Der neue Mangaverlag altraverse startete erst vor wenigen Tagen mit dem ersten Programm: am 26. April erschienen eine Handvoll Titel, die ich euch heute kurz vorstellen möchte. Über den Verlag selbst werde ich morgen ein bisschen erzählen – und vor ein paar Wochen gab es bereits ein Interview, dass ihr hier noch einmal nachlesen könnt. Es bietet tolle Einblicke in den Verlagsalltag und die Arbeit, die in einen Manga gesteckt wird! Aber kommen wir zu den Büchern.
Die Liebe ist kein leichtes Spiel – erst recht nicht, wenn man als Nerd von vielen Mitmenschen nicht nur schief angeschaut, sondern grundsätzlich nicht verstanden wird. Narumi hat dementsprechend Schwierigkeiten, einen Partner zu finden. Bis sie Hirotaka begegnet, einem alten Schulfreund, der – selbst ein Nerd – sich überhaupt nicht daran stört, dass Narumi gern zockt und Fancomics zeichnet …
Die Story klingt nicht nur in dieser verkürzten Version gut, sondern ist es auch durch den gesamten ersten Band hindurch. Die Charaktere sind herzallerliebst und die vielen kleinen Witze, die in die Handlung eingestreut wurden, gefallen mir sehr. Erst nach einigen Seiten fiel mir auf, dass neben der Seitenzahl am unteren Rand kleine Zusammenfassungen, Überschriften oder Kommentare zur Handlung der jeweiligen Seite stehen. Das habe ich so noch bei keinem Manga gesehen und es passt unglaublich gut.
Ein bisschen nervig fand ich, dass viele Insider wie Animecharaktere oder Begriffe wie Comiket als Fußnote erklärt wurden. Klar, es dient der besseren Verständlichkeit, doch weil sich bei einem Buch mit einer Thematik wie dieser nun mal solche Begriffe häufen, springt das Auge beim Lesen eben auch häufig zu den Fußnoten und bringt mich so etwas aus dem Fluss. Zwischen einzelnen Kapiteln finden sich auch kurze Extra-Kapitel. Diese sind nicht chronologisch zu den eigentlichen Kapiteln geordnet und bringen mich ebenfalls etwas raus, allerdings sind sie durch einen anderen Hintergrund der gesamten Seite und die unmissverständliche Überschrift „Extra“ gut markiert, sodass man sie auch überblättern und später zurückkommen kann. Sinnvoller hätte ich es jedoch gefunden, sie am Ende des Mangas zu platzieren.
Thematisch gefällt Keine Cheats für die Liebe mir sehr. „Die Nerds“ werden hier nicht nur als „die Nerds“ abgestempelt, sondern es wird das Leben genau dieser oft missverstandenen Gruppe abgebildet. Das Cover mit den dezenten lackierten Schriftzügen, die nur bei richtigem Lichteinfall sichtbar sind, gefällt mir auch sehr. Der Manga hat ein etwas höheres Format als viele andere und hat zudem einen farbig gezeichneten Prolog, was ihn von vielen anderen abhebt. Das Artwork ist übrigens auch toll …
Und, noch ein toller Bonus: Keine Cheats für die Liebe gibt es auch als Anime bei Amazon Prime! Da ich kein Prime-Kunde bin, habe ich noch nicht reingeschaut, aber sollte jemand von euch das vorhaben: Sagt mir, wie ihr ihn findet!
Game – Lust ohne Liebe beginnt gleich mit einer Sexszene. Damit hatte ich nicht gerechnet, aber es ist im Zusammenhang mit der erzählten Geschichte absolut logisch so anzufangen, denn: Sayo ist quasi mit ihrer Karriere verheiratet. Sie hat ab und zu Beziehungen, in die ihre Männer aber jedes Mal mehr hineininterpretieren als sie es tut. Ihr ist ihrer Arbeit wichtiger. Man nimmt sie schon nicht mehr als weiblich wahr (dazu komme ich gleich noch), was ihr langsam, aber sicher zu schaffen macht. Und dann taucht mit Kiriyama ein neuer junger Kollege auf, der sie zu einer rein körperlichen Beziehung überredet, die aber möglicherweise doch zu etwas mehr führen könnte …
Da es hier um eine Beziehung geht, die sich überwiegend in der Horizontalen abspielt, und die Protagonistin ein absoluter Workaholic ist, sollte man mit entsprechend vielen Sex- und Büroszenen rechnen. Das Artwork ist sehr hell und schlicht, gefällt mir aber sehr. Die Körper sind zwar manchmal nicht ganz so realistisch gezeichnet, aber insgesamt sind die Bilder schön anzuschauen. Die Geschichte selbst fand ich auch sehr schön. Sie ist entgegen meiner Erwartungen nicht nur derb und fast schon rüde, sondern tatsächlich erotisch und mit Gefühlen aufgeladen. Das gefällt mir sehr und ich bin schon gespannt auf die Fortsetzung.
