Mafia III im Test: Der Fall und Aufstieg des Lincoln Clay

Erstellt am 16. Oktober 2016 von Michael Fuchs @lpgeilde

Mafia III im Test: Der Fall und Aufstieg des Lincoln Clay

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 Mafia III hat in den vergangenen Tagen für ordentlich Wirbel gesorgt. Wir werden mal einen unvoreingenommenen Blick auf das Gangster Epos werfen und sagen euch wie wir es finden. Auf gehts!

Wenn “Der Pate”, “Casino” und “GoodFellas” ein Kind bekommen

Starten wir den Test zu Mafia III doch einfach mal mit der Story. In dem Gangster-Epos geht es um den Afroamerikaner Lincoln Clay. Wir kehren frisch aus dem Vietnamkrieg zurück und nisten uns bei der Familie in New Bordeaux ein. Nachdem ein Restaurant von Lincolns Familie überfallen wird, plant er mit einem guten Freund und Komplizen eine Bank um mehrere Millionen Dollar zu erleichtern. Das klappt alles ohne Probleme, doch in einer Feier wendet sich das Blatt. Freunde werden zu Feinden und die halbe Familie und Freunde werden in der eigenen Bar gerichtet. Nachdem wir wegen eines Kopfschusses lange Zeit bewusstlos waren, erwachen wir wieder zur neuen Frische und wollen Rache. Erst wenn alle Gangster der Stadt tot sind, ist unsere Mission erledigt. Für Lincoln heißt es also ein Team zusammen zu stellen und die Stadt von unten nach oben zu säubern und selbst die ganze Stadt zu übernehmen.

Das ist die Geschichte von Mafia III und es ist auch der treibende Faktor an dem Spiel. Allein der Start ist schon sensationell inszeniert und so geht das Spiel weiter und weiter und zerrt mit einer wirklich dichten Spannung an den Nerven der Spieler. Wir hangeln uns von einer Mission zur anderen quer durch die doch recht große Open World. Der einzige Grund warum man sich als Spieler nach einigen Stunden Spielzeit dafür entscheidet weiter zu spielen ist die in allen Punkten perfekt geschriebene Geschichte. Lincoln Clay ist am Anfang ein absolut unsympathischer Zeitgenosse und wird im Verlauf der Story immer sympathischer. Nach und Nach können wir nachvollziehen wieso er das tut, was er tut.

Auch die ganzen unzähligen Nebencharaktere sind bis ins kleinste Detail hervorragend geschrieben. So treffen wir auf Vito Scaletta aus Mafia II und neue Charaktere wie Cassandra, Burke und Donovan mit denen wir als Spieler von Beginn an sympathisieren. Jeder Talk mit dem lieben Donovan macht einfach höllischen Spaß. Vito ist wieder genau so großartig wie in Mafia II, Cassandra ist ein afroamerikanisches Medium das doch mehr auf dem Kasten hat als Voodoo und zu guter Letzt Burke dessen Sohn wegen uns gestorben ist und auch Rache im Sinn hat. Alle Charaktere greifen wie ein riesiges Zahnrad ineinander und alle Dinge die wir tun, wirken sich auf die Geschichte ein, die wir als Spieler erleben.

Eine ganz wichtige Sache ist, dass das Spiel gegen Ende immer stärker wird und immer weiter die Spannungsschraube nach oben dreht. Die Neugier des Spielers wird so auf die Spitze getrieben das Aufhören nicht mehr möglich ist. Die komplette Story endet in einem Finale was wirklich in den Köpfen zurück bleibt. Also immer schön am Spiel dran bleiben. Hier wartet eine der besten Storys des Jahres auf euch!

Die Geschichte einer Hassliebe

Mafia III ist aber absolut nicht frei von Fehlern. Hier haben wir so eine Kategorie die wirklich mehr Schatten über das Spiel wirft als Sonne. Optisch ist Mafia III nämlich eine absolute Enttäuschung. Die Trailer und die Gameplay Videos sahen in jedem Moment wirklich sensationell aus. Von dem Spiel kann das leider nicht gesagt werden. Wir sind in einer Open World ala Grand Theft Auto und können uns natürlich auch Autos klauen und damit quer durch die City heizen. Fahren wir mit Auto X jetzt einmal gegen Hauswand Y passiert so gut wie gar nichts.

Meistens nimmt das Auto nicht einmal Schaden, dafür fliegen Lack Teile in die Luft, die dort auch einige Zeit verweilen. Auch ganz sonderbar ist, dass wir es bisher nie erlebt haben ein Auto so schwer zu beschädigen, bis es explodiert, außer man schießt ununterbrochen auf den Motor. Die Explosionen dann sind aber doch recht hübsch geworden, was von den Schadensmodellen nicht gesagt werden kann. Ein Auto muss durch einen Unfall mit einer Hauswand kaputt sein und nicht unbeschadet aussehen wie frisch aus der Fabrik. Hier wurde bei der Entwicklung definitiv geschlampt.

