Mangold: Gemüse mit Geschichte

Als ich klein war, zog Opa schnurgerade Rillen im Garten und säte, was das Zeug hielt. Ich hatte das Nachsehen, denn Gemüse, vor allem grünes, war damals nicht so mein Fall. Mangold, der an Spinat erinnerte, war komplettes No-Go, aber meine Großmutter war ganz wild darauf. Da es schnell wächst, so erklärte sie, war es ein begehrtes Gemüse im Krieg. Heute ist Mangold wieder modern. Auf unserer Insel ist jetzt Erntezeit.
Unser Freund Miguel brachte dieser Tage aus seiner Scholle einen dicken Bund der riesigen Blätter mit. Mangold gibt es mit gelben, roten und weißen Stielen, wobei die Mallorquiner letzteren anbauen. Daraus wird schnell eine leckere Beilage. Und die geht so:
Rund 20 „Strünke“ Mangold waschen und den Strunk keilförmig von den Blättern trennen. Die Strünke in feine Streifen schneiden, die Blätter in breitere Stücke. Sechs mittelgroße Kartoffeln schälen und in rund drei Millimeter breite Scheiben schneiden. Etwas Olivenöl oder Butterschmalz in einer großen Pfanne erhitzen und die Kartoffeln goldgelb braten. Nach rund fünf Minuten erst einmal die kleinen Strünke des Mangolds hinzufügen sowie eine Zwiebel, die in Ringe geschnitten ist.

In einer anderen Pfanne Bauchfleisch (gesalzen und gepfeffert) knusprig braten. Kurz bevor das Fleisch und das Gemüse fertig ist, die Mangoldblätter hinzufügen. Das ist bei 20 Stielen schon eine Menge Blattwerk, aber, genau wie bei Spinat, fallen sie schnell zusammen. Mit Salz und schwarzem Pfeffer aus der Mühle und eventuell mit etwas Chilipulver abschmecken. Fertig.

Mangold gehört, auch wenn er so nicht aussieht, zu den Rübengewächsen, was allein schon als Kind ein triftiger Grund ist, ihn nicht zu essen. Heute schmeckt mir die Gemüsepflanze. Sie enthält übrigens einen hohen Zuckeranteil und wurde früher deshalb in Mengen zur Gewinnung von Zucker angebaut. Später wurde der Mangold von der Zuckerrübe abgelöst. Aber: schmecken tut man’s nicht.

Andrea Hunkemöller
Autor & Fotos:
Andrea Hunkemöller

Andrea Hunkemöller, Jahrgang 1961, ist leidenschaftliche “3 Sterne Köchin”. Sie lebt seit 2008 in Manacor (Mallorca).

Ihr journalistischer Werdegang begann 1984 mit einem Praktikum bei der “Westfälischen Rundschau” in Dortmund, gefolgt von ihrer Tätigkeit als “freie Journalistin” bis 2008. Von 2006 bis 2008 war Andrea Hunkemöller zugleich Herausgeberin eines eigenen Magazin.

Seit 2008 arbeitet sie nun auf Mallorca als freie Journalistin und ist ebenfalls Inhaberin des “Huba-Fincaservice” in Manacor.

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