Manchmal Muss Man Umplanen

Von Triarsten @triarsten

Eigentlich wollte ich mich diese Saison step-by-step zu großen neuen Ufern aufschwingen. Herbst und Winter liefen nicht optimal mit den Problemen in Schienbeinen und im Rücken. Da war Pause, Demut und viel Stabitraining gefragt. Alles habe ich verfolgt. So ging es mir Ende Januar wieder ganz ordentlich und die Zeit war reif, um die Ziele für die Saison 2016 zu definieren. Eine Marathonbestzeit sollte dieses Jahr schon rausspringen. Außerdem schwirrt dieses Ultradings seit einiger Zeit in meinem Kopf herum. Und dann könnte man ja auch noch so nebenbei die Bestzeiten auf den Unterdistanzen angreifen, wenn es gerade passt. Nach den vergangenen Wochen muss ich nun feststellen: Es passt nicht.

Mit meiner hartnäckigen Adduktorenzerrung, die ich mir vor drei Wochen zugezogen habe, war das Marathontraining für den Barcelona Marathon für die Katz. Drei Wochen war ich gar nicht laufen. In dieser Zeit habe ich nur zweimal auf dem Rad gesessen, das wars. Schnell war klar - es kann nur ein Ziel für den Barcelona Marathon geben: Finishen! Das ist nicht schön, wir wissen alle, wie frustrierend es ist, wenn man nicht trainieren kann. Aber Demut habe ich gelernt. Andere müssen länger pausieren. Ich wäre im Moment schon überglücklich, wenn ich den Marathon finishen kann. Die Zeit wird unterirdisch, das ist klar. Aber das ist total egal. Wenn ich es schaffe durchzukommen, dann ist das unter den gegebenen Umständen schon eine Riesenleistung.

Wenn man pausieren muss fängt man an Pläne zu schmieden. Für die Zeit nach der Verletzung, wenn man wieder fit ist. Manchmal steckt man sich noch höhere Ziele als zuvor, weil man den Sport so sehr vermisst. Nach der Verletzungspause ist man noch heißer, als vorher. Manchmal denkt man aber auch um. So ist es mir ergangen. Die Ziele für diese Saison sind für mich einfach zu hochgegriffen. Schnell werden und die Distanzen vergrößern, das ist gerade einfach zu viel. Dafür ist mein Job zu stressig. Er zehrt an mir, raubt mir viel Kraft. Außerdem hat es in den vergangenen Monaten einfach zu häufig gezwickt. Also auf geht's - die Ziele neu stecken und daraus neue Kraft schöpfen. Anspruchsvolle, aber erreichbare Ziele müssen es sein. Erreichbar insbesondere auch unter Einbezug der Gesamtlebenssituation.

Bei mir kam folgendes heraus: Ich möchte mich an längere Distanzen herantasten. Bisher bin ich noch nie mehr als zwei Marathons in einem Jahr gelaufen. Das möchte ich 2016 ändern. Ich träume von vier bis fünf Marathons in einem Jahr. Das ist bereits ein hochgestecktes Ziel und mal schauen, ob das machbar ist. Erst einmal gilt aber, dauerhaft gesund zu werden. Die großen Zipperlein rausbekommen. Das geht nur durch konsequentes Stabi- und Krafttraining. Und die Ausdauerbelastung sollte gut durchdacht sein. Vielleicht ist „nur" Laufen zu einseitig. Also doch wieder einmal in der Woche ins Wasser hüpfen. Und nach Barcelona auch wieder einmal in der Woche aufs Rennrad schwingen. Dafür dann statt vier- bis fünfmal nur dreimal in der Woche Laufen. Das ist der Plan bis zum Berlin Marathon Ende September. Danach wird das Wetter wieder schlechter und die Radeinheit kann durch eine Laufeinheit ersetzt werden. Wenn ich gesund bleibe und alles funktioniert wie geplant, kann ich im Herbst Richtung Rodgau 2017 schielen. Ob das alles machbar ist, ist abhängig von meiner Gesundheit. Ich will unbedingt langfristig von größeren Verletzungen verschont bleiben. Dafür bin ich bereit, viel Präventionstraining zu leisten und beim Ausdauertraining etwas zurückzustecken. Ich werde auf Tempoeinheiten erst einmal komplett verzichten. Stattdessen werde ich die Laufkilometer Schritt für Schritt steigern, dabei aber trotzdem erstmal bei drei Laufeinheiten in der Woche bleiben. Und dann schauen wir mal, wo der Weg mich hinführt.

Jetzt heißt es aber erstmal den steinigen Weg des Finishens in Barcelona gehen. Das wird hart. Verdammt hart. Aber ich bin bereit. Nicht körperlich. Aber mental. Und mein Läuferherz ist meine große Stärke, auf die ich zähle, nächsten Sonntag. Barcelona, mach Dich bereit. Ich bin bereit, trotz, oder gerade wegen der schwierigen Umstände!