Ein Schlückchen in Ehren darf niemand verwehren.
Schon gar nicht, wenn es sich bei dem Schlückchen um ein sehr eigenwilliges Gebräu namens Man's Gin handelt und mindestens so hochprozentig wie das namensgebende Wacholderdestillat ist.
Die Männer hinter Man's Gin heißen Erik Wunder, Josh Lozano und Scott Edward und vor allem Wunder hat eine eher deftigere musikalische Vergangenheit, kommt er doch von den Black Metallern von Cobalt. Mag sein, dass deren letztes Album "Gin" bei der Namensgebung keine ganz unentscheidende Rolle gespielt hat.
Doch nun zum Debut "Smiling Dogs". Kein Metal, kein Geschrei, keine Verkleidung sondern purer ehrlicher und glasklarer Americana, gewürzt mit einem Hauch Gothic Country. Songs wie "Free" oder auch "Solid Gold Telephone" sind darauf zu hören, einfache, mit nöliger Stimme vorgetragene Alltagsbeschreibungen, die sich allerdings auch gerne mal in simplen, aber doch ausufernden Instrumentalpassagen verlieren dürfen. Vor allem bei letzterem punkten das herrlich akzentuierte Piano und durchaus kraftvollen gemischten Vocals. Das zweigeteilte "Nuclear Ambition" ist da von eher nüchterner Sorte. Verschleppte, staubtrockene Gitarrenklänge leiten den ersten, sehr amerikanischen Part ein, manch einer mag sich an den staubigen Roots- und Grunge-Rock Alice in Chains erinnert fühlen. Der zweite Part nimmt die begleitende Melodie auf, lädt aber zügig ein Chello zum Stelldichein ein, es wird aus voller Kehle gesungen und plötzlich mag man sich eher einen hübschen Bourbon denn den namensgebenen Seelenwärmer hinter die Binde kippen.
Es ist das leicht unheilschwangere, benebelte was "Smiling Dogs" strändig begleitet. Natürlich darf hier auch die klassische Ballade nicht fehlen, deren Platz hier von "The Death Of Jimmy Sturgis" eingenommen wird und bei der Erik Wunder dem stimmlich artverwandeten Eddie Vedder gar zu nah kommt. "Hate.Money.Love.Woman." ist dann wieder beste Americana-Tradition, 3 Mann ans Lagefeuer und los gehts. Den Chorus kann man nach 2mal hören mitsingen, geschunkelt wird sowieso und wenn das Feuer runtergebrannt ist und das Feuerwasser nur noch sanft in der Kehle brennt, darf dann auch beherzt geflucht werden: "Doggamn"
Der heimliche Hit verbirgt sich übrigens reichlich am Anfang von "Smiling Dogs": "Stone On My Head" ist geradezu prädestiniert, das Aushängeschild von Man's Gin zu werden: galoppierend wie ein junger Mustang und wärmend wie die gleißende Wüstensonne.
Der Soundtrack für einen ungeschriebenen Western: