Manchmal hat die FDP tatsächlich recht

Es ist eine hochinteressante Mannschaft, die da gerade Libyen die Freiheit bringt. Tatsächlich verblüfft es mich, dass sich unsere Kanzlerin da nicht eingereihtt, fast noch mehr, dass unser Aussenminister ernsthaft zögert, denn der Jubel der Mehrheit wäre ihnen ja sicher. Und was diese Regierung bereit ist, wegen anstehender Wahlen auf die Beine zu stellen, haben wir ja nun in den letzten Wochen gesehen. Vielleicht muss man ihr deswegen gleich doppelt gratulieren, dass sie dieses eine Mal erstmal nachdenkt.

Den französischen Präsidenten hat das ganz offensichtlich inspiriert, für einen Führer der us-amerikanischen Streitkräfte machen sich solche Bilder ohnehin immer gut, selbst wenn er Friedennobelpreisträger ist. Es stört scheinbar niemanden, dass  zur Neuauflage der "Koalition der Willigen" 2011 dann Staaten wie die vereinigten arabischen Emirate gehören oder Katar, die gerade zu Hause ihre eigene Opposition niederknüppeln: Da wären wir schon in toller Gesellschaft.
Der Tschad ist sowas wie eine Landeplattform zum Bombardieren Libyens, auch eine fantastische Adresse, wenn es um Menschenrechte geht.

Und alle Welt wundert sich: Warum greift die NATO nicht ein? Ein bißchen tut sie das ja, gerade kurven Minenjagdboote in Richtung Libyen. Aber warum genau sollte dies ein Ernstfall für ein Verteidigungsbündnis sein ?! Quer durch sämtliche großen Tageszeitungen lese ich das, nicht wie eine Frage, sondern fast schon wie ein Vorwurf. Ich muss irgendwas verpasst haben.

Scheinbar würden Sie, also der Bundebürger, in großer Mehrheit gerne da mitspielen. Immerhin scheinen die Rollen so schön klar verteilt zu sein, und wer wollte da nicht einer der Guten sein, die Feuer und Tod über die Bösen regnen lassen. Ich bin versucht, Ihnen zu erklären, was genau Bomben und Raketen tun, wo immer sie aufschlagen. Was sie also auch mit Zivilisten und ziviler Infrastruktur tun, selbst wenn man noch so gute Gründe hat, und dass sie, genau wie überall, quasi als Nebenprodukt zornige Angehörige und Wut produzieren.

Sie haben nun in den letzten Jahren dabei zugesehen, was wir so alles treffen, wenn wir das Böse bekämpfen, Botschaften und Hochzeiten eingeschlossen - das hat natürlich damit zu tun, dass in solchen Konflikten meist Material zum Einsatz kommt, das sonst umso teurer verschrottet werden müsste. Aber scheinbar ist Ihnen der Gedanke fremd, dass man sich Alternativen überlegen sollte, und das ein Plan für die Zeit nach den Bomben und Raketen existiert, habe ich merkwüdigerweise auch noch nicht gehört. Und da sollen wir also mitmachen?

Die Resolution enthält ja nicht mal ein vernünftiges Wirtschaftembargo- ich kann mich an Zeiten erinnern, da hat man Bomben und Raketen mal als "letztes Mittel" bezeichnet. Hier durften die Diplomaten aller beteiligten Staaten aber nur noch zusammenkommen, um nach der eiligen Distanzierung von einem einst hochgeschätzten Staatsgast die Bombardierung seiner Handlanger zu beschliessen, während man mit der nicht allzu rebellischen Elite des Landes weiter Ölgeschäfte macht.

Ich kann es ja selbst kaum fassen, aber wenn unser Aussendesaster da sagt...

"Es macht ja wenig Sinn, dass einerseits militärische Angriffe in Libyen geflogen werden, dass Bomben fallen, aber gleichzeitig noch ein Ölhandel mit dem System Gaddafi betrieben wird"

Westerwelle z.B. auf Deutsche Welle

... kann ich ihm tatsächlich nur Recht geben, und wenn sein Generalsekretär sagt...

"Unsere Mittel sind verschärfte Sanktionen für dieses Regime und keine militärischen Operationen. Wir drängen auch weiter darauf, die unterschiedlichen Sanktionen zu verschärfen. Es ist ja nicht erklärbar, dass bestimmte Nationen zwar militärisch intervenieren wollen aber weiter Öl-Handel betreiben"

Linder z.B. auf Tagesschau.de

... dann finde ich das auch logisch, logischer zumindest als Ihren Wutbürgerplan, sich in dieses Abenteuer zu stürzen. Ok, was genau das werden soll, wenn es fertig ist, sagen mir die FDP-Oberen nun auch nicht. Aber ich bin mit dieser Position dann gerne mal isoliert, auch wenn es Andrea Nahles nicht passt. Ich kann zwar verstehen, dass die SPD im Moment auf Teufel komm raus ihre - und meine-  Flagge in den Wind halten muss, aber dieser Sturm könnte doch etwas über die Landtagswahlen hierzulande hinausgehen.

Das Wetter ändert sich ständig.


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