Magic Town (Fremde Stadt, USA 1947)

Magic Town (Fremde Stadt, USA 1947)

USA 1947
Mit James Stewart, Jane Wyman, Kent Smith, Ned Sparks, Donald Meeks, Harry Holman u.a.
Drehbuch: Robert Riskin
Regie: William A. Wellman
Dauer: 103 min

Inhalt / Hintergrund:
Magic Town ist eine US-Komödie aus dem Jahr 1947.
In deren Zentrum steht Grandview, eine Kleinstadt irgendwo in den USA – die „Magic Town“ des Titels. Der Meinungsforscher Rip Smith (James Stewart) findet heraus, dass das Städtchen punkto Umfragen und Wahlen ein exaktes Abbild der ganzen USA darstellt. Sofort verlegt er sein Institut dorthin, denn er hofft, dort mit seinen Umfragen und Wahlprognosen der Konkurrenz zuvor zu kommen. In Gandview kommt Smith, so hofft er, viel einfacher, schneller und billiger zu seinen Umfrage-Ergebnissen als die Kollegen. Vorausgesetzt, in Grandview bleibt alles, wie es ist. Die Journaistin Mary Peterman (Jane Wyman) will allerdings den Fortschritt ins Städtchen bringen – was Rip in der Folge um jeden Preis zu verhindern versucht…

Magic Town stammt aus der Feder des Drehbuchautors Robert Riskin, dem Mann, der zusammen mit Frank Capra einige der schönsten amerikanischen Filme geschaffen hatte – von It Happened One Night über Mr. Deeds Goes to Town bis You Can’t Take it With You. Capra und Riskin arbeiteten jahrelang zusammen, bis sich Riskin gegen Capra wendete, den er beschuldigte, den Erfolg der gemeinsamen Werke immer als sein Verdienst reklamiert zu haben. Seltsamerweise war den Riskin-Filme ohne Capra allesamt kein Erfolg beschieden, weder in künstlerischer Hinsicht noch bezüglich Kassenerfolg. Auch Magic Town, den William A. Wellman inszenierte, wurde zu einem finanziellen Misserfolg.

Magic Town (Fremde Stadt, USA 1947)

Magic Town wurde zum letzten Film des unvergesslichen Nebendarstellers Donald Meek. Er taucht im Film immer mal wieder auf, dann verschwindet er wieder. Meek verstarb während der Dreharbeiten an Leukämie und man hat dann versucht, ihn ihm Film zu behalten, indem man die bereits gedrehten Sequenzen mit ihm möglichst sinnvoll im fertigen Werk verteilte.

Der Film lief nie in den deutschsprachigen Kinos. Erstmal wurde er 1986 im deutschen Fernsehen gezeigt, unter dem merkwürdig unpassenden Titel Fremde Stadt.

Mein Senf:
Riskin ohne Capra – das kam selten vor. In Magic Town arbeitete der Autor mit William A. Wellman zusammen. Das ergab zwar einen guten Film, aber Capra-Kenner werden einiges vermissen.
Das, obwohl die Ingredienzien der Geschichte geradezu capra-typisch klingen: Eine US-Kleinstadt voller liebenswert-schrulliger Einwohner, das Gefühl der nachbarschaftlichen Zusammengehörigkeit, das Kapital, das all dies zu zerstören droht… Und doch fehlt das gewisse Etwas. Man vermisst das Tempo der früheren Filme – Magic Town stagniert immer wieder dank seiner komplizierten Handlung und dank Dialogen, die sich geschwätzig in die Länge ziehen.

Da tauchen Fragen auf: Hatte Capra Riskins Drehbücher jeweils gestrafft und entschlackt, bis sie dem Tempo seiner Inszenierungen entsprachen? Arbeiteten beide schon beim Schreiben zusammen, wobei sich Capras Sinn fürs richtige Tempo von Beginn weg im Drehbuch manifestierte? Die Tatsache, dass Riskins sämtliche anderen capra-losen Filme heute völlig vergessen sind, weist auf eine der beiden Möglichkeiten hin.

Magic Town ist einer jener Filme, deren einzelne Komponenten (Drehbuch, Regie, Schauspiel) für sich genommen mittelmässig sind, die den Gesamteindruck im Zusammenspiel aber aufwerten. Das Drehbuch ist bisweilen sperrig und bleibt des öfteren in langen Herleitungen stecken – auf der anderen Seite beinhaltet es herrliche Dialoge und witzige Einfälle; die Regie ist unauffällig-unterstützend, lässt aber Stringenz und Tempo vermissen; und die Schauspieler sind mit Ausnahme von James Stewart eher blass, wohingegen dieser immer wieder auf unangenehme Weise überbordet.

Magic Town gehört zu den vergessenen Filmen Hollywoods, die durchaus einen Blick wert sind. Die zugrunde liegende Geschichte, der ständig präsente Witz und das Zusammenspiel der durchs Band sympathischen Figuren werten den Film trotz einiger Mängel auf. Aber vielleicht ist das nur der verklärte Blick des Capra-Verehrers, der immer wieder Erinnerungen an die grossen Filme aufblitzen sieht…

Veröffentlichung / Verfügbarkeit:
Eine DVD- oder Blu-ray-Veröffentlichung dieser Komödie gab es bei uns nicht. Wer den Film sehen will, kann sich mit der DVD aus Grossbritannien (R2) behelfen.

Das Drehbuch: 7 / 10
Die Regie: 7 / 10
Die Schauspieler: 7 / 10
Gesamtnote: 7 / 10

Magic Town (Fremde Stadt, USA 1947)

Magic Town (Fremde Stadt, USA 1947)


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