ich habe mir selbst lange den Druck auferlegt, dieser perfekte Mann zu sein. Jetzt führe ich mein Leben nach eigenen Standards.
Darum wird sich dieser Artikel drehen und dir drei Schritte zur Befreiung aus der sozialen Programmierung an die Hand geben. Macht dich das zu einem besseren Mann? In vielen Augen sicherlich nicht. Es macht dich aber zu einem freien Mann und einem glücklicheren Mann, der all die Energievampire und beschränkten Stimmen aus seinem Leben verbannen kann.
Ein Mann darf keine Schwäche zeigen!
Eine der schlimmsten Annahmen unserer Gesellschaft ist, dass Männer keine Schwäche zeigen dürfen. Während es für Frauen in Ordnung ist, das schwache Geschlecht zu sein und um Hilfe zu beten, ist das für viele Männer immer noch ein Unding. Vielleicht kennst du das auch, wenn du dich scheust, offen zu sagen, wenn es dir mal nicht so gut geht.
Das liegt an diesem tief verankerten, gesellschaftlichen Glaubenssatz, Männer haben immer stark zu sein. Nicht einmal untereinander trauen sich Männer ehrlich zu sein. Da ist stets dieser Konkurrenzkampf, in dem wir uns als Männer befinden. Merkst du, was dadurch passiert?
Du verschwendest Unmengen an Kraft darauf, immer der Strahlemann zu sein und deine Mauer aufrecht zu erhalten. Bist du es nicht leid, immer den starken Alphatypen zu markieren?
Ich war selbst einmal so. Sogar bei meinen Exfreundinnen konnte ich diese Fassade nicht ablegen. Ich merkte nicht einmal mehr, wie verschlossen ich geworden war. Stark sein! Stark sein! Stärker sein! Immer ging es nur darum. Leider wird uns dieses Denken eingeimpft. Mach bloß keinen Fehler, Junge! Reiß dich zusammen!
Menschen, die dir das immer wieder vor Augen halten, sind selbst meist die größten Feiglinge. Es gehört Stärke dazu, sich die eigenen Schwächen einzugestehen und sie zu akzeptieren. Erst wenn dir das gelingt, wirst du souverän mit ihnen umgehen können.
Die meisten Männer lügen sich hier selbst in die Tasche. Ein blinder Fleck auf ihrer weißen Ritterrüstung. Tief in sich wissen sie jedoch, dass sie nicht immer diese strahlenden Ritter sein können. Es lastet auf ihnen wie ein Fluch, der sie ständig unter Druck setzt. Denn auch ein Ritter schläft, ruht und braucht Menschen auf Augenhöhe an seiner Seite, die ihn verstehen und so hinnehmen, wie er ist. Erst wenn du diesen Schritt gehst und dich auch für deine Schwächen lieben kannst, wirst du echte Stärke erleben.
Nur der ist gefeit vor einer Niederlage, der erkennt und akzeptiert, auf welchem Schlachtfeld er verlieren kann.
Wie, du schaust kein Fußball?
Vielleicht erging es dir in der Schulzeit wie mir. Mir war Fußball immer egal. Ich konnte mit diesem Sport einfach nichts anfangen. Alle meine Freunde aber waren begeisterte Fußballfans. Und ich wollte schließlich dazugehören, also tat ich immer so, ich wüsste zumindest ein bisschen etwas über diesen Sport. Vielleicht war es bei dir auch nicht Fußball, sondern eins dieser anderen, typischen Männerthemen. Ich brauchte eine lange Zeit, um mir diesen Unsinn abzugewöhnen.
Du musst begreifen, dass es meistens egal ist, worüber du sprichst. Wichtig ist nur, dass du mit Leidenschaft bei der Sache bist. Meine engsten Freunde sind immer noch die gleichen wie damals. Sie wissen aber heute ganz genau, dass ich kein Fußballfan bin. Es ist ihnen egal. Sie sind immer noch Fußballfans, aber sie nehmen Rücksicht auf mich. Denn heute kann ich zu mir selbst stehen.
Mir fiel es immer schwer, über Themen zu reden, die allgemein nicht akzeptiert waren und meine Meinung offen und ehrlich zu sagen. Einmal saß ich auf einem Date, ich war Anfang 20. Damals stand ich noch nicht ganz zu mir, aber es wurde besser.
Irgendwann, als wir uns Jahre später einmal wieder trafen, erzählte sie mir von ihrem Eindruck von mir, damals während des Dates. Sie hatte sich fast die ganze Zeit gelangweilt, meinte sie. Es hätte sich für sie so angefühlt, dass ich mich nicht ganz zeige und nur von Dingen erzählte, von denen ich damals annahm, dass sie ihr gefallen würden.
