Man findet das gut, was man kennt.

Von Lukas Röthlisberger @Adekagabwa

Welche Musik gefällt Dir? Welche Speisen magst Du? Welche Kunst findest Du schön? Weshalb gefällt Dir das andere nicht? Vor kurzem habe ich gelesen:

Man findet das gut, was man kennt.

Wenn wir den ersten Takt eines Musikstücks hören, dann macht das Gehirn sofort seine Prognosen, wie es weitergeht. Entsprechen dann die Folgetöne oder -rhytmen in etwa dieser Erwartung, dann findet man das Stück gut. So einfach.
Im verlaufe des Lebens verstärkt sich diese Prägung und deshalb hören die meisten Menschen am liebsten immer die selbe Stilrichtug (Genre). Aus dem gleichen Grund freut man sich auch immer wieder an ein und demselben Stück.
Quelle US NCBI (Bhattacharya)  

Genau gleich ist es mit der Literatur: werden die Erwartungen erfüllt, dann findet man das Buch gut. Es ist gar so, dass man die Pointe schon kennen kann (letzte Seite vom Krimi schon gelesen) und man findet das Buch noch besser. Bücher in einem Stil, den man nicht kennt, findet man nicht gut.
Quelle US APS (Leavitt)

Und ebenso bei der Kunst: das Gefällt, was dem entspricht, was man selber schon kennt und positiv besetzt hat. So verkaufte Van Gogh zu seiner Zeit kaum Bilder, die Leute fanden sie hässlich – sie kannten den Stil (noch) nicht. Heute kennt jeder diese Gemälde, sie werden für neunstellige Summen ersteigert – weil sie heute bekannt und daher schön sind. Merkwürdig.

Nun, wir funktionieren halt so – aber eigentlich beunruhigt mich das ein wenig. Ja es motiviert mich sogar zu lernen, andere Dinge gut zu finden :

  • Speisen, die ich bisher nicht so mochte
  • Bilder, mit denen ich nicht so viel anfangen konnte
  • Musik die ich selten hörte
  • Texte, die ich bisher nicht so las

Was hast Du für Erfahrungen damit gemacht?

BILD: Wie ein lauer Sommerwind / 22cm x 30cm / Glasmalfarben und Stofffarben auf Notencollage auf Papier / 2010, Nr.10-038 / 150 CHF