Die sechzehnjährige Aza leidet seit sie klein ist an einer merkwürdigen und bis dato unbekannten Lungenkrankheit, die ihr ein normales Leben unmöglich macht. Niemand weiß, wie lange sie leben wird oder wie sie geheilt werden kann, bis sie eines Tages stirbt - und doch nicht stirbt. Denn plötzlich befindet sie sich auf einem Schiff in der Luft in dem sagenumwobenen Reich Magonia. Und sie kann atmen. In Magonia ist Aza erstmals nicht krank, sondern stark und besitzt zudem magische Fähigkeiten. Mit einem Mal wird sie gebraucht und soll das Schicksal Magonias bestimmen, denn die Menschen auf der Erden haben etwas, das Magonia braucht...
"Magonia" ist anders. Wenn man eines sagen kann, dann vor allen Dingen das. Mit einer in der Jugendliteratur unverbrauchten Idee, die auf französischer Mythologie beruht, und einem faszinierenden, cleveren Erzählstil voller doppelter Böden, bekommt der Leser eindeutig etwas besonderes, andersartiges serviert. M.D. Headly spielt nicht nur mit der Sprache und den Worten und lässt manchmal Leerzeichen sprechen, sondern auch mit dem Format des Textes und der (inszenierenden) Typografie, sodass ein Satz ab und an optisch den Inhalt widerspiegelt. Das macht den Roman in vielerlei Hinsicht lebendiger und sorgt dafür, dass man den Text intensiver erlebt. Und auch hier muss wieder das Wort Andersartigkeit fallen, denn sonderlich oft findet sich diese inszenierende Typografie nicht in Jugend(büchern). Die große Frage, die nun zwangsläufig kommen muss, lautet nun natürlich: ist anders in diesem Falle gleichbedeutend mit gut?
Ja. Nein. Jein. Ich muss sagen, dass ich ein bisschen zwiegespalten bin, was "Magonia" angeht. Einerseits war ich fasziniert von der Art dieses Buches und auch der Inhalt ist generell stimmig, die Figuren sind interessant, der Erzählstil bezaubernd. Andererseits hat mich die Geschichte nicht unbedingt erreicht - und ich bin mir ziemlich sicher, zu wissen, woran das liegt und zwar an Protagonistin Aza. Sicherlich, Aza ist (größtenteils) sympathisch, sehr intelligent und reif für ihr Alter, aber ihr Charakter wird mir bis zum Ende zu sehr über ihre Krankheit definiert. Logisch, weil diese ihr komplettes Leben einnimmt. schade, weil ich dadurch nicht das Gefühl hatte, die Aza hinter der Krankheit kennenzulernen. Im Gegensatz dazu erschien mir ihr bester Freund Jason viel plastischer und interessanter - dennoch harmonieren beiden Figuren auf besondere Art und Weise.
Der phantastische Aspekt von "Magonia" ist durchweg faszinierend. Mit einem leichten Steampunk-Feeling, einer dichten Atmosphäre und einer Bandbreite an aufregenden Wesen - Sturmwalen, Gewitterhaien und Herzvögeln - weiß die Geschichte zu fesseln und wirkt jederzeit originell und unverbraucht. Hier hätte ich es schön gefunden, wenn dem Szenario noch ein wenig mehr Zeit zugestanden worden wäre, damit man noch mehr aus der Welt hätte entdecken können. Ein wenig Entwicklung hat mir durchaus an manchen Stellen gefehlt. Insgesamt ist der Plot inhaltstechnisch sehr rasant und liest sich schnell und spannend. Viele Geheimnisse und Fragen sorgen dafür, dass man bis zum Ende neugierig liest und das Buch nicht zur Seite legen möchte. Und trotzdem: ein Lieblingsbuch ist "Magonia" leider nicht geworden, auch wenn ich am Ende die ein oder andere Träne vergossen habe und das Buch handwerklich gut gemacht ist. Fans von außergewöhnlichen Geschichten kann ich "Magonia" aber dennoch ans Herz legen, denn ich habe es insgesamt sehr gerne gelesen.