Auch ein ganz schlimmer Punkt sind die unschönen Lichteffekte. Wenn alles vollgeregnet ist und wir durch die Stadt fahren sieht es wirklich ganz solide aus. Fahren wir aber nun durch die beleuchtete Innenstadt, so sieht es aus als würden wir noch einmal eine Runde Mafia II spielen. Auch nach einem Schauer wenn die Straßen ganz nass sind und dann die Sonne drauf knallt, erkennt man gar nichts mehr. Zu sehen sind nur noch Lichtwände die alles verdecken. Die Gefahr dann sein Auto in andere Autos zu steuern, beispielsweise bei einer Verfolgungsjagd ist recht groß und sorgt für eine ordentliche Portion Frust. Die Lichteffekte sind in dem Spiel eines der Sachen die nicht optimal gelöst worden sind. Hoffentlich wird das bald noch gepatcht.

Was man aber sagen kann und wirklich unvorstellbar gut aussieht, sind die Cutscenes. Jede Zwischensequenz sieht von den Animationen her einfach absolut perfekt aus. Natürlich kann es hier auch zu den bekannten Licht-Bugs kommen, die auch hier stören können aber das kam in unserem Test recht selten vor. Die meiste Zeit hofft man, dass die Zwischensequenz gar nicht mehr endet da sie so traumhaft gestaltet ist. Hätten die Entwickler all das was sie in den Zwischensequenzen gemacht haben, auch in dem normalen Spiel gemacht, wäre es deutlich besser geworden und wäre in dieser Kategorie vielleicht sogar eines der besten Spiele des Jahres geworden.

Ein (fast) kompletter Totalausfall

Was haben wir uns auf Mafia 3 gefreut. Die Trailer und Gameplay Videos sahen alle so hervorragend aus und haben eine hohe Erwartung für das Endprodukt hervorgerufen doch eins kann man sagen, die Trailer waren von der Optik und der Technik deutlich besser. Vor allem im Bereich Technik liegt Mafia 3 enorm zurück. Warum, erzählen wir euch gern und zwar Schritt für Schritt.

Fangen wir mit dem ersten Problem an und zwar der KI. Wir fahren durch eine sehr große Stadt in der wir natürlich auch allerlei Menschen über den Haufen fahren können, Autos klauen und eine Menge Blödsinn machen. Das Ding ist aber wenn wir jetzt eine Person aus dem Auto ziehen um deren Fahrzeug zu klauen, stehen die Passanten einfach mitten auf der Straße rum, schauen in dieselbe Richtung wie wir sie hinaus befördert haben und lassen sich gern von anderen Autos über den Haufen fahren. Denn die KI ist in dieser Hinsicht ziemlich unausgereift und zwar in wirklich allen Belangen.

Beispiel: Wir feuern in einer Lagerhalle einen Schuss ab, die Gangster hören uns und kommen natürlich in unsere Ecke gedackelt. Schön und gut für uns, denn wir können alle nach einander ohne Probleme erschießen. Das geht viel zu einfach und ist wirklich langweilig. Das ganz große Problem ist, dass dieser Trick fast immer funktioniert und einsetzbar ist. Natürlich kann auch geschlichen werden, dann aber kriegt es keiner mit egal wie laut wir durch die Gegend flitzen. Jetzt wieder zurück zur KI auf der Straße.

Hier gibt es auch noch einige Probleme die angesprochen werden müssen. Zum Ersten die Autofahrer, die gern mal über Bordsteine fahren und Leute töten, sehr blöde Staus fabrizieren und dann keinen Finger mehr bewegen, oder Fahrer bauen Unfälle und erhaschen nicht einmal den Gedanken irgendwie aus dem Schlamassel heraus zu kommen, nein die KI steigt aus und geht weg. So auch wenn wir auf der Straße eine Person niederschlagen und auf die Straße werfen. Die KI überfährt sie nochmal und nochmal. Selbst der Polizei ist es egal das wir eine Frau umknocken und auf die Straße werfen. Auch hier werden die bewusstlosen Menschen einfach nochmal überfahren um sicher zu gehen das sie wirklich tot sind.

