[Mamaleben] Gute und schlechte Tage – mein Alltag

Von Klaudia @klaudiaseiter

Es wird mal wieder Zeit euch einen Einblick in meinen Alltag als Mama zu geben. Ist schließlich schon ziemlich lange her. Da musste ich schon etwas stöbern, um meinen letzten [Mamaleben]-Beitrag zu finden.

Inspiriert von dem Hashtag „M1Tag" oder eben #M1Tag über den ich bei der lieben Glucke gestolpert bin und den die Rabenmutti ins Leben gerufen hat, möchte ich euch einen Tag lang mitnehmen. Ich werde aber einen kleinen Twist in die ganze Geschichte bringen. Eine Working Mum bin ich nämlich nicht. Wir haben zur Zeit ziemlich viel Arbeit mit unserem Haus - die Dachsanierung lief nicht so glatt wie gewünscht und wir stehen nun vor einer etwas größeren Renovierung des Innenraums, der jedoch komplett neuwertig erst im April diesen Jahres von uns bezogen worden ist. Wer mir etwas länger folgt, auch auf Instagram beispielsweise, weiß, dass ich mit meiner Gefühlswelt recht offen umgehe. Und weil unsere aktuelle Lebenslage nicht nur unsere Finanzen belastet, sondern auch unser Familienleben im Allgemeinen und meine Psyche im ganz Besonderen, gebe ich euch direkt einmal einen doppelten Einblick. Ihr dürft mich begleiten an einem guten und einem schlechten Tag. Wir müssen es schaffen, dass Depressionen nicht mehr stigmatisiert sind. Emotionalität und eben ab und an auch schlechte Launen dürfen nicht als Schwäche gesehen und behandelt werden. Es darf nicht sein, dass Menschen mit Depressionen sich gesellschaftlich gezwungen sehen, ihre Gefühle so lange zu unterdrücken, geheimzuhalten, unter der Oberfläche zu lassen, bis es zu spät ist. Ehrlichkeit ist schwer. Auch für mich. Obwohl ich oft denke, dass ich doch sehr offen mit meiner Psyche umgehe, ertappe auch ich mich immer wieder in dieser „Unterdrückungs-Falle". Also kommt mit in meine Welt und seid offen für das, was jetzt folgt:

Der gute Tag

Der Wecker vom Mann klingelt meist um 7h. Wenn ich Glück habe überhöre ich ihn und wenn ich Pech habe sitze ich aufrecht im Bett. Die kleine Prinzessin Leia hat sich seit etwa 2 Monaten eine Aufstehzeit zwischen 7:30-8h ausgesucht. Luxus. Definitiv. Wenn der Papa da nicht längst aus dem Haus ist, holt er sie aus dem Bett, macht ihr auf ihren Wunsch hin eine Flasche Milch und legt sie zum Kuschen zu mir ins Bett. Sobald ihre Milchflasche leer ist, klettert sie allerdings runter und schaut, ob der Papa noch da ist. Es wird sich mit WinkeWinke ausgiebig verabschiedet, bevor wir gemeinsam ins Bad verschwinden. Sie auf's Töpfchen, ich vor's Waschbecken. Die Morgenroutine geht meist recht zügig, da die kleine Prinzessin Leia nach der Milchflasche noch nicht genug hatte und ihr „Käse, Wurst, Brot" haben möchte. Ich reiße alle Fenster zum Lüften auf, wir frühstücken gemeinsam, bevor es je nach Wochentag um 10, 10:15h oder 10:30h ins Kinderturnen geht. Natürlich werden die Fenster aber vorher wieder geschlossen.

Beim Kinderturnen bin ich tatsächlich sehr gerne. Lieber sogar, als bei den Babykursen im ersten Lebensjahr. Leia ist eine kleine Rabaukin und probiert sich herrlich viel aus. Sie kennt auch die Abläufe bereits sehr gut: Gesangskreis, ab zum Spiegel um auf die Plätze, fertig, los so schnell wie möglich quer durch den Raum zu rennen, dann wird aufgebaut, geklettert, gehüpft, sich versteckt, gerannt, geworfen, um dann auf der Eisenbahnplatz zu nehmen und quer durch die Halle geschoben zu werden. Zum Abschluss gibt es noch „Alle Leut" und dann geht es auch wieder nach Hause.

Leia ist vom Turnen oft so k.o., dass es direkt ins Bett geht. Der Mittagsschlaf beginnt und ich räume auf, oder koche oder beides. 1-2h später ist die kleine auch schon wieder wach, mein Typ wird verlangt. Es geht ans Mittagessen. Das habe ich entweder frisch gekocht, gibt es noch vom Vortag, oder aber ich mache doch ein Gläschen auf. Japp, das kommt auch bei uns vor. Wir essen gemeinsam und spielen eine Runde. Man könnte es auch „Leia verwüstet Mamas mühevoll hergestellte Ordnung" nennen, aber das wäre jetzt doch zu gemein😉. Dazwischen mache ich immer wieder den einen oder anderen Handgriff: Wäsche abhängen und zusammenlegen, neue Wäsche aufhängen, Waschmaschine befüllen. Dachkrimskrams erledigen: Mit Handwerkern telefonieren, Energieberaterin kontaktieren und wieder Lüften, um den Luftaustausch zu wahren - feuchte Decken müssen ja irgendwie trocknen. Dann wird Leia dick eingemummelt in den Kinderwagen gepackt und es geht entweder zum Einkaufen, zum Spielplatz, zur Oma, oder zu ihren Cousins.

