[Mamaleben] Von Ratgebern und Erziehungstipps – mein Plädoyer für mehr Bauchgefühl

Es gibt sie schon zuhauf: Artikel und Beiträge in denen bestimmte Erziehungsansätze kritisiert und auseinandergenommen werden. Das will ich hier eigentlich gar nicht machen. Falls sich jemand aber doch kritisiert oder angegriffen fühlt: Es tut mir leid. Ich weiß nicht genau, wohin dieser Text eigentlich gehen wird - manchmal schreibe ich darauf los und auf halbem Weg merke ich, dass ich eine ganz andere Abzweigung genommen habe, als ursprünglich beabsichtigt.

Also gut. Ich lege einfach mal los.

[Mamaleben] Von Ratgebern und Erziehungstipps – mein Plädoyer für mehr Bauchgefühl

Ich bin jetzt schon 21 Monate Mama einer tollen kleinen Tochter, die mich sehr glücklich macht und sehr oft auch unglaublich nah an den Rand des Wahnsinns treibt - Trotzphase, kennt ihr sicher. Das Wetter wird schön, wir packen immer öfter unsere sieben Sachen und wandern nach dem Mittagsschlag für die zweite Hälfte des Tages an den Spielplatz aus. Wir toben, spielen und haben Spaß. Das Handy bleibt dabei meist in der Tasche, nur manchmal kommt es zum Fotografieren hervor. Ja, ich widme meiner Tochter sehr viel Zeit und vernachlässige dabei vielleicht unter anderem meinen Haushalt. Aber ich binde sie an Schlechtwettertagen in die Hausarbeit mit ein, lasse sie helfen wo sie will und kann. Ich würde sagen, abgesehen von den Trotzmomenten sind wir ein gutes Team und sie hat eine schöne Kindheit. Wobei „Kindheit" - immerhin ist sie erst 1,5 Jahre alt. Aber sie ist, wenn nicht gerade frustriert, weil etwas nicht gelingen will ein sehr glückliches kleines Mädchen. Denke ich zumindest. Selbstredend mache ich sicher auch in vieler anderer Menschen Augen einiges falsch. Sicher gibt es Parteien, die meinen könnten ich verhätschele sie. Für manche bin ich sogar sicher eine Art Glucke, oder (Vorsicht, hier kommt es, das böse böse böse Wort) Helikoptermutter. Ich würde meine Erziehung so gar nicht betiteln - denn ich kann sehr wohl auch locker und wenn nötig streng sein. Diskussionen gibt es sehr selten, zumindest nicht in wichtigen Situationen. Aber ich versuche ihr auch immer alles zu erklären, ich versuche ihr soweit es geht gerecht zu werden. Und zwar aus einem großen und einzigen Grund: Das ist ihre Kindheit. Und wenn ich mir den Alltag von uns Erwachsenen, oder gar die Welt da draußen manchmal so ansehe, dann gibt es für mich tatsächlich nichts wichtigeres als diesem kleinen Mädchen die Kindheit so lange wie möglich zu bewahren.

[Mamaleben] Von Ratgebern und Erziehungstipps – mein Plädoyer für mehr Bauchgefühl

