Tatsächlich hat es doch ein Kino in der Nähe geschafft, diesen Film in seinem Programm zu verstecken. Also habe ich die Chance genutzt und zusammen mit 11 weiteren einsamen Seelen einen Kinosaal geteilt. Traurig, wie leer so ein Kinosaal doch ist, wenn nicht irgendwelche verfickten Superheldenarschlöcher sich gegenseitig die Fresse polieren. Aber darüber kotze ich dann ein anderes mal wieder ab. Jetzt erst mal zu:
THE WITCH – USA/UK/Kanada/Brasilien – 2015 – 92 Min.
Kurz zusammengefasst geht es in diesem Film um eine Familie, deren Glaube an Hexen sie langsam in den völligen Wahnsinn treibt. Da der Spaß hier irgendwann im 17. Jahrhundert spielt, als die ganze Welt noch von geisteskranken Jesusfreaks bevölkert war, die einfach jeden Scheiß glauben, dauert der Abfall in den völligen Irrsinn auch nicht all zu lange. Und das ist auch gut so, denn gerade das erste Drittel zieht sich doch etwas hin und kommt recht zäh daher.
Dabei baut der Film aber eine äußerst deprimierende Atmosphäre auf, die dann irgendwann in Spannung übergeht, wenn man als Zuschauer selbst nicht mehr so genau weiß, was denn hier jetzt eigentlich abgeht. Das macht der Film also ziemlich gut. Depression, Spannung und Wahnsinn geben sich die Klinke quasi in die Hand.
Die Darsteller machen ihre Sache ziemlich gut. Vor allem die Kinder bringen ihre Rollen super rüber, was bei Kinderdarstellern ja nun nicht immer der Fall ist. Die Mutter hingegen ist wohl einer der nervigsten Charaktere, die mir seit langer Zeit untergekommen ist und dazu auch nicht ganz glaubwürdig, für diese Zeitperiode. Aber das ist wohl nicht ganz unbeabsichtigt.
SPOILER AB HIER!!!
In letzter Zeit scheint sich ein Muster abzuleiten, das besagt, dass gute Filme mit einem beschissenen Ende noch mal alles etwas runterziehen müssen. Nach 10 Cloverfield Lane ist das nämlich auch hier leider wieder der Fall. Denn die letzten 5 Minuten hätte man sich einfach komplett schenken sollen. Muss man da wirklich einen sprechenden Ziegenbock, der sich dann in einen Piraten verwandelt und fliegende Hexen aus dem Hut zaubern, um auch dem letzten Trottel klar zu machen, dass hier halt wirklich der Teufel persönlich am Start war?
Und überhaupt bin ich klar der Meinung, dass der Film sogar besser gewesen wäre, wenn man den ganzen Hokus Pokus einfach komplett weggelassen hätte. Einfach ein paar geringfügige Änderungen vornehmen und man kann die Hexe streichen. Die Familie kann sich auch rein durch die Einbildung, dass etwas sie verflucht hat, in den Wahnsinn treiben. Das wäre erstens irgendwie mal interessanter, als dann doch immer den übernatürlichen Quark zu fabrizieren und zweitens hätte mir das auch die beschissenen Schlussszenen erspart.
Immerhin sind die Charaktere größtenteils ganz gut gezeichnet. Okay, die Mutter macht eigentlich nichts, außer rumzuflennen. Ihr Mann Lumberjack-Willy hingegen ist mir für so einen gläubigen Fatzken aus dieser Zeit irgendwie etwas zu locker; Kind im Wald verschwunden? Tja, passiert halt. Sohn taumelt nackt ausm Wald und kotzt einen blutigen Apfel aus? Was will man machen? Lasset uns beten.
Die Kids hingegen passen einfach. Das Mädel spielt die leicht genervte, aber allen Anschuldigungen zum trotz immer gehorsame Tochter super, der Junge rockt so richtig kurz bevor er das Zeitliche segnet und die Zwillinge sind einfach nur nervige Pissblagen mit ihrem Scheiß-Ziegenbock-Gesang.
Am Ende bleibt ein wirklich gut inszenierter Streifen mit toller Atmosphäre, der leider am Ende in die falsche Richtung abdriftet. Es bleibt einfach der fade Beigeschmack, dass da noch mehr gegangen wäre, wenn man einfach weniger gemacht hätte.
Eine Empfehlung gibt es aber schon alleine deshalb, weil es mal was anderes ist und nicht nur geschnetzelt wird oder hinter jeder Ecke ein lahmer Jumpscare lauert, wie es heutzutage in Horrorfilmen eigentlich der Fall ist.