Man selbst sein oder wer anders? – Serienunikat

Von Buecherchaos @FranziskaHuhnke

Serienunikat

Chantal-Fleur  Sandjon

Script 5, 2014

978-3839001684

14,95 €

Amazon

Rezensiert für die:

Bücherkinder

Manche Geschichten brauchen ein neues Gewand, denn auch ihre Leser wandeln sich. Und so finde ich es gar nicht schlimm, dass Ann-Sophie den großen Schritt in eine neue Welt macht. Ann-Sophie hat eigentlich einen vorgefertigten Lebensweg. Ihre Eltern wollen, dass sie in Heidelberg Pharmazie studiert und mit Mutti die Apotheke übernimmt. Aber mal ehrlich, wer macht schon das, was die Eltern sagen. So zieht Ann-Sophie aus, um Berlin kennen und lieben zu lernen. Oder nicht?

Es ist vor allem eine Geschichte, die wunderschön zu lesen ist. Die Autorin trifft oft den richtigen, nachdenklichen Nerv von jungen Menschen, die sich gerade nicht sicher sind, was das Leben, für sie bereit hält. Dabei benutzt sie so schöne Umschreibungen, dass sogar komische Dinge eine schöne Note erhalten. Ich, die schon etwas älter ist, konnte sich über die Schönheiten freuen, da das Buch aber kein Mindestalter hat, sollte man schon so alt sein wie die Protagonistin, damit der Leser auch manchmal ihre Ironie richtig versteht.

Die Charaktere sind ein bunt zusammen gewürfelter Haufen. Da ist für jeden etwas dabei. Ob nun die schillernde, neue Freundin im Minirock oder der nette Kommilitone, der sich etwas verliebt –  es gibt nichts, was es nicht gibt. Ann-Sophie umgibt sich mit netten Menschen, aber auch solchen, die eine Macke haben. So ist Stefan manchmal ein Drogendealer und Monk von Herzen Aktivist gegen alles. Manchmal sind mir die Themen auf die Nerven gegangen, auch weil sie nicht den Platz bekommen haben, vernünftig zu wirken und erklärt zu werden. Nicht jeder Leser versteht sofort, warum Monk Guerilla Gärtner ist oder was er mit seinen Essgewohnheiten meint. Meist stecken dahinter nämlich richtig tiefsinnige Gedanken, über die sich auch Ann-Sophie später noch selbst Gedanken macht.

Leider bleiben einige Charaktere sehr blass, was auch damit zusammenhängt, dass ihre Hobbys und Ansichten nicht ausführlich erklärt werden. Monk ist interessant, aber sein Potential wurde nicht voll ausgeschöpft und auf Stefan hätte ich fast völlig verzichten können!

Berlin wird von seinen schönen und schlechten Seiten dargestellt. Wenn jemand auszieht und plötzlich auf sich allein gestellt ist, braucht er schon die richtige Mentalität, um in einer Großstadt überleben zu können. Der Leser begleitet also Ann-Sophie bei dieser Reise zu sich selbst. Das hat mir sehr gut gefallen, weil nicht immer alles gut wird, es aber auch manchmal den erhobenen Zeigefinger gibt, der den Leser darauf aufmerksam macht, dass nicht alles auf der Welt in Ordnung ist.

Zwischendurch lese ich Facebook-Updates und Twitternachrichten. Aber das fällt wirklich nur am Rande auf und ist sogar manchmal sehr lustig. Es unterstreicht, dass wir uns im 21.Jahrhundert befinden.

Ich würde 4 Sterne/Bücherpunkte vergeben, da ich den Schreibstil und das Thema wirklich mochte. Es ist zwar nicht neu, aber gut neu aufgelegt und verfügt über einige Dinge, die im Leben sehr wichtig sind.