Pusteblumenfallschirme umschwirren uns. „Ein Schwarm!“ sagt Karla oder: „Schau mal die Spiegelung an der Decke der Brücke. Wie Wellen!“ Hochlandrindkälbchen spurten über die Wiese, ein Fohlen liegt auf dem Rasen im Schatten, Schwalben fliegen und irgendwo ein Bussard. Karla und ich fahren mit dem Rad zu Othello, ihr zahnloses Pferd begrüsst sie stets freudig, lutscht einen Apfel während Karla es striegelt und bürstet. Zwölf Kilometer täglich, sofern es Karlas Zeitplan zulässt. Während Karla vor Energie flirrt, sitze ich völlig atemlos im Gras. Erst seit kurzem haben wir den Bulli mit dem Rad vertauscht.
Zuhause gewöhnt sich der verzärtelte Basilikum eines Discounters ein, auch er ist völlig atemlos ob all der fremden Eindrücke, Sonne und Wind auf seinen Blättern. Täglich schneide ich einen Streifen der Schutzfolie ab. Du schaffst das sage ich! Im letzten Jahr war aus einem Töpfchen eine ganze Plantage entstanden. Im Kindergarten fanden die Kinder eine riesige Tigerschnecke die sich kunstvoll um einen Stock geringelt hatte.
Im Garten entdecke ich einen relativ großen gelben Vogel: ein Pirol? Sonne satt, ein Gefühl von Leichte und Unbeschwertheit. Mit einer Tasse Cappucino geh ich hinüber zur Nachbarin, jetzt ist sie wieder die Zeit in der man sich in den Gärten zusammenfindet, Kuchen isst, Kaffee trinkt am Wochenende auch mal in grösserer Runde.Wir sind älter geworden, die Themen sind nun andere als zehn Jahre zuvor. Die eigenen Eltern werden alt, pflegebedürftig, man selbst beginnt den Verfall zu spüren, die Gelenke knacken, man hält dagegen mit Joggen und Muckibude . Ich nehme es mir vor, wie jedes Jahr um diese Zeit.
Maitag. Unbeschwert.