Einen Kritikpunkt habe ich allerdings: Weil Sayo so viel arbeitet wird sie von ihren (männlichen, die weiblichen äußern sich dazu nicht) Kollegen und ihren Expartnern nicht mehr als Frau angesehen. „Du bist doch kein Kerl“, „wie ein echter Kerl“ oder „mehr Kerl als mancher Mann“ sind tatsächlich Zitate aus dem Buch. Diese Formulierungen machen Sayo nicht nur fertig, sondern es wird mit wenigen Ausnahmen auch gar nicht darauf reagiert. Es ist vollkommen normal, eine Frau, die mehr Zeit in ihre Arbeit steckt als in ihre Familienplanung, als Kerl zu bezeichnen. Das finde ich sehr grenzwertig, denn die Problematik, die dahinter steckt, wird meiner Meinung nach nicht ausreichend verdeutlicht. Dass mir dieser Punkt nicht gefällt, hat allerdings keinen großen Einfluss auf den Rest der Geschichte. Deshalb mag ich Game – Lust ohne Liebe schon sehr gern.
Über die Interviews mit Monster-Mädchen habe ich mir bis jetzt noch keine endgültige Meinung gebildet. Einerseits finde ich es wie der Protagonist spannend, die Lebensgewohnheiten und Probleme von anderen zu „erforschen“ bzw. zu erfragen und demzufolge gefällt mir das Thema dieses Mangas. Doch andererseits ist das Artwork etwas gewöhnungsbedürftig und manche Eigenheiten des Protagonisten (wie das Umarmen seiner Schülerinnen, als Lehrer) finde ich recht merkwürdig.
Die Geschichte ist nett, unterhaltsam und bietet zwischendurch auch tolle humorvolle Szenen, doch mit fehlt a) das gewisse Etwas und b) ein Ziel. Abgesehen von dem neugierigen Lehrer, der schon immer etwas über die Ajins – Vampire, Sukkuben und andere nicht-menschliche Wesen, die unter den Menschen leben – erfahren wollte und jetzt endlich die Gelegenheit hat, all seine Fragen zu stellen und Informationen zu sammeln, gibt es kein Ziel, keinen roten Faden. So stolpere ich als Leserin von einer schönen Szene in die nächste, doch ich weiß nicht, wohin mich mein Weg führen soll.
Mit Record of Grancrest War führt uns altraverse in die Fantasy – inklusive Magie, mittelalterlicher Hierarchie und Reisen zu Pferde. Die sprechenden Katzen nicht zu vergessen. 🙂 In typischer Heldenmanier zieht es unsere Protagonisten auf den Pfad der Rechtschaffenheit – mit anderen Worten: sie verfolgen ein höheres Ziel und legen sich dabei schon mal mit allen anderen an, die einfach nicht verstehen wollen, warum sie das tun. Oder die sich ihnen aktiv in den Weg stellen. Man sollte sich ihnen nicht in den Weg stellen, wenn ihr mich fragt.
Das Artwork finde ich super: der Stil gefällt mir sehr, es wird mit vielen tollen Details gearbeitet, aber auch größere Flächen und Panele, die aussehen, als kämen sie schnurstracks aus einem Anime, finden sich hier. Tatsächlich fände ich es super, wenn es einen Anime gäbe. Den würde ich mir wahrscheinlich tatsächlich gern anschauen …
Bis deine Knochen verrotten ist laut Verlag ab 15 Jahren und dem Genre Mystery zugeordnet. Ich finde, es geht ziemlich in Richtung Horror (SPOILER, zum lesen markieren: Es wird eine Leiche zerstückelt. Und hinten im Buch findet man die Anleitung dazu. SPOILER ENDE) und fände es besser, wenn der Manga auch so kategorisiert würde. Für mich war es stellenweise schon fast zu viel und ich bin sicher, dass es Leute gibt, die da noch empfindlicher sind als ich.
Die Geschichte handelt von einer Gruppe von fünf Freunden, die vor fünf Jahren gemeinsam jemanden getötet und verscharrt haben. Einmal im Jahr kommen sie am Grab zusammen. Und in diesem Jahr ist das Skelett verschwunden, es gehen Erpresseranrufe ein und irgendwie ist alles nicht mehr so, wie es einmal war. Auch hier weiß ich nicht genau, wohin mich die Handlung führen soll, möchte mich aber ehrlich gesagt auch nicht weiter damit befassen. Ich glaube, für Horrorfans ist dieser Manga genau der richtige, für mich jedoch definitiv nicht.
Qualitativ ist er wie die übrigen vier Manga auch sehr hochwertig und mit spürbar viel Liebe produziert worden. Meiner Meinung nach ist das Cover etwas irreführend: Ja, das abgebildete Mädchen kommt vor; ja, auch einen Totenschädel sieht man; und ja, einen Blick auf Brustansätze kann man auch in der Geschichte erhaschen. Aber das sanfte Lächeln, die zarten Farben, die friedvolle Stimmung, die hier impliziert werden, sucht man im Manga selbst vergeblich. Ich würde das Cover wesentlich düsterer gestalten.