Malaysien lässt grüßen! – Oder: Indoor Streetfood am Alsergrund

Von Franz Bernthaler

Streetfood. Südostasiatisch. Nußdorfer Straße. Echt jetzt?? … Echt. Zwar nicht in Form von Frittiergeschirr und dampfenden Kleinküchen auf Rädern wie dies zu Hauf in Asien zu finden ist. Das wäre in der Tat eine Sensation in Wien, in der kalten Jahreshälfte aber leider ein Ding der Unmöglichkeit. Nein… des Rätsels Lösung heißt jedoch Sinohouse und hat Mitte September seine Türen wieder eröffnet, nachdem es von der Innenstadt in den Alsergrund umzog.

Unweit der Kreuzung Nußdorfer Straße und Währinger Gürtel kann man nun herrlich asiatisch essen. Der Fokus liegt hierbei einerseits auf sogenanntes Streetfood, also richtig authentische indonesische, malaysische, thailändische und chinesische Gerichte die man im jeweiligen Land oft auch auf der Straße in kleinen Garküchen bekommt, sowie die berühmt gewordene knusprige Peking-Ente in vier Gängen, die als eigenes Menü serviert wird und auch für größere Gruppen vorbestellt werden kann.

Inhaber Jin Loh hatte auch den Wunsch ein Gericht anzubieten, das dem Gast einen umfangreichen Einblick in die gesamte südostasiatische Küche zu gibt. „Nicht so wie hierzulande, wo man sich meistens für eine Speise entscheiden muss… nein, der Gast soll vieles durchprobieren können“ meint der herzliche und erfahrene Kellner Somnuk, der mich nebenbei richtig gut unterhalten und mir das A und O des thailändischen Kochens in Kurzversion nähergebracht hat. Eine derartig ehrliche Herzlichkeit ist mir erst selten untergekommen in der Gastronomie!

Der von der malaysischen Insel Penang stammende Jin Loh und seine Frau Fong haben bereits langjährige Erfahrung in der Gastronomie und verstehen es richtig gut die asiatische Esskultur mit den Auswärts-essen-Erwartungshaltungen der Österreicher zu kombinieren. Mit ihrem Umzug in den neunten Bezirk wurde auch die Entscheidung getroffen ausschließlich abends ihre Pforten zu öffnen.

Die Räumlichkeiten, in denen sich zuvor ein Chinarestaurant befand, wurden komplett renoviert, auf typisch asiatisches KlimBim wurde verzichtet, stattdessen hat sich jemand bei der geschmackvollen Einrichtung wirklich was überlegt: schon beim Betreten des Lokals riecht man den Duft vom neuen Holz, fühlt sich ob der gedimmten Beleuchtung und den bunten Kerzengläsern gleich richtig wohl. Holz ist das dominante Element, farblich wurde mit beige und braun für Gemütlichkeit gesorgt und eine riesige runde Lampe im Stroh-Look ist ein toller Eyecatcher. Da passt die ruhige Hintergrundmusik von Norah Jones perfekt dazu….

Ich kam also in den Genuss die sieben Hauptspeisen des Streetfood-Menüs zu kosten, serviert in Häppchenportionen und aus folgenden Köstlichkeiten bestehend: Hühnercurry aus Jins Heimat – relativ dunkel für Hühnerfleisch weil es in der braunen nussigen Currysauce laaaange gekocht wird und deswegen seeeeehr weich ist, marinierte knusprige Ministücke der Entenbrust – für mich als Nicht-Enten-Liebhaber doch eine geschmacklich positive Überraschung, Sambai-Chili-Garnelen am Teller – gut, aber nicht extra besonders. Meine drei Favoriten auf dem Teller waren jedoch die knusprigen Eier in süß-saurer Tamarindsauce – herrlich gut gekocht und gebacken mit der perfekten Würze, ein gedünstetes Meeresfrüchte-Kokos-Curry im Bananenblatt – wunderbar aromatisch und sämig, und der marinierte Rindfleischsalat mit Chili-Koriander-Limetten-Dressing – scharf, feines Fleisch, wie in Thailand auf der Straße – köstlich! Dazu Biryani Reis mit Cashewnüssen und Rosinen als Beilage und ein gutes Glas Chardonnay aus der Bourgogne – was braucht man denn noch mehr zum Glücklichsein? Man möge meinen dies reicht… doch: wenn ein Dessert-Trio, bestehend aus cremigem Kokoseis, herrlich aromatischem Bananenkuchen und – mein Lieblingssnack in Bangkok – Kokos-Klebreis mit frischer Mango serviert wird, weiß man – beziehungsweise ich – nicht mehr wie man das „Hmmmm“ abstellen kann. A la carte bietet das Restaurant noch mehr als dieses grandiose Menü: vom Hühner-Erdnuss-Satay bis zu diversen Dim Sum-Teigtaschen, von würzigem Thai-Papaya-Salat, über gegrillten Schweinebauch bis hin zu Froschschenkeln mit Ingwer – was das asiatische Herz begehrt wird im Sinohouse aufgetischt. Einzig Vegetarier haben es bei dieser fleischlastigen Speisekarte etwas schwer in diesem Lokal. Gemüse ist auf der Karte nämlich eher nebensächlich, was für Fleischliebhaber an sich kein großes Drama sein wird, im Rahmen eines Menüs wäre es jedoch kein Fehltritt, mit ein bisschen mehr Vitaminen ernährungstechnisch für Ausgleich zu sorgen. Die große Weinkarte ist zwar kleiner als noch im Innenstadt-Sinohouse jedoch noch immer gespickt mit Raritäten.

Mein Fazit: Das ist wirklich kein 08/15-Asia-Lokal! Hier vergisst man die typisch chinesischen glutamatreichen Buffets, auch warmer Pflaumenschnaps wird nach dem Essen nicht serviert. Nein, viiiiel besser. Wer die südostasiatische Küche liebt muss dem Sinohouse einen Besuch abstatten und genießen: das ausgezeichnete Essen, das wirklich herzliche Service und die Atmosphäre einer Ruheinsel mitten im gürtelnahen Verkehrsgetümmel. Daumen hoch!

Sinohouse

Nußdorfer Straße 86

1090 Wien

Tel. +43 699 10 32 71 68

www.sinohouse.at

Geöffnet: täglich von 17 bis 23 Uhr