Ginster im Mai
Heute ist der 1. Mai! Wir haben frei, weil heute der “Tag der Arbeit” ist, zugleich war gestern Abend die berühmte “Walpurgisnacht”. In 2 Wochen ist Muttertag und die Wahrscheinlichkeit, dass wir auch noch Hochzeitstag haben werden, ist relativ hoch. Denn die meisten Hochzeiten finden im Mai, im “Wonnemonat” statt.
Wonnemonat
Diese Bezeichnung kommt aus dem Althochdeutschen Wunnimanot, was so viel wie Weidemonat bedeutet. Denn im Mai kann man es schon mal riskieren, die Tiere auf die Weide zu lassen. Angeblich hat Karl der Große im 8. Jahrhundert diesen Namen eingeführt. Der Begriff Wonnemonat hat also erstmal nichts mit irgendwelchen Wonnen der Liebe zu tun.
Beltane – der wilde Monat Mai
Ich glaube, dass der Monat Mai nur in Gegenden mit kalten, dunklen Wintern eine so herausragende Bedeutung erfahren konnte. Nämlich dann, wenn nach der dunklen Jahreszeit, in der auch oft genug gehungert wurde, endlich wieder eine bunte, lebensfreundliche Umgebung um einen herum entsteht.
Unsere kelto-germanischen Vorfahren feierten Anfang Mai mit dem Fest Beltane die Zeit der Fruchtbarkeit. Und das kann man wortwörtlich nehmen. Mit anderen Worten: Es wurde auf den Feldern und Fluren kopuliert, was das Zeug hielt. Angeblich fanden solche Riten bis in das 16. Jahrhundert statt. Dieses Treiben war der Kirche ein solcher Dorn im Auge, dass manche Priester sich weigerten, Eheschließungen im Mai vorzunehmen und sogar den Kindern, die 9 Monate später zur Welt kamen, die Taufe verweigerten.
Wer weiß, bei welchem Fest dieses Leben entstanden ist?
Marienmonat
Indes erschuf die Kirche Alternativen zu diesen heidnischen Bacchanalien. Sie erklärte den 1. Mai zum Tag der Heiligen Walpurgis – eine Dame, die man, als Äbtissin des gemischten Klosters zu Heidenheim, mit gutem Gewissen sonst nirgendwo im Heiligenkalender hätte unterbringen können.
Desweiteren widmete man sicherheitshalber den kompletten Monat Mai der Jungfrau und Muttergottes Maria, die als gehorsame und duldsame, unbefleckte Frau dem Idealtyp des damaligen Frauenbilds entsprach.
Das man den “Muttertag” dann auch noch in diesen Monat gelegt hat, mag ein Zufall der praktischen Art sein.
Was ist der Mai nun? Ein Wonnemonat? Ein Marienmonat? Oder ein wilder, ungestümer Monat, in dem wir uns und das Leben feiern?
In meiner Familie feiern wir im Mai zwei Geburtstage, einen Hochzeitstag und am Muttertag werde ich mir duldsam huldigen lassen.
Ansonsten gefällt mir die Idee vom wilden Monat schon sehr gut – man muss es ja nicht übertreiben!