Dann aber, am Ende des Dates, hätte ich angefangen von meiner Musik zu erzählen. Erst etwas schüchtern und schließlich mit echter Leidenschaft. Bis dahin hatte sie kein wirkliches Interesse an mir empfunden. Aber als ich anfing über meine Musik zu sprechen, offen, ehrlich und mit echter Begeisterung, da stand sie auf mich. Und das, obwohl meine Musikrichtung gar nicht ihr Ding war.
Du musst keine Dinge tun, die dich nicht wirklich interessieren. Es nützt nichts. Erst wenn du dir selbst zugestehst, deine echten Leidenschaften zu finden, dich für den Gedanken öffnest, dass diese Leidenschaften niemanden außer dir selbst interessieren müssen, wirst du lernen, andere Menschen von dir zu begeistern.
Vielleicht kennst du die Menschen, die über irgendetwas sprechen können, so banal es erscheint und trotzdem kleben alle an ihren Lippen. Mach nicht den Fehler zu glauben, dieses irgendetwas wäre für diese Menschen banal. Es begeistert sie, sie sprechen mit Leidenschaft, deswegen kleben die anderen an ihren Lippen. Nur darauf kommt es an.
Männer sind Schweine
Warst du schon mal in Russland? Vielleicht ist dir dort das Phänomen aufgefallen, dass russische Frauen meistens Männer jagen, nicht umgekehrt. Das hat einen ganz einfachen Grund. In Russland kommen im Durchschnitt auf 100 Frauen nur 86 Männer. In Deutschland ist das Verhältnis leicht zum Nachteil der Männer, wie in den meisten Ländern. Der russische Mann weiß das. Er muss nicht viel bieten können, er ist sowieso Mangelware. Für uns westeuropäische Männer ein Traumszenario.
Dabei muss das kein Traum sein!
Du musst nur anfangen dir diese hässlichen Glaubenssätze aus der Birne zu kloppen, die in unseren Breitengraden präsent sind. Glaubenssätze wie…
- Männer sind Schweine,
- denken immer nur an Sex
- müssen sich um Frauen bemühen
- sind seltsam, wenn sie was anderes als Frauen im Kopf haben
Ich lebe ein anderes Leben, mit anderen Glaubenssätzen. Auf dem 1.Platz meiner internen Werteskala steht meine Karriere, auf dem 2.Platz steht die Loyalität zu meinen Freunden, auf dem gemeinsamen 3. meine Hobbys wie Poetry Slam, Musik, Schreiben, Fitnesstraining, oder Barkeeping. Irgendwo danach kommen dann einmal Frauen. Meine Freundin, mit der ich in einer offenen Beziehung lebe, schätzt mich dafür.
Sie weiß auch, dass ich eigentlich mit drei bis vier Mal Sex in der Woche recht gut klarkomme. Das ärgert sie ein wenig, weil sie gern täglich Sex hätte. Ich habe mir meine Hörner aber abgestoßen, mein Ego braucht keinen Sex mehr zur Bestätigung, dass ich ein guter Typ bin.
Um meine Freundin habe ich mich sehr bemüht. Sie ist eine tolle Frau. Aber auch erst dann, als ich wusste, was sie alles durchgemacht hat, wie stark sie ist, wie verständnisvoll, liebevoll und trotzdem optisch lecker. Um die meisten Frauen bemühe ich mich nicht. Warum sollte ich auch? Ich weiß ganz genau, was ich anzubieten habe. Ich sehe Frauen und mich auf einer Ebene. Sex mit ihnen, klar, coole Sache, aber hey, Sex mit mir macht auch ziemlich Spaß.
Du lachst, weil du dir denkst, so ein Blödsinn, das funktioniert doch niemals, was für ein Spinner. Das ist dein gutes Recht, aber so wirst du nie deine Sexualität nach eigenem Standard ausleben.
Standards, das sind nicht nur irgendwelche Dinge, die du dir ausgedacht hast, als du mal Langeweile hattest. Sie haben mit deinen innersten Überzeugungen, deinem Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein, Selbstwert, deiner Selbstakzeptanz und deiner Souveränität zu tun, sie nach außen zu tragen.
Mann sein dürfen!
