Obwohl ich seitdem Mini-Me ein paar Monate alt ist, nebenher immer ein klein wenig gearbeitet habe, werde ich nun meine Schreiberei etwas erweitern und mich täglich um mehr Aufträge bemühen. Das heißt mehr Geld, aber weniger Familie… Aber was bedeutet das für mich? Und was bedeutet das für Mini-Me?
Eigentlich hatte ich mein Leben ganz anders geplant.
Heiraten. Kinder. Familie. Und dann erst der Beruf. Das war auch so abgemacht, beziehungsweise hatten Mini-Me´s Papa und ich bevor wir „in die Vollen“ gingen, einen 5-Jahrenplan gemacht, in dem jeder seine Ziele und Wünsche für die nächsten Jahre aufschrieb. Diese Liste verglichen wir und merkten: Hey, passt zusammen. Lass uns ein Kind bekommen, das richtige Leben starten. Träume verwirklichen. Glücklich sein.
Doch leider ist bis auf das geplante erste Kind, wenig anderes umgesetzt worden. Mittlerweile gehen Mini-Me´s Papa und meine Zukunftsvorstellungen immer weiter auseinander und jeder ist unzufrieden. Unzufrieden mit sich, der Situation, dem Partner, irgendwie mit fast allem.
Wo bleibt die Freude?
Jahrelang hoffte ich demnach auf ein zweites Kind. Auf Familie. Auf Leben. Auf Glück. Denn Glück, Leben, Familie und ein zweites Kind (drittes, viertes Kind) gehören bei mir einfach zusammen. Doch es passiert nichts… Es fühlt sich an, als stünde ich im strömenden Regen und würde auf die Chance warten, endlich mein Glück zu finden.
Demnach muss nun das, was nie Priorität hatte und was mich nie so wirklich erfüllt hat an eine obere Stelle stellen: den Beruf.
Das Leben neu ordnen, Träume gehen lassen und neue Pläne machen.
Zugegeben, anfangs fiel es mir wirklich nicht leicht meine Träume gehen zu lassen und neue Pläne zu machen. Doch es bleibt mir zum jetzigen Zeitpunkt wenig anderes übrig. Meine Zukunftswünsche liegen erstmal brach und damit muss ich nun lernen zu leben. Ich hatte viele Träume, Wünsche und Hoffnungen. Doch nun muss ich einen anderen Weg gehen.
Mini-Me ist derzeit bei mir zuhause, weil ich mich aus vielerlei Gründen entschlossen habe, ihn derzeit nicht in den Kindergarten zu geben. Was meinen Traum vom Kindergartenfreienleben aber trotzdem nicht erfüllt, denn jeder der nur ein Kind hat, weiß wie anstrengend es ist, ein Kind den ganzen Tag alleine zu beaufsichtigen. Sobald ein zweites Kind da ist, wird es dahingehend bestimmt etwas einfacher, dass nicht nur Mama/Papa gefragt ist, sondern auch das Geschwisterkind. Da die Familie weiter weg lebt und nicht immer auf Knopfdruck kommen kann, sind Mini-Me und ich ständig beisammen.
Und mittlerweile verliere ich die Freude an meinem Kind.
Die ständige Präsenz ist derzeit oftmals anstrengend für mich und die gesamte Situation (meine derzeitige Erkrankung, die anhaltende Beziehungskrise, die unordentliche Wohnung) macht mich träge. Träge, denn ich fühle mich Hilflos.
Und weil ich an dieser Situation nicht kaputt gehen möchte, muss ich mich auf Dinge konzentrieren, die mir Spaß machen, mir gut tuen und mich ablenken. Bei denen ich erkenne, dass ich was bewirken kann. Bei denen ich eine Perspektive habe.
Und das ist das Bloggen, meine Arbeit.
Zugegeben, ich kann es morgens schon kurz nach dem Aufstehen manchmal gar nicht abwarten bis Mini-Me´s Papa abends von der Arbeit kommt und mir den Kleinen abnimmt, damit ich arbeiten kann. Das Leben mit Kleinkind, rund um die Uhr, hat mich viele Jahre sehr erfüllt. Doch die Situation, stagnierend und schwer wie sie ist, hat das geändert. Ich bin den halben Tag nur noch genervt von meinem Kind. Ich möchte eigentlich nach mir schauen, nach meinen Bedürfnissen. Danach, dass es mir gut geht. Doch mit Kleinkind ist das oftmals nicht so leicht. Ich möchte ihn aber auch nicht sich selbst überlassen. Mir ist es sehr wichtig, dass er weiterhin nicht ständig Fernsehen schaut. Mir ist es auch wichtig, dass er sich gesund ernährt.
Also stürze ich mich in die Arbeit. In Ablenkung. Und Mini-Me ist dankbar. Dankbar, dass er Papa hat. Denn Mama meckert zu viel.
Ein Grund für ein schlechtes Gewissen?
Ja, manchmal schon. Es tut mir weh zu sehen, wie ich mich verändert habe. Mini-Me war die Liebe überhaupt und mittlerweile, bin ich oftmals einfacher genervt. Auch das ich nun oft arbeite und er dann zwangsläufig auf Papa ausweichen muss tut mir irgendwie Leid.
Aber ich denke, dass auch das etwas wichtiges und sinnvolles hat.
- Nable ich mich so etwas mehr von dem Kleinen ab.
- Finde ich es auch wichtig, dass der Kleine einen guten Bezug zum Papa hat. Und das war vorher einfach wenig gegeben.
- Er lernt, dass es im Leben von Mama (und Papa) eben auch noch andere wichtige Dinge gibt.
Ich denke, dass die Arbeit an sich auch nicht das Problem für Mini-Me ist. Ich denke, dass meine Unzufriedenheit und meine genervte Haltung viel unangenehmer für Mini-Me sind. Ginge es mir persönlich besser und wäre ich glücklicher, dann wäre meine Grundstimmung zum Kind ganz optimistischere.
Außerdem ist Mini-Me schon fast vier Jahre alt und versteht somit recht gut, dass ich eben arbeiten muss. Er weiß das ich das Geld brauche und er weiß auch, dass mir das arbeiten einfach gut tut. Er lernt in dieser Zeit einfach viele andere Dinge. Er lernt auch mal ohne Mama auszukommen. Er lernt, dass es mit Papa ja auch ganz schön ist. Er darf Erfahrungen mit anderen Menschen machen und lernt, dass Arbeit zum Leben dazugehört.
Wie war es für euch und eure Kinder als ihr wieder mit der Arbeit begonnen habt?
Alles Liebe
Nina