Maneater im Test – Ein Nerd taucht ab

Mit Maneater bringen Tripwire Interactive, die Macher von Killing Floor, ihr Open-World-Action-RPG in die Flossen der Gamer. Ob das Leben als gefräßiger Bullenhai auf Basis der Unreal Engine 4 begeistert oder das fertige Produkt doch zu sehr nach vergammeltem Fisch stinkt, verrät unser Test.

Hai liebe GamingNerd-Leserschaft! Schon beim ersten Anblick des ausgewachsenen Bullenhais im Tutorial fällt es einem wie Schuppen von den Augen! Das Biest ist eine echte Killermaschine. Egal ob Meeresbewohner, ahnungslose Schwimmer oder gar Boote und Anglerschiffe: nichts ist vor dem alles zermalmenden Kiefer des Hais sicher. Und das gilt nicht nur für unter und auf dem Wasser. Denn tatsächlich sind auch die wassernahen Landstriche aus Sicht unseres Hais nur eine vollbelegte Snackbar mit leckeren Strandbesuchern, die man springend und schnappend so lange jagen kann, bis der zunehmende Sauerstoffverlust uns wieder zurück ins Meer treibt. Sharknado war gestern! Hier kommt Maneater!

Deep Blue Sea

Maneater im Test – Ein Nerd taucht abDie Haie sind zurück! Damit meine ich aber nicht die Millionäre in der TV-Show Shark Tank, der US-Version von Höhle der Löwen. Stattdessen meine ich damit Filme und, offensichtlich, Videospiele. Denn im Kino trat zuletzt noch Jason Statham in Meg gegen einen urzeitlichen Riesenhai an. Und der Film Deep Blue Sea erhielt letztes Jahr eine Fortsetzung und ein weiterer Teil ist bereits in Arbeit. Auch Filme wie The Shallows oder 47 Meters down haben gezeigt, dass diese Tiere seit „Der weiße Hai" nichts an ihrer Faszination verloren haben. Nun gibt es, auch abseits von Ubisofts arcadigen Mobile Games Reihe Hungry Shark, auch ein vollwertiges Hai Action-RPG in einer abwechslungsreichen offenen Welt.

Doch um was geht es denn nun eigentlich? Im Tutorial übernehmen wir die Steuerung über eine ausgewachsene Killermaschine, nur um wenige Minuten und eine Cutscene später unser eigenes Haijunges zu spielen. Ein bisschen so, als ob Bambi an Tollwut erkrankt wäre, gilt es zuerst einmal zu überleben. Schutz finden wir dabei in einer Grotte. Dies ist unser Rückzugsort, sie und andere Grotten in der Spielwelt dienen auch als Schnellreisepunkte und hier nutzen wir unsere gesammelten Ressourcen, um uns weiterzuentwickeln. Das geschieht auf zwei Arten: mit jedem Meeresbewohner, der von uns gesnacked wird, füllt sich die gelbe Leiste am rechten, unteren Bildschirmrand. Ist die Leiste voll, steigen wir eine Stufe auf. Maximal bis Level 30. Alle paar Stufen weist uns ein Text über der Leiste daraufhin, dass wir eine Grotte besuchen sollen. Hier verwandelt sich unser Hai dann in die nächstgrößere Variante. Vom Jungtier, über das Leben als Teenager bis hin zum Megahai führt uns dabei die (Kredit)Haikarriere. Kredithai? Naja, nicht? Wie sonst soll sich ein Hai denn ein Leben in einem Stadtteil leisten können, in dem man mindestens 250.000 $ im Jahr verdienen muss? Solche und andere Kommentare gibt der unaufdringliche und vielseitige Erzähler gerne mal im Spielgeschehen ab.

Beim Fressen sammeln wir auch Ressourcen: Fett, Protein, Mineral und Mutagen verwenden wir, um nach und nach unsere steigende Anzahl an Organen (quasi wie so ne Art Perk) zu verbessern sowie verschiedene Teile unseres Körpers weiterzuentwickeln.