Stichwort: Bauchgefühl

Ich habe hier auf dem Blog sehr ausführlich über meine Schwangerschaft berichtet. Alle Auf's und Ab's. Dann kam die Maus und das Leben änderte sich. Sie war absolut kein Anfängerbaby, aber mein Baby. Und wir mussten zusammenfinden. Meine Beiträge haben sich reduziert. Ich habe damals aber noch sehr viele Mama-, Papa- und Elternblogs verfolgt. Und hier kommt nun mein Geständnis: Ich lese nur noch sehr reduziert, sehr ausgewählte Blogs. Es gibt unzählige wirklich tolle Blogs in dieser Sparte, aber ich kann nicht den fünfhundersten Artikel über Elterntypen auf dem Spielplatz lesen, nicht mehr den tausendsten Bericht wie Kinder schlafen sollten (Familienbett, oder doch nicht Familienbett?), was sie essen sollten (bitte nur Bio, ja keine Gläschen und überhaupt Zucker, Milch - neverever...), nicht mehr das eine Millionste „Warum Stillen für das Kind das beste ist" und auch nicht das drölfzigste „So geht xxx richtig" (bitte irgendein kontroverses Erziehungsthema einsetzen ;). Ich bin übersättigt und ich muss noch etwas zweites, viel wichtigeres zugeben: Viel zu sehr haben mich die vielen Beiträge blockiert. Ich habe mir Kopfzerbrechen gemacht - macht man automatisch. Oder lässt euch alles kalt, was ihr lest? Dann bin ich vielleicht einfach nur seltsam. Wusste ich eigentlich schon immer ;). Ich will nicht den fünfzigsten Beitrag zu Pro- oder Anti-Kita überfliegen, um mir danach wieder in Erinnerung rufen zu müssen, dass ich so oder so meinen Weg beschreiten werde. Ich habe mich in der Erziehung von der kleinen Prinzessin oft von Ratschlägen aus Blogposts ausbremsen lassen. Anstatt auf mein intuitives Bauchgefühl zu hören, habe ich versucht den Erziehungstipps anderer zu folgen und landete nicht selten damit in einer Sackgasse, aus der ich erst wieder herausfinden musste. Mein schlechtes Gewissen, wenn ich mal etwas nicht so gemacht habe, wie die anderen kam postwendend.

[Mamaleben] Von Ratgebern und Erziehungstipps – mein Plädoyer für mehr Bauchgefühl

Wir befinden uns in einer Welt der Überinformation. Überall kann man sich über alles informieren. Zu allem gibt es dann noch massig unterschiedliche Meinungen und Ansichten. Wer vielleicht meint, dass viel Information viel hilft, dem sei gesagt: So ganz stimmt das nicht. Ein Zuviel an Information schafft einfach auch zu hohe Ansprüche an einen selbst. Gerade erst habe ich ja darüber geschrieben, dass ich meine Ansprüche an mich selber zurückschrauben musste, um nicht von der Social-Media, vor allem Instagram-Perfektion eingeschüchtert zu werden.

Was will ich euch eigentlich heute damit sagen? Ihr werdet bei mir keine typischen Mamablog-Posts finden, auch keine „Wie erziehe ich richtig?" oder „Tipps durch die Trotzphase"-Ratgeberartikel. Denn wenn ich in den letzten 21 Monaten etwas gelernt habe, dann das Mamas instinktiv genau wissen, was sie zu tun haben. Was bei uns funktioniert, kann für euch total verkehrt sein. Deswegen heute, nach meinem Plädoyer zur Unvollkommenheit, ein Plädoyer für das Bauchgefühl, den Mutterinstinkt. Kinder brauchen nicht viel, vor allem nicht Kleinkinder. Keine Geschenke der Welt ersetzen Liebe und Geborgenheit. Kinder brauchen kein perfektes Leben, sondern eine liebevolle Umgebung. Wenn also meine Maus zwar mit 21 Monaten noch nicht aus einem Becher trinkt mache ich mich deswegen heute nicht mehr verrückt - sie lernt und entwickelt sich in ihrem Tempo und ich gebe ihr die Aufmerksamkeit und Liebe die sie dafür braucht. Der Rest kommt dann. Manchmal schneller, manchmal langsamer. Ich werde euch gerne über unser Leben auf dem Laufenden halten, über die Fortschritte der kleinen Maus, über die schwierigen Phasen auch, aber ich kann euch keine Tipps geben - ich lerne doch selber jeden Tag dazu.

Wenn nun alle Mamas mehr auf ihr Bauchgefühl hören würden und sich das gegenseitig auch ohne jegliche Vorurteile und Verurteilungen zugestehen würden - würde dann das Mamabashing aufhören? Wohl eher nicht, aber vielleicht würde es sich reduzieren, vielleicht könnten wir mit ganz anderen Augen aufeinander blicken - nicht als Konkurrentinnen, sondern als Kolleginnen mit unterschiedlichen Arbeitsmethoden. Und zählt nicht vor allem unser gemeinsames Ziel: Unsere Kinder zu anständigen jungen Erwachsenen heranziehen?

*Ich weiß es gibt auch Sonderfälle in denen das alles nicht einfach so klappt. Aber auch euch Mamis möchte ich Mut machen - unser Bauchgefühl ist so viel wert, lasst es uns nicht verlieren!

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