Rezension Mathias Malzieu - Der kleinste Kuss der Welt
Inhalt aus dem Klappentext:Ich hatte den kleinsten Kuss der Welt im Théâtre du Renard verloren. Er war mir mitten in der Nacht beim Tanzen von den Lippen geglitten, als mein Blick auf ein blaues Petticoatkleid mit großen weißen Tupfen fiel. Anmut, Sinnlichkeit und Verlockung. Ein Hauch von Geheimnis. Immer, wenn ich mich ihr nähern wollte, entwischte sie mir. Nach einem getänzelten Slalom stand ich endlich der Frau gegenüber, die mich magnetisierte. Ich brachte kein Wort heraus. Aus Angst, die Flut könnte sie abermals davonspülen, küsste ich sie. Der Anflug eines Kurzschlusses. Wir berührten einander kaum. Der kleinste Kuss der Welt. Ein grelles Licht, und dann nichts. Sie war fort. Als wäre ihr Mund ein magischer Schalter - wenn man ihn umlegt, löst sie sich in Luft auf. Ich hörte sie davongehen, hörte ihre Schritte verklingen. Sie war also gar nicht verschwunden, sie war bloß unsichtbar geworden! Wir hatten einander den kleinsten Kuss der Welt gegeben, und sie hatte sich verflüchtigt, abrupt wie ein Stromausfall. Ich musste sie unbedingt wiederfinden.
Meinung:Es gibt Bücher, die sind sprachlich einfach kleine Kunstwerke. Mathias Malzieus neuestes Werk "Der kleinste Kuss der Welt" ist eines dieser Bücher und lässt den Leser märchenhaft abtauchen lässt.
In diesem Buch erhält ein melancholischer Erfinder den kleinsten Kuss der Welt und die Geküsste wird direkt danach unsichtbar. Eine Tragödie für ihn, denn er möchte sie unbedingt wiederfinden und diesen so ganz und gar einzigartigen Kuss wiederholen. Und so macht er sich auf die Suche nach ihr, ergründet den Kuss bis in seine kleinsten Einzelteile und zieht uns als Leser in eine Welt, die so fantastisch, abgedreht und traumhaft ist, dass man gar nicht mehr aus dem Buch heraus möchte.
Der Erfinder ist, wie schon erwähnt, eine etwas schwermütige Figur und muss gerade eine schwere Enttäuschung in seinem Leben verarbeiten. Aber er ist auch recht ehrgeizig, wenn er sich von seiner Niedergeschlagenheit nicht runterziehen lässt. Mehr möchte ich an dieser Stelle von ihm nicht verraten und auch nicht über die anderen liebenswerten und sympathischen Protagonisten, um nicht zu viel von der Geschichte vorwegzunehmen.
Mathias Malzieu zeichnet ein wirklich faszinierendes Bild in diesem Buch. Sein Märchen liest sich wie eine gedruckte Tim Burton Verfilmung und ist so fantastisch wie einzigartig in seiner Idee. Aber auch die Botschaft, die dieses Buch vermittelt, geht bei all dem Ideenreichtum nicht unter und lässt den Leser bedauernd und nachdenklich zurück. Bedauernd, weil diese so zauberhafte Geschichte schon zu Ende ist. Nachdenklich, da die Story einen nicht loslässt und über das Buch hinaus beschäftigt. Geschrieben ist das Märchen aus der Ich-Perspektive und man erlebt die Ereignisse aus der Sicht des Erfinders. Die Kapitel sind recht kurz gehalten und das Buch ist von der Seitenzahl auch nicht sehr umfangreich. Trotzdem ist es alles andere als eine Lektüre, die man mal eben so nebenbei liest. Malzieus poetischer Schreibstil, seine Liebe zu Details, Metaphern und Abstrusen fesseln einfach. Jede Zeile, jedes Wort, jeder Absatz klingt wie eine Liebeserklärung und ihr merkt schon, ich komme aus dem Schwärmen zu diesem Buch einfach nicht mehr raus. Also nehmt euch die Zeit und lasst euch von Malzieu verzaubern!
Vielen Dank an den carl's books Verlag für das Rezensionsexemplar.
Fazit:Märchenhaft, einfühlsam, ideenreich und wunderschön erzählt Mathias Malzieu hier eine faszinierende Liebesgeschichte, die mich stark beeindruckt hat und lange nachwirkt. Wer skurrile und abgedrehte Geschichten a la Tim Burton mag, sollte unbedingt Malzieus Werke lesen.
Von mir gibt es 5 von 5 Punkten.Quelle: http://www.randomhouse.de/Paperback/Der-kleinste-Kuss-der-Welt-Roman/Mathias-Malzieu/e444227.rhd
PreisKlappenbroschur: 12,99 Euro
eBook: 9,99 Euro
ISBN: 978-3-570-58547-4
Seitenzahl: 144
Übersetzer: Sonja Finck