My head is like a shark's fin

Maneater im Test – Ein Nerd taucht abDenn wenn wir unser Sonar verbessern, verringern wir die Abklingzeit und erhöhen gleichzeitig die Reichweite. Das ist insbesondere hilfreich, um die zahlreichen Nebenaufgaben und Sammelgegenstände, die Vorratskisten, Nummernschilder und Aussichtspunkte auf der Karte zu finden. Diese werden dann nämlich dauerhaft als ? angezeigt und können somit leichter abgefrühstückt werden. Oder abgemittagt, je nachdem zu welcher Zeit ihr euren Hai fressen lasst. Verbesserungen des Herzes führen dazu, dass euer Hai deutlich mehr Lebenspunkte zur Verfügung hat. Mit anderen Organen, wovon maximal drei gleichzeitig aktiviert sein können, könnt ihr auch die Ausbeute eines Ressourcentyps erhöhen und die Menge an geheilten Lebenspunkten durch das Knacken von Schildkrötenpanzern oder eben dem Knuspern aller anderen Meereslebewesen oder auch Menschen wird erhöht.

Euer Hai verfügt aber auch über einige Slots, auf denen ihr upgradebare Teile aus verschiedenen Ausrüstungssets einsetzen könnt, sofern ihr sie im Rahmen der Story oder durch Nebenaufgaben freigeschaltet habt. So kann z. B. der Knochenkopf dafür sorgen, dass mehr Schaden gegen Boote ausgeteilt wird. Mit dem Schattenset lassen sich Gifteffekte einsetzen und das bioelektrische Set lässt euch Gegner mit Stromstößen beharken. Oder ihr aktiviert für kurze Zeit einen Knochenpanzer, der euch mehr Schaden austeilen und einstecken lässt. Dabei ändert sich die Optik eures Hais deutlich und ihr könnt verschiedene Setteile kombinieren. Aber je mehr Teile eines Sets ihr nutzt, umso höher die daraus entstehenden Boni. Die Upgrades von Stufe 1 bis 5 erfordern meist nur eine bestimmte Ressource und pro Stufenaufstieg eben mehr davon für die nächste Stufe. Bis zu dem Punkt, dass zusätzlich noch Mutagen benötigt wird. Neben dem steten Fluss an Meeresfrüchten gibt es noch eine andere Möglichkeit, an die begehrten Ressourcen zu kommen.

Wir brauchen ein größeres Boot!

Maneater im Test – Ein Nerd taucht abDenn die Progression ist eigentlich das größte Problem in diesem Spiel. Denn einerseits ist die Optik grundsätzlich in Ordnung, aber eben weit ab von großen AAA Produktionen. Zweckdienlich und durchaus besser als nur erträglich, merkt man dann aber doch auch der Optik das knappe Budget an. Denn es gibt nur eine Handvoll Modelle für Menschen und alle Boote und Schiffe tragen in ihrer jeweiligen Bauform den gleichen Namen. Fische und Co. gibt es dabei in verschiedenen Größen und Stufen, die sich optisch unterscheiden. Leider gibt es beim eigentlichen Gameplay, also außer dem kontinuierlichen Fressen, auch nicht viel Abwechslung. In jedem der Gebiete sind die gleichen Aufgaben zu erfüllen, um dadurch die nächste Storymission freizuschalten und noch mehr Ressourcen zu kassieren. Töte 10 Menschen, töte 15 Menschen, töte 5 Menschen. Oder töte 10x Welse, 10x Schildkröten. Und so weiter. Daneben können noch die angesprochenen Vorratskisten und Nummernschilder sowie Aussichtspunkte entdeckt werden. Dann müssen bestimmte feindselige Tiere erledigt werden und insgesamt, also durch erledigen der Aufgaben und finden der Sammelgegenstände, muss ein Fortschritt von mindestens 50% im Kartenabschnitt geschafft werden, bevor die nächste Hauptmission aktiviert wird. Dann muss ein Spitzenprädator, also ein besonders starkes Tier, erledigt werden.

Das kann auf Dauer ganz schön nerven. Für mal 1-2 Stunden zwischendurch ist das aber auch ok. Das Verbessern und Weiterentwickeln des Hais motiviert. Auch wenn die Story irgendwie nicht zum Gameplay passt. Denn die dramatische und drastische Geschichte über eine Art Kapitän Ahab, der von der Haijagd besessen ist und schon seinen Vater an einen Hai verlor, ist trotz der überzogenen Optik doch sehr ernst. Und das wo die Kommentare im restlichen Gameplay mit überbordendem Humor aufwarten. Ich habe mich manches mal gefragt, ob hier beim Entwickler etwas schiefgelaufen ist und die Cutscenes in Maneater eigentlich von einem ganz anderen Spiel sind oder es während der Entwicklung vielleicht eine Neuausrichtung der Grundstimmung im Spiel gab und die Cutscenes dann ja vielleicht schon fertig waren. Sei`s drum.

