Es gibt wieder eine Neuerung in der No Kitchen For Old Men zu vermelden. George und ich überlegen ja nahezu ständig, wie wir diesen Blog noch interessanter für euch machen können und wie wir die Lücke, die das NKFOM BlogQuiz™ Ende des Jahres hinterlassen wird, füllen können. Die Lösung: Kochbuchrezensionen. Wir schmökern beide gern in Kochbüchern und mögen es uns dort neue Inspirationen zu holen oder einfach nur tolle Fotos von leckerem Essen anschauen zu können. Und unsere Meinungen zu und Erfahrungen mit diesen Werken wollen wir euch nicht vorenthalten.
Vorab noch ein paar Worte zu den Kriterien, anhand derer wir die Bücher in erster Linie beurteilen wollen und werden. Im Prinzip spiegeln sie das wider, was uns bei einem Kochbuch wichtig ist. Das sind in erster Linie natürlich die Rezepte. Wie ihr wisst mag ich es gern einfach und eine Zutatenliste im Stile des Einkaufszettels einer fünfköpfigen Großfamilie kommt bei mir eher selten gut an. Zudem sollten die Produkte im großen uns ganzen nicht zu ausgefallen und leicht zu beschaffen sein. Die Rezepte an sich dürfen gern etwas innovativer und nicht zu abgenudelt sein. Besonders wichtig sind mir auch die Fotos. Was ist denn ein Kochbuch bitteschön ohne Fotos? Nicht nur das Fotos drin sind werden wir bewerten, sondern auch die Qualität dieser. Auch das Register und die Übersichtlichkeit spielt für uns eine Rolle. Schließlich möchte man ein Rezept auch mal wiederfinden ohne vorher alle Namen und Seitenzahlen auswendig gelernt haben zu müssen. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Persönlichkeit des Kochbuches und die persönliche Note, die der Autor in das Buch einfließen läßt. Zum Abschluss gibt es natürlich einen Praxistest, in dem wir ein Rezept aus dem Buch nachkochen, gefolgt von einem Gesamtfazit des Buches. So, aber jetzt genug geplaudert. Auf gehts zum ersten Buch.
Den Anfang in dieser neuen Rubrik macht das Buch Mann am Herd von Pete Evans.
Pete Evans ist ein (mir bisher unbekannter) australischer Spitzenkoch mit Restaurants und Catering Service in Sydney und Melbourne, sowie eigener Kochshow und Autor mehrerer Kochbücher. Und wie es von einem Australier nicht anders zu erwarten war steht er auf Grillen und bringt seine Zuneigung zu dieser Garmethode in diesem Buch zum Ausdruck. Alle Gerichte in diesem Buch lassen sich nämlich auch auf dem Grill zubereiten. Ich sage auch, weil die Rezepte so konzipiert sind, dass sie sich auch problemlos im Ofen oder auf dem Herd zubereiten lassen. Die passenden Angaben, wie Backofentemperatur etc. liefert Evans in seinen Rezepten gleich mit. Dafür gibts den Daumen hoch, weil ein Weichei, wie ich, das im Winter die Finger vom Grill lässt, seine Rezepte auch in dieser Jahreszeit in der warmen Stube nachkochen kann.
Das Buch ist in drei große Kapitel unterteilt, denen eine zweiseitige Einleitung von Evans vorangeht. Die ersten beiden Kapitel heißen "Nichts wie raus!" und "Entspannte Tage" und sind sich sehr ähnlich. Hier präsentiert Evans Rezepte für schöne Tage mit Freunden und Familie draußen vor der eigenen Tür oder für noch weiter draußen in den Weiten Australiens. Beide Kapitel gefallen mir richtig gut, weil die Rezepte einfach und rustikal sind, wie man sie für solche Anlässe erwartet und durch die Verwendung exotischer Gewürze und Marinaden immer eine gewisse Raffinesse haben, um auf Dauer nicht langweilig zu werden. Neben dem klassichen Grillgut wie Spare-Ribs, Steaks, Burger und Spieße bietet Evans eine große Vielfalt an Schmorgerichten mit Lamm und anderen Köstlichkeiten an. Dazu gibt es klassische Beilagen, wie die Salsa und Maiskolben, aber auch raffinierte Salate wie den würzigen Zucchinisalat. Auch die Bewohner des Meeres kommen in diesem Buch nicht zu kurz. Es gibt etliche Grillgerichte für Fisch aller Art, sowie tolle Zubereitungstipps für Muscheln und Garnelen. In Sachen Vielfalt hat dieses Buch sicher eine Bestnote verdient.
