Mailänderli und Pilates – alles zu seiner Zeit

Von Perfektwir

“Und, wie geht es euch?”, fragt die Pilates-Trainerin am Ende der Stunde, und das Funkeln in ihren Augen verrät, dass sie sehr wohl weiss, dass es uns heute (noch) ein bisschen schwerer gefallen ist, unsere Körper mit Leichtigkeit im “Bridging” zu halten, ein Bein in die Luft zu strecken, dem ganzen Körper Länge zu gönnen und uns dabei auch noch ein Lächeln zu schenken.

“Ich habe jedes Mailänderli gespürt!”, funkle ich zurück und ergänze in Gedanken: “Und jedes Glas Wein…”

Ja, ich bin aus der Übung geraten über die Festtage. Habe meinen Bauch mit dem Verdauen von Köstlichkeiten beschäftigt, anstatt ihm beim Ausatmen die Taille zu schnüren. Habe die Füsse auf dem Balkongeländer ruhen oder mich durch den Ausverkauf tragen lassen, anstatt mich auf die Zehenballen zu stellen. Habe die Hände mit einem Buch, Puzzleteilen oder Spielfiguren beschäftigt, anstatt mich auf sie zu stützen.

Und das war gut so.

Ich bereue kein einziges Mailänderli, kein Glas Wein und keine gelesene Buchseite. Es war die Zeit für Genuss und Musse.

Genuss und Musse dürfen mich auch weiterhin durchs Jahr begleiten, ab heute werden sie einfach wieder etwas enger begleitet von Mass und Pflichten. Damit sie speziell bleiben und damit vielleicht in der nächsten Pilatesstunde das Lächeln etwas weniger verkrampft ausfällt.