Das Spiel hat viele Probleme, eines davon sind die Ruckler und Lags. Vor allem dann, wenn wir mit unserem wunderschönen Auto durch die Stadt brettern, denkt sich das Spiel “Hey lassen wir die FPS ruhig mal auf 20 oder 10 fallen” Das passiert leider viel zu oft im Spiel, was das Fahren manchmal zu einer echten Zerreißprobe werden lässt. Außerhalb des Autos springt das Spiel dann plötzlich wieder auf 60-70 FPS und läuft flüssiger. Noch ein paar Probleme sind die Abstürze die ganz gern mal vorkommen. Gerade dann wenn wir die Grafik des Spiels umstellen, oder die Tastenbelegung ändern friert das Spiel ein und stürzt einfach ab.

Zu den Bugs zählen aber auch die fehlenden und verwaschenen Lichteffekte die das Spiel manchmal zu hell oder viel zu dunkel darstellen. Wie wir bei Grafik schon erklärt haben ist die Sonne bei nassen Straßen so schlimm das wir als Spieler rein gar nichts mehr erkennen können. Auch fehlende Texturen zählen zu diesen “normalen” Bugs. So haben wir es ganz oft das vor allem beim Fahren mit einem Fahrzeug überall in der Stadt Gebäude, Autos und Menschen einfach so aufploppen. Wände haben teilweise keine Textur und sind nur große Tonblöcke. Die Autos sehen ab und an aus wie rechteckige Kisten und die Pflanzen haben nicht einmal wirkliche Texturen. So fühlt man sich in die Vergangenheit versetzt wenn wir uns das ansehen.

Der letzte “normale” Bug über den wir reden wollen sind die Glitches. In Missionen kommt es gern einmal vor das die Charaktere durch verschlossene Türen fliegen oder sie auch gern mal mehrere Meter über dem Boden schweben. Das Letztere kommt zum Glück recht selten vor. Was dafür öfters vor kommt ist, dass wir mit unseren Fahrzeugen abheben wie Michael J. Fox in Back to the Future. Hier gibt es wirklich viele Sachen die nicht passen. Gegner stehen in der Wand und können problemlos auf einen schießen, plötzlich sind Pappkartons aus Stahl und Autos lernen gern mal zu fliegen oder sich quer durch Häuser zu teleportieren. Ein wenig mehr Entwicklungszeit hätte dem Spiel deutlich besser getan und das merkt man wirklich.

Der “Once upon a Time in America” unter den Videospielen

Mafia III ist bei weitem nicht frei von Fehlern soviel ist schon einmal sicher, was aber nicht gesagt werden kann, ist das der Soundtrack und der ganze Sound schlecht wäre, ganz im Gegenteil! Mafia III ist ein Brett in dieser Kategorie und dreht völlig auf. Der Soundtrack trieft nur so vor schmissigen Evergreens der 60er Jahre und macht einen heiden Spaß beim Durchqueren der Stadt. Als Spieler fühlt man sich dazu auch angehalten vor einer Mission noch mal ne Runde zu fahren, da der Song einfach viel zu gut ist. Im Soundtrack unter anderem verbaut ist Aretha Franklin, Elvis, Beach Boys, Johnny Cash und noch viele mehr! Dem Musik-Fetischisten wird das Spiel allein deswegen schon gefallen.

Auch normale Sounds wie das Beschleunigen der Autos oder das Knarren der Dielen in Häusern ist super eingebaut. Es gibt aber auch hier einzelne Momente wo wir uns gedacht haben “Das muss jetzt wirklich nicht sein”. Meistens kommen diese Momente dann hervor wenn wir auf Bugs stoßen. Beispiel: Fahrzeuge die in eine Mauer buggen und hängen bleiben. Die machen einen höllischen Krach der kaum auszuhalten ist. Dies ist aber zu verkraften da es wirklich nur recht selten vorkommt und wenn dann auch in Zusammenarbeit mit den allseits beliebten Bugs.

Im Großen und Ganzen ist Mafia III im Bereich Sound ein absoluter Überflieger! Allein deswegen würden wir das Spiel schon empfehlen, denn fast kein Spiel dieses Jahr hatte einen so schmissigen und eingängigen Score wie dieses Gangster-Epos von Hangar 13!

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Wenn Gedanken verschwimmen

Der Titel dieser Kategorie mag komisch wirken, verstehen wir auch. Der Titel ergibt aber Sinn, da hier wieder Licht und Schatten aufeinander prallen. Als Erstes und positives muss gesagt werden, das Spiel hat eine wundervolle und große Spielwelt die Dank des Soundtracks und der tollen Story Spaß macht erkundet zu werden. Wir können einfach durch die Stadt heizen, in Gebäude gehen (denn in manche kann einfach so gegangen werden) und diese nach den Playboys oder Nacktportraits absuchen. Wir können auch einfach in der gefüllten Welt zu anderen Gruppen hingehen und diese mächtig aufmischen was selten eine gute Idee ist.