Zwischen 17:30-18h können wir mit dem Papa rechnen und es gibt ein gemeinsames Abendessen. Ein- bis zweimal die Woche darf Leia dann noch mit dem Papa in die Badewanne, während ich die Küche aufräume, den Esstisch abräume, sauber wische und auch endlich mal die Füße auf den Couchtisch lege. Ohne richtige Reihenfolge bringen abwechselnd der Papa oder ich die kleine Maus zwischen 19-20h, je nach Müdigkeitsstand, ins Bettchen. Zur Zeit haben wir so spätestens um 20h unsere Ruhe. Können uns unterhalten, einen Film schauen, ein Spiel spielen, oder, was auch vorkommt, direkt ins Bett gehen und unsere Bücher lesen😉.

Der schlechte Tag

Der Wecker vom Mann klingelt meist um 7h. Ich will nicht. Ich fühle mich wie gelähmt. Obwohl ich wie ein Stein geschlafen habe, sind am Morgen all die schlechten Gedanken wieder da. Ich habe das Gefühl, selbst wenn ich wollte, könnte ich gar nicht aufstehen. Ich will nicht die Wasserflecken an den Decken sehen, nicht die Wasserflecken an den Wänden. Ich will nicht. Jetzt holt er die kleine und ich weiß nicht, wie ich den Tag überstehen soll. Tränen steigen mir in die Augen. Wie kann ich Leia so überhaupt eine gute Mutter sein? Bin ich es denn überhaupt? Hat sie nicht eine bessere Mama verdient? Ich sage ihm nichts. Meistens sage ich nichts. Er fragt, ob alles ok ist. Natürlich ist alles ok sagt mein Mund, in mir schreit es ein ganz lautes „Nein". Ich schäme mich. Uns geht es doch gut. Wir haben doch alles. Wie kann es sich für mich dann alles so schlimm anfühlen?

Der Morgen ist hart. Ich raste aus. Bei den kleinsten Kleinigkeiten. Ich atme tief ein. Aber in meinen Ohren rauscht es. Mir ist schwindlig. Ich denke an Januar. An die Wochen, die wir wohl ins Hotel ziehen müssen. Die Tage, in denen wir wieder Kisten packen müssen, die wir erst im April ausgepackt haben. Ich zittere. Leia frühstückt alleine. Ich kann nicht essen. Ich sitze nur da. Nicht mal wirklich anwesend. Mir ist übel. Ich weiß, dass alles gut werden wird. Aber ich weiß es auch wieder nicht. Diese dunkle Wolke, die genau über meinem Kopf schwebt. Ich habe ihre Ankunft gespürt. Tage zuvor. Aber ich konnte nichts tun.

Meine Mama holt Leia ab. Ich bleibe daheim. Ich lege mich auf die Couch. Ich schaue fern und sehe doch nicht was ich schaue. Meine Mama bringt Leia zurück. Der Mann kommt heim und kümmert sich um die kleine. Ich lege mich ins Bett. Ich wünschte ich würde einfach nichts fühlen. Nichts ist besser, als diese Dunkelheit, diese Traurigkeit. Ich schließe die Augen und verspreche mir: Morgen gehst du aus dem Haus. Morgen kämpfst du wieder mehr. Er legt seinen Hand auf meinen Rücken und ich merke wie ich entspanne. Ist alles ok fragt er wieder. Diesmal bin ich ehrlich. Nein. Ich rede und rede. Langsam geht es mir besser. Morgen werde ich wirklich kämpfen. Und er hilft mir dabei.

An schlechten Tagen ist jeder Tag ein Kampf. Und das ist in Ordnung. Denn ich bin so in Ordnung. Ich liebe mein Kind, meinen Mann, meine Familie und ich bin glücklich. Auch wenn es manchmal tiefe Tiefen gibt. Jeder Sieg fühlt sich nämlich an, als hätte man bei den Olympischen Spielen eine Goldmedaille errungen. Und von den Siegen gibt es mittlerweile so einige!

Ihr lieben, solltet auch ihr an depressiven Verstimmungen, schlechter Laune leiden und sucht Hilfe, oder fragt euch, ob ihr sie braucht, dann schaut bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe vorbei. Dort könnt ihr beispielsweise einen Selbsttest durchführen, oder direkt nach Hilfe suchen.

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Und nein: Das ist nicht gesponsored, sondern einfach ein Tipp von mir an euch😉. Muss man heutzutage ja dazu sagen😉