Was die ganzen Grillgerichte in den ersten Kapiteln aber meines Erachtens wirklich ausmacht sind die tollen Marinaden und Saucen, die dem Fleisch oder Fisch den besonderen Kick geben. Klassiker wie eine Piri-Piri-Sauce oder die Harissa sind in dem Buch ebenso zu Hause, wie eine Tamarinden-Kokos-Würzpaste oder eine Rum-Cola-Marinade. Bei vielen dieser Gerichte zeigt sich Evans' Liebe zur asiatischen, besonders der japanischen Küche. So finden sich viele asiatische Würzsaucen, wie Hoisin- oder Fischsauce, Reiswein oder sonstige asiatische Zutaten, die sich aber in jedem Asialaden ohne Probleme besorgen lassen. Bei besonders ausgefallenen Zutaten liefert Evans auch oft in einer Anmerkung eine Alternative, die deutlich einfacher zu besorgen und zu verarbeiten ist.
Im letzten Kapitel "Am Abend" finden sich Gerichte für - ihr werdets erraten haben - den Abend. Die Rezepte sind etwas anspruchsvoller und auch die Zutaten sind vom Niveau her die ein oder andere Stufe getiegen. Statt Schweinebauch gibt es hier Kobe-Rind und Austern. Einige Gerichte sind aus seinen prämierten Restaurants am Bondi Beach und klingen auch dementsprechend. Was im ersten Moment etwas abschreckend klingen mag ist beim zweiten Hinsehen garnicht so schwer umzusetzen und viele Zutaten, wie zum Beispiel das Kobefleisch lassen sich natürlich problemlos durch andere Rinderarten ersetzen. Auch wenn ich selbst nie auf diesem Niveau kochen werde faszinieren mich solche Rezepte in denen zum Beispiel eine Ente mit Tee geräuchert wird. Darauf muss man erstmal kommen.
Eine weitere Besonderheit des Buches sind die Drinks, die am Ende jeden Kapitels stehen. Ich habe mit Longdrinks und Cocktails eigentlich nicht so viel am Hut und greife lieber auf Bier zurück, finde es aber eine nette Abwechslung auch darüber mal ein paar Worte zu lesen. Und wer zu Hause einen entsprechenden Barschrank hat wird diese Seiten nicht einfach so überspringen können.
Kommen wir zum Layout des Buches. Die matten, schweren Seiten kannte ich bereits aus einigen Büchern von Jamie Oliver und sie sind augenscheinlich eine Spezialität des Dorling-Kindersley-Verlages. Ich mag diese Aufmachung sehr gerne und finde das Buch alles in allem auch sehr übersichtlich, da neben jedem Rezept auch gleich das Bild abgedruckt ist. Das Register greift auf das gute alte Alphabet als Strukturgeber zurück. Das ist gut so. Vor allem, weil jedes Gericht nicht nur unter seinem eigentlichen Namen im Register steht, sondern zusätzlich noch in fettgedruckten Kategorien, wie Fisch, Geflügel, Burger, die in das alphabetische Register integriert sind.
Anson Smart ist der Fotograf dieses Buches, der hier nochmal gesondert gewürdigt werden sollte. Die Foodfotos sind einfach wahnsinnig schön, wohl auch dank Foodstylist David Morgan. Das besondere sind aber die eingestreuten "privaten Fotos" von Pete Evans, seinen Freunden und den Orten, die er mag. Diese Fotos sind einfach so schön und echt, dass sie den Leser sehr nah an Pete Evans und seine Idee vom Kochen heranbringen. Das, gepaart mit den vielen kleinen, kurzen Beiträgen des Autors zu den Rezepten, macht das Buch richtig rund. Evans schreibt zu jedem Rezept ein kurzes Satement. Zu den Zutaten des Gerichtes oder auch den Menschen und Orten, mit denen er dieses Gericht verbindet und nimmt einen mit auf eine kleine Reise durch sein kulinarisches Leben. Das macht viel Spaß, weil einem selbst ähnliche Erinnerungen sofort in den Sinn kommen und man gut verstehen kann, was das jeweilige Rezept für ihn bedeutet.
Das waren jetzt viele Worte. Aber das spricht in erster Linie für das Buch. Wenn ich mal eine solche Begeisterung für etwas aufbringe und so viel dazu zu sagen habe, will das schon was heißen. Gern hätte ich noch mehr geschrieben, aber ich will euch ja auch nicht das ganze Buch schon vorwegnehmen. Als Fazit kann ich sagen, dass das Buch für nur 19,95 € sein Geld allemal wert ist und ich nicht anders kann, als es jedem zu empfehlen, der gerne grillt und kocht. Für echte Einsteiger in das Kochgeschäft dürften einige Rezepte schon etwas anspruchsvoller sein und hier ist Mann am Herd vielleicht nicht die erste Wahl, aber alle Hobbyköche, ob Mann oder Frau, dürften viel Spaß mit dem Buch haben. Vorausgesetzt sie mögen Fleisch und Fisch. Obwohl das Buch auch einige rein vegetarische Gerichte zu bieten hat kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Vegetarier genauso enthusiastisch von dem Buch schreiben würde wie ich, da das Fleisch und der Fisch beim Großteil der Gerichte einfach die Hauptrolle spielt und nicht viel drumherum passiert. Aber ich werde George das Buch sicher mal zum Schmökern geben, dann wird er bestimmt auch einen Kommentar zu diesem Thema schreiben.