Du kannst weiter wie die meisten Männer leben. Mann sein müssen. Oder du befreist dich, lebst dein Leben nach eigenem Standard. Mann sein dürfen. Ich habe dir im Titel drei Tipps versprochen, wie du dich aus deiner sozialen Programmierung als Mann befreist. Wenn du aufmerksam gelesen hast, weißt du schon, wie sie aussehen. Trotzdem fasse ich jetzt die Kernaussagen für dich noch einmal zusammen:
1. Schwäche zeigen als Mann, das ist völlig in Ordnung. Viel mehr als nach außen hin, ist es aber wichtig, dass du deine Schwächen innerlich akzeptierst. Hier hakt es bei den meisten.
Mein Tipp daher: vergib dir, vergib dir für alles, was du an dir nicht magst. Denk einmal positiv.
2. Du willst, dass die Menschen an den Lippen kleben, wenn du eine Geschichte erzählst? Dann fang an, deine Leidenschaften zu finden und zu akzeptieren, auch wenn sie nicht typisch männlich sind. Erst wenn du dir selbst erlaubst, deinen Gefühlen zu folgen, werden dir andere folgen können. So einfach wie logisch ist es.
Mein Tipp daher: hinterfrage dich. Zeigst du dich von allen Facetten, zeigst du den Mann, der du sein willst? Wofür schlägt dein Herz?
3. Sexualität bedingt Ebenbürtigkeit. Befreie dich von all diesen giftigen Glaubenssätzen, die unsere hiesigen Geschlechterrollen beeinflussen. Denk mal an Russland. All die Männer, von denen du dich fragst, wie es ihnen regelmäßig so leichtfüßig gelingt, Frauen von sich zu begeistern, sind zumindest im Geiste Russen.
Mein Tipp daher: trau dich, dir selbst den Wert zuzusprechen, den du verdienst. Lass dich nicht von unserer Gesellschaft zum notgeilen und willenlosen Schwein degradieren.
Ich wünsche dir viel Glück in Zukunft. Ich hoffe für dich, du hast die Kraft, dich von unserem sozial programmierten Männerbild zu befreien. Du musst nichts auf dieser Welt.
Vielleicht dich an Gesetze halten, falls du nicht ins Gefängnis willst. Aber wer du als Mensch bist, ob du dich akzeptierst und wie du dich nach außen hin präsentierst, das liegt in deiner Hand.
Du musst kein Mann sein. Du darfst.Zitat twitternUnd du darfst natürlich auch auf Fußball stehen, ist ja nicht jeder so „beschränkt“ wie ich und findet Fußball scheiße. haha, der musste sein zum Schluss. Ich lass dir dein Fußball gern, wenn du es wirklich liebst. Fühl dich nicht beleidigt dadurch, sei mal nicht so eine Lusche! Außer du willst.
Über den Autor
Philipp Czerny ist Gründer von Mann sein dürfen, der Konferenz und Plattform für Männlichkeit im 21.Jahrhundert, 2014 am 3. und 4.Mai in Berlin. Nach fünf Jahren als selbständiger Trainer für Lifestyle und Kommunikation ärgerte ihn die Darstellung des Mannes in den Medien zunehmend. Männer in Täter- und Machorollen, wo das Auge hinblickt, obwohl Studienergebnisse längst zeigen, dass viele Männer, die heute aufwachsen, schwer mit Zukunftsängsten und Bindungsproblemen zu kämpfen haben. Seine Idee war es, für das Thema Männlichkeit eine Plattform zu schaffen. Männern das zu bieten, was ihnen seit Jahrzehnten fehlt: eine eigene Emanzipation, ein Ort zum Austausch, Vorbilder und die Möglichkeit, sich ganzheitlich zu verwirklichen. Mit Mann sein dürfen ist er Vorreiter in Deutschland für eine Männerbewegung, der es um Freiheit, Selbstentfaltung und Unabhängigkeit von gesellschaftlichen Konventionen geht. Er hat in Wien Kommunikationswissenschaften studiert und lebt in den Niederlanden. Neben seiner Tätigkeit als Trainer und im Veranstaltungsbereich hat er zuletzt für das Traineeprogramm von Siemens gearbeitet.
HOL DIR DAS GRATIS STARTPAKET
- Ein Leben nach eigenem Standard - So findest du deine Ur-Motivation: In 7 einfachen Schritten herausfinden, was dir wirklich wichtig ist
- 48 Interviews mit herausragenden Persönlichkeiten (u.a. Tony Robbins), die dir ihr Geheimnis verraten und wie du es auch schaffen kannst
- Mach mit, werde ein Gestalter der Zukunft und verpasse keine Artikel mehr