Aber auch hier haben wir Stellen die nicht so super sind. Zum Einen das Apartheit Szenario in dem wir uns befinden. Genannt wurde von den Entwicklern das wir ab und an aus dem Auto gezogen und kontrolliert werden, nur weil wir farbig sind. Das ist im gesamten Test nicht ein einziges mal passiert. Das was passiert ist, dass die Cops einfach so das Feuer auf uns eröffnen egal was auch immer wir tun. Sei es das wir aus Versehen ein Unfall bauen oder einfach nur eine Laterne um düsen, die Cops hängen uns direkt am Hintern und schießen uns erst die Reifen und dann die Rübe kaputt.

Fahren wir aber nur zu schnell oder rückwärts auf einer Straße so blinkt das blaue “wir werden von den Cops verfolgt” Symbol zwar auf, bringen tut es nichts denn ihnen ist es absolut schnurz piep egal. Das ist aber hier definitiv zu verkraften weil würden wir im Spiel nur wegen Geschwindigkeitsüberschreitung angehalten werden, würde sich das Spiel ins Unermessliche ziehen und das wäre nicht so super.

Was hingegen aber super ist, dass es Hangar 13 geschafft hat die Spielwelt sinnvoll zu füllen. Wir kriegen Nebenmissionen an den Kopf geworfen die zwar meistens aus “Erledige den und den und du kriegst Geld” Missionen bestehen, aber es gibt auch optionale Missionen auf die man erst einmal treffen muss. Soll heißen wir fahren durch die Stadt und treffen auf andere Banden, dann können wir entscheiden ob wir denen jetzt Feuer unterm Hintern machen oder einfach entspannt weiter fahren zur Mission. An jeden Ecken und Enden finden sich die Gruppierungen auf die man eingehen kann wenn wir als Spieler es wollen.

Auch Positiv ist die Atmosphäre die uns ins Spiel zieht. Die Musik und die Story trägt da natürlich deutlich bei aber auch das Leveldesign, das Setting lässt uns immer weiter ins Spiel sinken. So etwas zu gestalten ist die Kunst bei einem Videospiel oder Film oder sonst irgend etwas. Und das ist bei dem Spiel wirklich perfekt umgesetzt. Wir haben nie das Gefühl als würde die Atmosphäre brechen und uns aus der Immersion kicken. Hier hat Hangar 13 wirklich was geleistet.

Fazit

Ein Fazit zu ziehen ist in diesem Fall schwer. Von der Story und dem Soundtrack ist das Spiel absolut brillant doch von der Technik und der Grafik leider ungenügend umgesetzt worden. Die Story ist traumhaft erzählt, die Charaktere kriegen genug Backround und werden super eingebaut. Das Finale des Spiels macht alles richtig und auf dem Weg zum Finale der doch recht lang ist erleben wir keinen einzigen Durchhänger. Der Soundtrack ist auch großartig. So viele Hits die ins Ohr gehen und dort eine lange lange Zeit verweilen. Sie motiviert uns länger in der Stadt rum zu fahren und andere Quests zu machen, da wir bei denen länger im Auto sitzen können.

Das negative aber sind die Bugs die das Spiel wirklich kaputt machen und die sehr altbackene Grafik die mit Lichtbugs und einem enormen Gelbstich der nicht abschaltbar ist auf die Nerven geht. In allem ist Mafia III ein Spiel für Leute die das Gangster Genre lieben. Die Filme wie GoodFellas, Scarface oder Casino und Spiele wie Scarface, Der Pate und Co. mögen. Aber auch für Leute die das 60er Feeling lieben und die, die gute Geschichten schätzen. Für diese Menschen ist Mafia III ein absolutes Must Play!

Wertung Mafia III

6.9

Story

9/10

Grafik

5/10

Technik

4/10

Sound

9/10

Leveldesign

8/10

Pros

  • Setting
  • Soundtrack
  • Charakter Inszenierung
  • Cutscenes
  • Große und geräumige Spielwelt
  • Englische Vertonung
  • Atmosphäre der 60er Jahre
  • Spannende und glaubwürdige Rache Story
  • Mehrere Enden
  • Spielzeit

Cons

  • Deutsche Vertonung
  • Fehlende Texturen
  • Detailarmut
  • Eintönige Nebenquests
  • Unintelligente KI
  • Abstürze & Glitches
  • Schwankende Lichteffekte
  • Schadensmodel der Fahrzeuge
  • Fahrphysik

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ööBjörn FreuwörtHallo ich bin der Björn, werde aber eigentlich nur Johnny genannt (Spitzname) bin Hardcore Gamer, Filmfan schüler und schreibe für mein Leben gern Drehbücher und zeichne Manga :D