Im Generalgouvernement des Hans Frank, der sein grausames Regime in diesem Distrikt im eroberten Polen von Krakau aus ‚regierte’, sollte die Idee des ‚Lebensraums im Osten’ für Volksdeutsche als erstes verwirklicht werden. Hier sollte
In gleichnamigen Vorort von Lublin wurde das Konzentrationslager Majdanek errichtet, das zuerst unter dem Namen KZ Lublin firmierte. Anfang November erweiterte Kammler die Planung des Kriegsgefangenenlagers auf 125.000, im Dezember auf 150.000, im März 1942 gar für unglaubliche 250.000 sowjetische Kriegsgefangene. Realisiert wurde davon nur ein Bruchteil. Mitte Dezember 1941 waren Baracken für rund 20.000 Kriegsgefangene fertig gestellt. Unter mörderischen Bedingungen waren die Bauarbeiten bis dahin von etwa 2.000 sowjetischen Kriegsgefangenen verrichtet worden. Von ihnen waren Mitte November nur noch 500 am Leben, davon waren mindestens 30 Prozent arbeitsunfähig. Ab Mitte Dezember wurden 150 Juden aus Globocniks Lubliner Zwangsarbeitslager Lipowa-Straße in Majdanek eingesetzt. Nichts in diesem Lager entsprach der Planung und das von Anfang an, auch die schnell aufeinander folgenden Leiter des Lagers brachten keine ‚Ordnung’ in die Planung, so blieb das Konzentrationslager Majdanek bis zum Schluss ein ‚Provisorium’ und auch kein eindeutig zu benennendes Lager. In die dann später aufgeteilten Felder des Lagers gab es ein Kriegsgefangenenlager, ein Zwangsarbeiterlager, ein Judenlagen und Lager für die entsprechenden Firmen, die sich rund um das Lager ansiedelten um von den billigen Arbeitskräften zu profitieren. Diese Form der ‚Multifunktionalität’ des Lagers ließ auch in der Erinnerung Überlebender verschiedene Aussagen zu, was Historiker zu ganz unterschiedlichen Einschätzungen über das Lager veranlasste. So gibt es bis heute keine einheitliche historische Sichtweise auf das Konzentrationslager Majdanek, was mehr als bedauerlich ist, da gerade die unterschiedlichen Einschätzungen der Historiker zu den Vorkommnissen in Majdanek dazu führten, das gerade Leugner der Gräueltaten der NS-Schergen, diese strittigen Unterschiedlichkeiten für ihre abstruse Argumentation nutzten und noch bis heute nutzen. Auch über die Gaskammern in Majdanek gibt es sehr unterschiedliche Einschätzungen, dass sie gebaut wurden, ist unbestritten, da sie bis heute zu besichtigen sind, doch sind die verbliebenen Gebäudeteile recht unterschiedlich zu denen, der anderen ausschließlichen Vernichtungslager und Aussagen Überlebender stimmen mit den vorhandenen Gebäudeteilen nicht immer überein. Dass in Majdanek Menschen in größerem Ausmaß vergast wurden, kann heute nicht bestritten werden, doch war die ‚Vernichtungsindrustrie’ nicht kontinuierlich genug, um das Lager Majdanek mit anderen Lagern ähnlichen Ausmaßes zu vergleichen. So muss dies Lager sehr genau getrachtet werden und zwar in seinen Felder-Aufteilungen und nicht als Gesamtkonzept, das, wenn es das je gab, nie zur Umsetzung kam.
Alle Spielarten der Vernichtung von Menschen wurden hier in Majdanek angewandt, von der Vernichtung durch Arbeit, durch Verhungern, durch Erhängen und Massenerschießungen, bis hin zur Vergasung sowohl mit Kohlenmonoxyd, wie auch mit Zyklon B. Hinzu kommt die hohe Fluktuation der Lagerleitung, die den unteren Rängen des SS-Personals fast alle ‚Freiheiten’ zur Drangsalierung, Demütigung und Quälerei der Häftlinge Tür und Tor öffnete. So kommen spätere Aussagen ehemaliger Häftlinge zu völlig verschiedene Erlebnisse und Einschätzungen, wobei diese m. E. deshalb nicht weniger Wahrheitsgehalt haben, nur weil es nicht genug Überlebende gab und gibt, die gleichlautende Aussagen machten.
Das Lager nahm eine Fläche von 250 ha ein und war mit einem Stacheldrahtzaun umgeben. Nur an der südöstlichen Seite wurde das Lager durch kleine Bunker gesichert, die ständig mit SS-Wachleuten besetzt waren. Den Kern des Lagers bildete das Schutzhaftlager, das mit einem doppelten Stacheldrahtzaun umgeben und ab Sommer 1942, nach einem Ausbruch sowjetischer Kriegsgefangener, durch eine Starkstromleitung gesichert war. Die Häftlinge schliefen in Baracken, diese Baracken hatten keine Fenster, Licht konnte nur durch die Dachluken ins Innere dringen. Die Häftlinge schliefen auf Stroh oder auf Papiersäcken. Später ließen die SS-Leute Pritschen aufstellen. 250 dreifach übereinander liegende Pritschen in einer Baracke. Bis zu 1.000 Häftlinge teilten sich eine Baracke auf ungefähr 360 Quadratmeter Fläche. Das Lager war im Endstadium in sechs umzäunte Lagerabschnitte, ‚Felder’ genannt, unterteilt, von denen fünf mit Häftlingsunterkünften, insgesamt mehr als 100 Baracken, belegt waren. Ein Wirtschaftskomplex umfasste landwirtschaftliche Nutzflächen, Gewächshäuser und Werkstätten wie Tischlerei, Schneiderei oder Schuhmacherwerkstatt. Wegen immerwährend nur provisorisch eingerichteter Baulichkeiten, schlechter Wasserversorgung und mangelnder sanitärer Verhältnisse
Ab Februar 1943 wurde das Lager Majdanek wegen der geänderten Kriegslage zum größten Teil geräumt, weite Teile wurden dem Erboden gleich gemacht und was äußerst selten war, fast alle Unterlagen wurden vernichtet.
Heute ist eine Gedenkstätte eingerichtet, auch noch Baracken, die zu besichtigen sind und die Gaskammern. Aus zusammengetragen Material ist eine Ausstellung aufbereitet, darauf hingewiesen werden muss, dass es noch Dokumente gibt, die historisch nicht aufgearbeitet sind. Ob das in nächster Zeit geschehen wird, ist aus meiner Sicht eher unwahrscheinlich, da sich die entsprechenden Historiker ob aus Polen, Deutschland oder den USA über die Herangehensweise uneinig sind; zumal die Gelder dahingehend knapp sind.
Doch wie auch immer die Angaben bis heute zu werten sind, so war für die Inhaftierten das Konzentrations- und Vernichtungslager Majdanek eine Zeit des tiefsten Grauens, ganz gleich ob sie diese Hölle überlebten oder nicht, darum ist dieser Menschen immer zu gedenken und ihr Schicksal hat uns auch immer eine Mahnung zu sein.
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➼ Die schändliche „Aktion Erntefest“
➼ Otto Freundlich • Pionier der Abstrakten • Vergast in Majdanek
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➼ Index der Täter • Die Blutspur des Arnold Strippel
Bild 1: Lager Majdanek – Quelle: theholocaustexplain.org · Bild 2: Zeichnung eine Häftlings + Bild 3: Schuhberg von Toten fotografiert von Rotarmisten – beides Quelle: zchor.org · Bild 4: Zeichnung eines ehemaligen Häftlings – Quelle: jewishgen.org