Manga Review: ORANGE 01

Von Sebastian Gaebelein @Japaniac
Orange ist ein Shojo-Titel aus dem Hause Carlsen Manga und erscheint seit Juni 2016 im 3-Monats-Rhythmus. In Japan wurde der Manga 2012 bis 2015 aufgelegt und ist daher bereits mit 5 Bänden abgeschlossen. Aufgrund der Beliebtheit des Titels ist auch eine Realverfilmung in Form einer TV-Serie in Japan gestartet. Mangaka von Orange ist Ichigo Takano, welche mit dieser Veröffentlichung ihr Debüt in Deutschland hat.

Handlung

Die 16-jährige Naho erhält eines Tages einen Brief von ihrem zehn Jahre älteren Ich. Naho ist verständlicherweise skeptisch und hält ihn für einen Scherz. Allerdings werden in dem Brief Ereignisse beschrieben, welche auch tatsächlich eintreffen und Naho von dessen Echtheit überzeugen sollen.

Der Brief macht jedoch nicht nur Voraussagen über die Zukunft, sondern gibt Naho auch Anweisungen, was sie tun soll, um später nichts bereuen zu müssen. Dreh- und Angelpunkt scheint dabei der neue Schüler Kakeru zu sein, dessen Tod im Brief prophezeit wird.

Naho ist eine Person, die ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse denen ihres Umfelds hinten nachreiht. Einzig Kakeru scheint dies zu bemerken und versucht Naho davon zu überzeugen auch mal für sich selbst einzustehen. Dieser einfühlsame Charakter fasziniert Naho und sie beginnt sich in Kakeru zu verlieben.

Die Handlung verfolgt Naho und ihre Freunde durch den typischen Alltag eines Schülers. Dabei wird sie immerzu begleitet von den Anweisungen und Hinweisen des Briefes sowie von Vorausblenden in die Zukunft, die ebenfalls Naho und ihre Freunde zeigen. Nur Kakeru fehlt ... Wertung: 9,5

Zeichenstil

Der Stil hält sich ganz klar an das Shojo-Genre und passt perfekt zur Thematik. Feine Linien und ein durchgehend heller Eindruck, ohne viele dunkle Flächen vermittelt einen sanften und ruhigen Eindruck, der besser mit der Handlung nicht im Einklang stehen könnte.

Durch das Hauptaugenmerk auf die Figuren und die Erzählung sind Hintergründe Mangelware oder manche Panels einfach nur durch einen Satz oder einzelne Worte geprägt, wodurch dessen Aussagekraft dadurch an Gewicht gewinnen. Wertung: 8

Inhaltsanalyse

Wie oftmals erwähnt, handelt es sich bei Orange um einen Shojo-Titel. Dennoch erwartet den Leser keine schlichte, typische Romance-Story wie bei vielen anderen Mangas dieses Genres. Orange überrascht mit seiner, zwar nicht neuen, aber gut erzählten Handlung, Tiefgründigkeit und emotionalen Reife.

Auf weiterer Ebene vermittelt der Manga - gewollt oder ungewollt - Weisheiten, die jedem Leser unweigerlich seine eigene Lebenslage überdenken lassen. Sich selbst treu sein, die eigene Existenz wertschätzen, Chancen wahrnehmen und nicht verstreichen lassen, Ängste überwinden, und noch viele weitere Denkansätze und Interpretationsmöglichkeiten lassen sich aus der Handlung herauslesen.

Durch weiter Elemente wie Slice-of-Life, Drama und einer Prise Comedy ist Orange eine kleine, aber aufregende Achterbahn der Gefühle und jede Seite erfüllt den Leser mit einer Ambivalenz an innerer Wärme, Trauer und bangender Angst vor der Zukunft. Wertung: 9,5

Fazit

Orange ist ein gelungenes Werk und ein Beweis dafür, dass man sich nicht vom Genre bei seiner Wahl beeinflussen lassen sollte. Man muss sich allerdings bewusst sein, dass die Stärke des Mangas mehr in seiner gefühlten als in seiner sichtbaren Handlung liegt.