Das alles ist aber vergessen, wenn man in bester Street Sharks Manier an Land einen Rave stürmt und wild schnappend mit brutal klingendem Kieferzuschlagen auf die Partygäste losgeht oder haufenweise Boote der Haijäger auf den Grund schickt.

Maneater im Test – Ein Nerd taucht abFlossen hoch! Das würde wohl die Polizei zu unserem Partycrasher sagen. Aber die Jäger schießen mit Harpunen, Maschinengewehren und werfen Sprengstoff nach unserem tollwütigen Nemo und bekommen dafür ein paar Zahnabdrücke zurück. Optional können wir nämlich immer weiter Jäger auseinandernehmen, um so das Fahndungslevel, hier Niedertracht genannt, zu erhöhen. Mit jedem Stufenaufstieg in Niedertracht erscheint einer von insgesamt 9 Bossjägern. Zermalmen wir auch diesen zwischen unseren Kiefern, bekommen wir einen weiteren Ausrüstungsgegenstand. Das motiviert. Auch wenn die Kamera in den Kämpfen oft ein größerer Feind ist, als sie es wohl sein sollte. Denn leider gibt es keinen Aufschaltmodus für Feinde, so dass wir ständige die Kamera neu ausrichten müssen. Das ist besonders beim Kampf gegen Krokodile, Orcas und andere Haie später im Spiel recht nervig. Umso befriedigender ist es dann, wenn eines unserer Opfer in unserem Maul hängt und wir mit Zappelbewegungen durch hin- und herbewegen des rechten Analogsticks dem Snack den Rest geben.

Fazit

Tintenfische und Fotomodus! Das sind die beiden Punkte, die mir in diesem augenzwinkernden Abenteuer unter der Meeresoberfläche fehlen. Naja und vielleicht noch etwas mehr Abwechslung. Denn obwohl die verschiedenen Wasserareale sich optisch und auch in der Weitläufigkeit und natürlich auch der Wasserfarbe stark unterscheiden, so ist der Haialltag doch immer der gleiche. Einerseits immer alles fressen was mir zwischen die Kiefer kommt, andererseits Nummernschilder, Vorratskisten und Aussichtspunkte finden und essen bzw. öffnen bzw. öhm naja, essen. Klar, die Positionen der vorgenannten Punkte erfordern manchmal ein wenig Einsatz. Schließlich muss man bei einem Nummernschild, das 15 Meter über der Wasseroberfläche schwebt erstmal schauen, wie man da nun am besten rankommt. Aber damit hört die Abwechslung in diesem Punkt dann auch auf. Auf jedem Abschnitt der Weltkarte muss man 50% Fortschritt erreicht haben, sowie die immer gleichen Aufgaben erledigt haben, bevor die nächste Storymission freigeschaltet wird. Die dann aber auch immer nur das Ansehen einer Zwischensequenz beinhalten. Zumindest überwiegend. Dabei passt die drastische und dramatische Geschichte in den Cutscenes nicht zu den restlichen 99% der Spielzeit, wie sich vor allem durch einen kruden Humor zeigt, der mich während meiner knapp 15 Stunden bis zum Abspann durchaus öfter zum Schmunzeln gebracht hat. Oder gar zum Lachen. Ja, euch meine ich, ihr drei Muscheln! Als Spiel für zwischendurch ist Maneater absolut geeignet. Denn dann fällt gar nicht mehr auf, dass man immer das Gleiche macht. Andererseits macht der Kreislauf aus Jagen, Fressen und weiterentwickeln aber auch einfach zu viel Spaß, um nach zwei Stunden schon wieder aufzuhören. Am Ende ist Maneater ein netter, kleiner Titel der dann doch viel besser ist, als ich ursprünglich zu hoffen gewagt habe. Wer mit dem abwechslungsarmen Gameplay klarkommt, wird durchaus ganz gut unterhalten.


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