Nach tollen Kritiken (übrigens nicht nur von mir: "Mann am Herd" belegte den zweiten Platz in der Kategorie Grill Bücher (weltweit) beim Gourmand World Cookbook Award 2010!) kommen wir zum Abschluss noch zum Praxistest. Dabei hat mich ein Gericht besonders angesprochen, das eher untypisch für dieses Buch ist, weil kein großes Stück Fleisch oder Fisch irgendwie oder auch besonders mit asiatischen Touch mariniert wird. Es handelt sich um Gözleme (ich hoffe ich spreche es richtig aus), gefüllte Fladenbrote mit Hack, Feta und Spinat. Ich habe euch hier das Rezept 1:1 wiedergegeben, damit ihr euch auch selbst schonmal ein Bild von der Art und Weise machen könnt, wie Pete Evans seine Rezepte verfasst.
Gözleme - Gefüllte Fladenbrote
Zutaten für 4 Personen:
200 g Joghurt
Salz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
250 g Mehl, vermischt mit 2 TL Backpulver, plus Mehl zum Bestäuben
150 g Rinderhack
Olivenöl
1 Knoblauchzehe, durchgepresst
1 Prise gemahlener Kreuzkümmel
1 Prise Chiliflocken
4 EL Tomatensaft
50 g Spinat- oder Mangoldblätter
100 g Schafskäse
50 g Butter, zerlassen (nach Belieben)
Zitronenspalten zum Servieren
Den Joghurt in einer Schüssel mit 1 Prise Salz glat rühren. Nach und nach das Mehl zugeben und alles zu einem festen Teig verarbeiten. Den Teig auf der leicht bemehlten Arbeitsfläche sorgfältig durchkneten und dabei verbliebenes Mehl einarbeiten, bis er geschmeidig ist und kaum noch klebt. In eine saubere Schüssel legen und zugedeckt 30 Minuten ruhen lassen.
Einen Topf erhitzen und etwas Olivenöl hineingeben. Das Hackfleisch bei mäßig starker Hitze etwa 2 Minuten bräunen. Den Knoblauch, den Kreuzkümmel, die Chiliflocken und den Tomatensaft zugeben und 1-2 Minuten weitergaren, bis sämtliche Flüssigkeit verkocht ist. Die Hackmasse in einem Durchschlag abkühlen und abtropfen lassen.
Den Teig in vier gleich große Portionen teilen und auf der bemehlten Arbeitsfläche zu Kreisen (30 cm Durchmesser) ausrollen.
Die eine Kreishälfte mit einem Viertel des Spinats belegen und je ein Viertel zerbröckelten Schafskäses und Hackmasse darüber verteilen. Würzen, die andere Teighälfte über die Füllung schlagen und an den Rändern mit den Zinken einer Gabel zusammendrücken. Die übrigen Teigfladen in gleicher Weise füllen.
Den Backofen auf 200°C Ober- und Unterhitze vorheizen oder eine Bratplatte erhitzen. Die Teigtaschen rundum mit Olivenöl bestreichen und backen bzw. grillen. Wenn sie auf einer Seite goldbraun sind, umdrehen und von der anderen Seite backen bzw. grillen.
Die Gözleme nach Belieben mit zerlassener Butter beträufeln, in je vier Stücke schneiden und mit Zitronenspalten zum Darüberpressen servieren.
Quelle: Rezept und Text © Peter Evans, Mann am Herd, erschienen bei Dorling Kindersley
Fazit: Ein klasse Rezept mit wenigen und einfachen Zutaten. Ich hatte beim Kochen keinerlei Schwierigkeiten. Ich hab die Gözleme in der Grillpfanne gebacken, um auch so schöne Streifen zu bekommen, wie sie im Buch zu sehen sind. Das hat wunderbar funktionert. Geschmacklich war der Teig, also die Fladenbrote selbst, richtig super. Dieses so einfache und schnelle Rezept werde ich sicher wieder machen, auch mal ohne Füllung, nur so als Beilage. Die Füllung hat bei mir etwas "gerinderlt", also noch sehr nach dem Fleisch geschmeckt. Ich mag das bei Rinderhack irgendwie nicht so gerne, weshalb ich die Hackmasse beim nächsten Mal (ja, es war so gut, dass es ein nächstes Mal geben wird) etwas kräftiger würzen werde oder vielleicht auch durch Huhn oder so ersetzen werde. Alles in allem aber ist das Rezept nur zu empfehlen, weil es schnell und einfach zuzubereiten ist und auch sehr variabel in Sachen Füllung ist.
Also beide Daumen hoch für:
Pete Evans
Mann am Herd - Neue Rezepte für Pfanne und Grill
256 Seiten, gebunden mit rund 200 Farbfotos
erschienen im August 2010
bei Dorling Kindersley Verlag
ISBN 978-3-8310-1719-5
Preis: 19,95 €
"Mann am Herd von Pete Evans" - eine Rezension
Autor des Artikels : nokitchenforoldmen
Jim & George aus der No Kitchen For Old Men schreiben über Kochen, Essen und andere Kleinigkeiten.