Mama No Go (1)

Wir alle kennen die seltenen, entspannenden und wundervollen Abende, die nur uns gehören und die wir mit Freundinnen außer Haus im Kino, im Biergarten oder beim Shopping verbringen können. Raus aus der Routine des Windelnwechselns, des ewigen "Mamaaaaa!"-Gerufes, der Habachtsonstfälltdaskindsichdiezähnerausstellung... Entspannend, befreiend, unglaublich wichtig.
Und dann passiert es, dass man sich mit einer anderen Mutter trifft, die man noch nicht so gut kennt und die scheinbar die heiligen Regeln des kinderfreien Abends oder Nachmittags irgendwie so gar nicht kapiert, oder schlimmer, noch nie davon gehört hat. Man sitzt also da, schlürft genüsslich am ersten Mojito, will gerade das Mamahirn aus- und das Nur-Ich-Hirn einschalten, da passiert es: Die andere Mutter redet von ihren Kindern. Vom Windelnwechseln, vom ewigen "Mamaaaa!"-Gerufe und von der Habachtsonstfälltdaskindsichdiezähnerausstellung. Nicht so tragisch, mag jetzt manche Leserin oder mancher Leser denken - aber was, wenn sie nicht mehr damit aufhört? Wenn sie den kompletten ersten und zweiten Mojito lang von nichts anderem redet? Auch noch nicht so tragisch? Na gut, aber was, wenn sie beim dritten Mojito (den nur ich trinke, weil ich sonst laut schreien muss) anfängt, mir ein Kinderbild nach dem anderen auf ihrem Handy zu zeigen und bei der Suche dort dann auch noch auf ein paar niedliche Videos der putzigen Kleinen stößt? Jaha, JETZT wird die ganze Tragweite eines solchen Treffen klar, oder? Und wenn dann auch noch jeder Versuch, das Gesprächsthema auf etwas anderes zu lenken, knallhart und eiskalt abgeblockt wird, dann hilft wahrscheinlich auch kein vierter Mojito mehr. Kann aber auch nicht schaden.
Liebe mir noch fremde Mütter, die sich in nächster und ferner Zukunft mit mir treffen wollen:
Ich nutze meine kinderfreien Abende tatsächlich dazu, mich zu entspannen und aus meinem Alltag zu entkommen. Ich rede sicherlich auch mal über meine Kinder, keine Frage. Aber ich rede nicht über Einschlafrituale, Stuhlgewohnheiten, Kinderkrankheiten, die Farbe des letzten Erbrochenen, die Freundinnen der großen Schwester, die Wandschmierereien der Kleinsten, meine schlaflosen Nächte, deine schlaflosen Nächte und schon gar nicht rede ich über persönliche Dinge wie meine Ehe und deren Streitereien.
Ich rede über Musik und Schuhe und Bücher und Filme und Shopping und die Welt, über das Leben und wegen mir auch über die aktuelle Tagespolitik.
Wenn ihr über nichts anderes reden könnt, als eure Kinder, dann muss ich leider davon ausgehen, dass ihr in eurem Leben nichts anderes mehr habt, worüber es sich zu sprechen lohnt. Und dann tut ihr mir leid und habt mein tiefstes und ehrlich empfundenes Mitgefühl. Aber bitte, bitte: trefft euch mit euresgleichen.
Denn ich bin zwar Mutter, aber eben nicht nur. Ich bin immer noch die Frau, die ich VOR den Kindern war. Wo ist die Frau hin, die ihr vorher wart?
Und an alle anderen: Ihr wisst, welche Art Mutter ich meine. Ich lästere über sie, ich mache Scherze auf ihre Kosten - aber eigentlich ist es wirklich verdammt traurig, so zu sein. Auch für die Kinder. Wäre ich auch nur ansatzweise so wie sie, würden meine Kinder keine Grummelmama, sondern eine Trauerkloßmama haben. Und das permanent.
In diesem Sinne: Haut rein und genießt euer Frau-Sein! Und vergesst nicht, das schlechte Gewissen an der Haustüre dem Papa oder Babysitter abzugeben, bevor ihr geht!
Und noch eine Anmerkung der Ich-Redaktion: Alkohol ist nicht immer eine Lösung, gerne darf auch eine Cola oder ein Virgincocktail getrunken werden - nur, damit wir uns richtig verstehen ;)

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