{MAKRO MONTAG} Der Tag, an dem ich fast Amok gelaufen wäre ...

Von Frauke Döring

... da wärt ihr gern dabei gewesen, gell? Vor ein paar Tagen habe ich ein Rezept für einen natürlichen Geschmacksverstärker gefunden. Hört sich super lecker an und ist ratzfatz fertig. So hieß es da. War zwar für den Thermomix, aber ich dachte mir, dass geht auch ohne Thermomix. Aber da hatte ich die Rechnung ohne meine Küchengeräte gemacht. Und ich wollte doch nur schnell was kochen und keine Pizza in den Ofen schieben ...

Man nehme getrocknete Tomaten (die sind getrocknet, daraus wird bestimmt keine klebrige Masse), getrocknete Pilze (unglaublich, was 50 g davon kosten!) und Parmesan (Hartkäse, der klebt bestimmt auch nicht, wenn er kleingehäckselt wird), jeweils zu gleichen Teilen. Frau D. hat noch nie getrocknete Tomaten verarbeitet, weil sie die nie mochte. Aber beharrliches immer wieder probieren lässt sie mich jetzt doch vertilgen. Also wusste Frau D. nicht, dass das Zeug eine klebrige Masse wird, wenn sie zerhäckselt wird. Aber bis es soweit war, war meine Halsschlagader schon leicht angeschwollen ...

Voller Elan, mit knurrendem Magen (seit dem Frühstück waren schon mehr als fünf Stunden vergangen) hab' ich alles, was ich brauchte, bereitgelegt. Dann kam der große Moment ohne Thermomix. Letztes Jahr hatte ich meinen Standmixer fein säuberlich und funktionstüchtig im Schrank geparkt (ich brauche ihn nicht oft, er hatte also ausreichend Zeit, sich von den Strapazen des Sommers zu erholen) und wollte mit ihm das Zaubergerät ersetzen. Hingestellt, Tomaten eingefüllt, Stecker eingesteckt und ... nix. Aufsatz abgenommen und wieder aufgesetzt, Stecker raus und wieder rein und ... immer noch nix. Arrrrrrrrrgh! Ich hatte Hunger! ABER: ich hab' ja noch so einen elektrischen Zwiebelhäcksler! Für diese Aktion natürlich viel zu klein, aber besser als nix. Wenn ich mich mit ihm begnügt hätte, hätte ich immer noch Hunger. Seit Samstagmorgen. 

Also, zum Telefon gegriffen und bei der Mutter nachgefragt, ob sie vielleicht ... und ob ich das Gerät denn mal ausleihen könnte. Ich konnte. Das Gerät konnte nicht. Es scheint nicht viel davon zu halten, feste und klebrige getrocknete Tomatenhutzelscheiben zu zerhäckseln. Es tat sich, außer viel Lärm: richtig, nichts. Die Küche sah inzwischen aus wie nach einem Attentat, ich hatte noch mehr Hunger, war ein klitzekleines bisschen schlecht gelaunt und hatte keine Idee mehr. Aber eine sehr homogene Tomatenmasse, an der große Stückchen getrocknete Pilzen hingen (die hatte ich mitgehäckselt, in der Hoffnung, dass das ganze nicht mehr so klebrig ist) und eine Küche, die aussah wie Sau. 

Ich habe mich aus meinem Joggingmoped (ich wollte ja nirgends mehr hin, nur was essen wollte ich) gepellt, in straßentaugliche Klamotten geschmissen, mich ins Auto gesetzt und bin losgebraust, um ein fähiges Küchengerät zu kaufen. Auf der Hälfte des Weges (Gott sei Dank nicht erst am Ziel) fiel mir ein, dass Geld vielleicht auch vonnöten wäre. Also umdrehen, Geld holen und wieder losfahren. Immer noch hungrig.

Samstagnachmittags ist natürlich kein brauchbarer Verkäufer (und erst recht keine Verkäuferin mit Verständnis für mein Problem) mehr im Einsatz, sondern Studenten oder Schüler. Toll. Meine ohnehin schon erschwerten Bedingungen (nichts zu essen und auch keine Idee, wann es endlich etwas geben würde) wurden mit dem fies kleingedruckten auf den Kartons nicht wirklich erleichtert. Aber ich find's schön, dass auf den Kartons auch Bilder sind. Auf der ansprechensten Verpackung waren auch Mettbällchen wunderschön abgelichtet. Mettbällchen = klebrig = Konsistenz wie meine Tomatenpampe = perfekt geeignet für meine Zwecke! Zur Sicherheit habe ich noch ein Glas von den sauteuren getrockneten Pilzen mitgenommen, auf das die klebrige Masse vielleicht dann nicht mehr ganz so klebrig sein möge. Ab zur Kasse und nichts wie nach Hause!

Die Küche sah noch nicht besser aus (was ist eigentlich mit den Heinzelmännchen, wenn sie gebraucht werden?), das Nudelwasser schon wieder am abkühlen und die Pampe noch Pampe. Aber ich war ja jetzt bestens gerüstet. Und was soll ich euch sagen - genau das richtige gekauft! Ich hatte so dermaßen Spaß beim häckseln, das glaubt ihr gar nicht! Amoklauf beendet, Wasser wieder angestellt, Erdbeeren geputzt, Saustall aufgeräumt und langsam wieder runtergefahren ...

Was hab' ich mich auf das Essen gefreut! Ich hatte noch Thunfisch, der sollte laut Rezept auch an die Nudeln und das Ganze dann ganz, ganz toll schmecken. Mit Thunfisch sah's extrem unappetitlich aus und war geschmacklich auch kein Highlight (aber nachdem ich den Thunfisch von den Spaghetti gekratzt hatte, schmeckte es richtig lecker).Und das war der Tag, an dem ich fast Amok gelaufen wäre (und ihr wahrscheinlich gern Mäuschen gespielt hättet) ...

Für die, die bis jetzt wacker mitgelitten haben (es wird doch wohl niemand gelacht haben?!?), nochmal zum aufschreiben: getrocknete Tomaten & Pilze und Parmesan zu gleichen Teilen ganz klein zerkleinern und fertig ist eine wirklich super leckere Würzmischung. Aber niemals nicht im Standmixer häckseln, sonst: siehe oben ;-)

Kommt entspannt in die neue und kurze Woche, ihr Lieben.
Ein herzliches Willkommen an meine neuen Leserinnen, schön, dass ihr hier seid!
(... ihr könnt euch gleich mal an die elend langen Texte gewöhnen ;-) ...)

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