Mambo der Vierte: nach Hause zurückrückrückrück …

(Teil 1 hier *KLICK*, Teil 2 hier *KLICK*, Teil 3 hier *KLICK*)

„Biegen Sie in. Einem. Meter. Links ab“, sagt er.
„Alles klar, Schatz!“, sage ich.
Gekonnt und elegant lenke ich das logansche Familienauto aus dem blöden Parkhaus in die Freiheit.
PINK und ihr Funhouse sorgen für boshaft-ironische Fröhlichkeit – und so manchen falsch getroffenenTon- und schon fahre ich wieder auf der Straße gen Groß-Bummelsdorf.

„Zufahrt Groß-Bummelsdorf gesperrt“

Hmpf.
„Keine Chance!“, erkläre ich dem Navi, dass mich mit sturer Beharrlichkeit dazu auffordert, durch die Baustellenabsperrung zu brettern. „Das lassen wir mal lieber sein!“
Also rum um die Kurve und brav den Umleitungsschildern gefolgt.
Moment Mal: Welche Umleitungsschilder? Ich soll der U 123 folgen, aber hier sind nirgendwo Schilder!!!???
Also folge ich meinem Navi, das erst halb kollabiert ist vor Schreck („Bitte wenden Sie bei nächster Gelegenheit!“ – „Bitte wenden Sie bei nächster Gelegenheit!“ – „Bitte wenden Sie bei nächster Gelegenheit!“), sich aber wohl mittlerweile an die neuen Gegebenheiten angepasst hat („Fahren Sie in. 80. Metern in den. Kreisverkehr und nehmen Sie. Die. Zweite Ausfahrt“). Also mache ich das doch mal!

Eine Viertelstunde und etliche Schweißperlen später stelle ich fest, dass diese wunderbare Stadt noch sehr viel altes Kopfsteinpflaster zu bieten hat, eine vielfältige Architektur, Einwohner und Besucher verschiedener Intelligenzentwicklungsstufen („Wie benutze ich einen Zebrastreifen?“, „Warum hat die Ampel Lichter?“ und „Warum sollte man nicht vor diesem komischen Brumm-Brumm einfach auf die Straße gehen?“ sind Fragen, die in der Erziehung offenbar gerne vernachlässigt werden) und eine ganze Menge mehr.
Problem: Den Brunnen da kenne ich doch schon!!!??

Als ich wieder vor dem Schild mit der Aufschrift „Zufahrt Groß-Bummelsdorf gesperrt“ stehe und mich mein Navio erneut beharrlich zum Begehen einer Straftat auffordert, ist der Fall klar: „Du A*schloch hast mich im Kreis geführt!“
Boah, dieser P*nner!
„Mami, mit wem redest Du?“
Äh … „Nicht mit Euch, mein Schatz!“
Vorwurfsvoll: „Mama, Papa hat gesagt, Du sollst nicht immer so mit dem Navi reden, wenn Kinder dabei sind. Weil Du Vorbild bist, das hat Papa gesagt!“
Ahrg. „Schon gut, mein Schatz!“
Was tun?
Das Blöde an dieser modernen Welt ist ja, dass man nichtmal mehr in Ruhe auf Englisch fluchen kann. Blödes, amerikanisiertes Fernsehen, besch…eidene Anglizismen!
Ich probiere es daher mit einem Mix mir bekannter Flüche aus anderen Sprachen, während ich – noch immer ohne Sichtung irgendwelcher Umleitungsschilder und mit mit widersprechendem Navi – einfach mal nach rechts abbiege.
„Kurwa!“, schimpfe ich (was bei mir wie „kurba“ klingt, keine Ahnung, ob das so richtig ist) und „Ha siktir“ (dessen Schreibweise so gar nicht mit meiner Aussprache übereinstimmt, das wäre eher so ein „hasiktisch“ 😀 ) und natürlich das wohlklingende, allseits beliebte „Merde!“
„Mamaaaaa, jetzt schimpf doch nicht so viel!“, kommt es von hinten.
*Seufz* Macht wohl doch noch immer der Ton die Musik.

Irgendwie und obwohl ich doch ein im Grunde ganz anständiger Mensch bin, bin ich in meiner persönlichen Hölle gelandet. Heiß, stickig, mittlerweile wieder Nölkinder, ich kenne mich hier nicht aus und diese blöde Stadt will mich hier nicht rauslassen! Wohin ich mich auch wende, immer lande ich vor einem Schild „Zufahrt Groß-Bummelsdorf gesperrt“. Fehlt ja nur noch der Mann mit der Kettensäge …

Als ich dann doch mal ein Umleitungsschild 123 finde und ihm folge, stehe ich alsbald … vor einem freundlichen Schild, welches mir vom Ende meines Lebens der Straße kündet, baustellenbedingt.

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OK, jetzt reicht`s!
Ich stelle das Navi, das vorwurfsvoller und unlogischer argumentiert, als jeder meiner Exfreunde, auf stumm und fahre die Molly-Notfalltaktik: Raus aus der Stadt, egal in welche Richtung, und dann drumherum nach Hause.

Was soll ich sagen? Genial wie immer geht mein Plan natürlich auf. Nachdem ich gefühlte 100 Jahre in dieser besch…eidenen Stadt mit ihren unfähigen Baustellenplanern und -Schilderaufstellern herumgeeiert bin, befinde ich mich endlich wieder auf einer herrlichen Landstraße, auf der ich dann auch mal wieder schneller als die 42,5 km/h fahren darf, die in GrößereStadtirgendwodahinten außerhalb der 30er-Zonen zu gelten scheinen.

Mittleres: „Ahhh, endlich! Wie gut, dass uns das Navi geholfen hat, stimmt`s Mami?“
GAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!

Besiegt, erschöpft, erniedrigt und eingelegt in eigener Marinade fahren wir endlich wieder durch bekanntes Gebiet. Der Himmel verfinstert sich, Wolken brechen und das Gewitter kracht über uns herein. Die Temperaturen fallen schneller, als die Autoheizung anspringt. Ich zittere vor Kälte. Die Kinder nölen und quäken Hunger und Durst und warm und kalt und langweilig und irgendwann schalte ich einfach um auf Überlebensstrategie Durchzug.

Zu Hause angekommen regenerieren die Kinder in 0,8 Millisekunden, fallen über alles Essbare her und tanztoben dann singend durch`s Haus. Herrn L. geht es besser und Größtes hat Langeweile.
Ich gehe schnurstracks ins Schlafzimmer. Streiche kurz die Decke glatt und lege mich zum Sterben nieder.

Ende


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