Mambo Number Two

Vorbemerkung: Eigentlich hatte ich diese Woche nur eines dieser netten Erlebnisse mit Kindern in der Mache, als mich gestern die Realität erwischte: „Das Bonner Möbelhaus Mambo macht dicht.“ So gesehen paart sich zu den folgenden Zeilen eine leichte Melancholie, dass gerade das Liebenswerte eines lokalen Möbelverkäufers verschwinden wird.

Vor kurzem sah ich wieder so ein Pärchen. Morgens, als ich den Vierjährigen in den Kindergarten brachte. Die beiden, noch in der Blase des Neugeborenenglücks. Mit dem obligatorischen Ringen unter den Augen. Aber: Schon beim Vorgespräch zum Anmelden des Geburtsjahrgangs 2017 in den Regelkindergarten. Wohlgemerkt, wir haben in diesem Kindergarten keine U3-Plätze. Frühestes Eintrittsdatum des Neugeborenen wäre dann wohl Sommer 2020. Chapeau, dachte ich mir, als ich der jungen Familie den Weg zum Büro der Kindergartenleiterin wies. Sahen völlig normal aus (bis auf dieses glückselig-blödsinnige Strahlen in den Augen und den bereits erwähnten Ringen drum herum). Aber gut organisiert eben.

Waren wir damals nicht. Und sind es heute nicht. Die Kindergartenplätze haben wir inzwischen durch. Ist nicht mehr unser Problem. Und ich nehme mal an, das erwähnte Pärchen war noch vor dem Schwangerschaftstest den Nachwuchs bei einer Tagesmutter anmelden. Würde ich heute auch so machen. Und dann, mit dem Eintritt des Nachwuchses in den Kindergarten schlage ich vor, dass man sich ein Restaurant sucht für die 4-5 Jahre später folgende Erstkommunion. Machten wir leider auch nicht.

Huch! Wundern Sie sich vielleicht jetzt?! Da kann ich nur vermuten, dass Sie evangelisch sind. Erfahrenen Katholikeneltern schauten uns mittleidig zum Auftakt des Erstkommunionelternabends an: Und Ihr habt weder Restaurant, Anzug noch Kerze bisher? – Nö, ist ja erst in 10 Monaten.

Was für ein fataler Anfängerfehler! Das Herumtelefonieren in einschlägigen Etablissements gastronomischer Genüsse wurde nach und nach auf einen Umkreis 50 km um Bonn erweitert. Die – vermeintlich – positiven Antworten bezogen sich dann schon auf eine mögliche Erstkommunionfeier im Jahr 2018. Nein, ich fragte doch wegen des 7. Mai 2017… Die Antworte variierten in der Tonlage von „Im Ernst?!“ / Höflichem Schweigen. / Professionellem Antworten: „Es tut mir leid, wir sind da schon seit langem vollständig ausgebucht.“

Als sich dann familiär klären ließ, dass wir sowieso nur eine kleine Schar an diesem Tage sein würden – weniger als 20 – beschlossen wir, aus der Not eine Tugend zu machen und zum Essen nach Hause einzuladen. Das lässt sich bei uns gastronomisch durchaus machen (spanische Gattin!) und entsprach dann auch meinem Geldbeuteldenken (schwäbische Herkunft!).

Allerdings, wenn es nicht der Tapeziertisch sein sollte, musste da schon mal ein vernünftiger Esstisch her. Langfristige Investition. Wir brachen auf ins Möbelhaus. Nun hat ja ein Möbelhaus optisch was von einem Indoorspielplatz, aber es IST keiner. Diesen Sachverhalt wollte von unseren drei Jungs natürlich keiner einsehen. Und somit war ein Elternteil immer damit beschäftigt, die drei Jungs von einem Art Hürdenlauf über diverse Couchgarnituren, Esstische oder gar fragile Dekoauslagen abzuhalten.

Zusammengefasst: Wir Eltern hatten ca. 5 Minuten quality time, um uns auf einen Esstisch zu einigen. Wir verabschiedeten uns vom Verkäufer, sammelten unsere Hürdenspringer also wieder ein und wollten uns zuhause noch einmal Gedanken machen. Der Countdown stand nunmehr auf 5 Monaten vor Erstkommunion. Das Gedankenmachen ging im allgemeinen Chaos unter. Bei Erstkommunion Minus 4 Monaten tauchte das Thema wieder auf. Ein erneuter Möbelhausbesuch stand an. Besser organisiert wussten wir dieses Mal um das dortige Bällchenbad und luden den Nachwuchs dort ab. Damit hatten wir ca. 15 Minuten quality time zur Esstisch-Beratung. Dann kam der erste Ballweitwurfspieler schon mit Tränen in den Augen und rieb sich den Unterarm. Kein Problem, wir nehmen den Tisch. Der Verkäufer und ich regelten noch schnell das Schriftliche. Im Kleingedruckten dann was von einer Lieferzeit von 3 Monaten. Ich überschlug die Zeit und kam auf ca. Anfang Mai. Ops, jetzt würde es aber knapp werden. Aber lean production und just in time waren die Management-Begriffe meiner Studienzeit. Klappt schon.

Bei Erstkommunion Minus 2 Monaten erreichte mich eine Mail: „..aufgrund von Lieferschwierigkeiten (blablabla) leider erst in der 22. KW….(blablabla)“ Mal abgesehen davon, dass ich mein Leben nicht in auswendig gelernten KW-Nummern takte, wurde mir beim Aufschlüssel der Zahlen-Buchstaben-Kombination klar, dass die 22. KW in Erstkommunion PLUS 1 Monat gehen würde. GEHT GAR NICHT, dachte ich mit Herzrasen als vor meinem inneren Auge die feinanzügliche Kommuniongesellschaft picknickenderweise im Garten auftauchte. GAR NICHT!

Aber schließlich fügt sich bei einem solch transzendentalen Ereignis alles mit göttlicher Hand. Der Deux ex machina kam in Gestalt des freundlichen Verkäufers jenes Möbelhauses. Kein Problem. Man bringe eben zur Erstkommunion den Ausstellungstisch. Und zum Liefertermin dann den richtigen Tisch. Das gehöre zum Service.

Ich war verblüfft. Und hatte nur eine Erklärung: Der Verkäufer ist katholisch. Und hat bereits eine Erstkommunionsfeier hinter sich.

Auch erschienen im Bonner Familienmagazin Moskito

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