Magnus Gäfgens Triumph: 9000 Euro neue Schulden

Wie ich der sommerloch-geschwängerten Medienlandschaft entnehme, sind Sie verstört.

Also zumindest, wenn Sie ein konservativer Politiker sind. Dann stellen Sie sich harte Fragen bzw. wissen, dass auch die Bürger verstört sind. Zum Beispiel Erika Steinbach, wohlgemerkt die Menschenrechtsbeauftragte der CDU/CSU-Fraktion:

Dabei wisse sie, "dass es als menschenrechtspolitische Sprecherin der Unionsfraktion meine primäre Aufgabe wäre, zu sagen, dass dieser Richtspruch korrekt war – das kann ich aber nicht".

Welt.de

Das kann sie nicht. Das kann sie nicht?! Natürlich nicht. Denn populär ist das Schmerzensgeldurteil für Gäfgen sicherlich nicht, bei dem ihm 3000 Euro wegen der Androhung von Folter zugestanden wurde. Und deswegen sind Politiker auch so ungeheuer populär - weil sie so gerne populär wären, und deswegen nur selten das Richtige tun oder sagen.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich hätte sicherlich selber einige Gewaltfantasien und Schimpfwörter zu Herrn Gäfgen anzubieten, und ich dürfte das hier auch alles hinschreiben. Aber komischerweise zwinge ich mich in so einer Situation zur Rationalität - wenn es, wie Welt.de schreibt, um "Moral oder Rechtsstaat" geht, entscheide ich mich für den Rechtsstaat, und ich denke außerdem, dass sich die Frage garnicht stellt. Es gibt kein "Oder" beim Rechtsstaat. Und es gibt keine Moral bei der Verfassung. Nur, weil die so nett klingt, also zum Beispiel...

Die Würde des Menschen ist unantastbar

... heißt das nicht, dass wir sie eben mal außer Kraft setzen dürfen, weil sie in einem von Millionen Fällen auch mal ein Monster beschützt. Funktionieren tut dieses großartige Grundgesetz, funktionieren tut dieser fantastische Rechtsstaat nun mal nur, und eben auch nur dann, wenn für alle die gleichen Regeln gelten. Uneingeschränkt. Ohne Ausnahmen. Selbst dann, wenn es mal weh tut.

Politiker - und allemal Richter- müssen da einen kühlen Kopf bewahren, wo wir ihn zurecht verlieren.

Und das ist es, was auch konservative Politiker wissen müssten, allemal, wenn sie Menschenrechtsbeauftragte sind: Recht gilt entweder ganz oder garnicht. Insbesondere Menschenrechte.

Die Pointe bei der ganzen Aufregung:

Von den 15.000 Euro Gerichtskosten für den Prozess muss Gäfgen vier Fünftel übernehmen, also 12.000 Euro. Da kann die deutsche Medienlandschaft noch so zetern: Wenn einer mit 9000 Euro Verlust aus der Sache rausgeht, ist es bestenfalls verstörend, dass das nirgendwo erwähnt wird.

Die quer durch die Medienlandschaft gescholtene kalte Logik der Jusitz ist ein Schutz gegen die Barabarei, die wir uns davor Jahrtausende lang geleistet haben. Nun wäre die sicherlich weitaus interessanter für den Fernsehzuschauer in uns allen, und befriedigender für den väterlichen und mütterlichen Zorn sicher auch. Aber der Rechtsstaat soll weder unterhalten noch befriedigen, und auch nicht rächen. Er soll gleiches Recht für alle garantieren. Und das hat er hier getan.

Und jetzt das Wetter.

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