In den 1930er/1940er Jahren gefeiert und nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend vergessen, wurde die belgische Schriftstellerin Madeleine Bourdouxhe (1906-1996) erst ab den 1980er Jahren, nicht zuletzt durch die Entwicklung der feministischen Literaturwissenschaft, wiederentdeckt. Von ihrem großen, heute wieder zunehmend Anerkennung findenden Talent zeugen unter anderem die im Folgenden kurz vorzustellenden Neuauflagen ihrer Bücher (genauere Einzelrezensionen folgen in gesonderten Posts), deren zahlreichen Übersetzungen in teils auch exotische Sprachen sowie die Adaptionen im Funk, Fernsehen und auf der Theaterbühne.
Werk
Wurde „Vacances“, der erste schriftstellerische Versuch von Madeleine Bourdouxhe, 1935 noch vom
Verlag abgelehnt, nahm der Verlag Gallimard 1937 ihr Manuskript zu „La femme de Gilles“ mit großerEuphorie auf. Der heute als „Aushängeschild“ für die zeitlebens bescheidene aber durchsetzungsstarke
Zeitgleich zu „La femme de Gilles“ arbeitete Madeleine Bourdouxhe an „À la recherche de Marie“ (Veröffentlichung 1943). Auf diese Tatsache wird in vielen Interpretationen der beiden Werke abgehoben,
Unveröffentlicht und nur fragmentarisch überliefert geblieben sind „Le voyageur fatigué“, „Mantoue est trop loin“ und der schon erwähnte Roman „Vacances“, der in deutscher Sprache vorliegt, aber im Original noch auf seine Veröffentlichung wartet.
Trivia
Besonders möchte ich auch die 2004 von Frédéric Fonteyne realisierte Verfilmung von „La femme de Gilles“ hinweisen.
Auf der 2004 veröffentlichten DVD findet sich auf einer Zusatz-DVD u.a. eine Dokumentation über das Leben von Madeleine Bourdouxhe, die von ihrer Enkelin erstellt worden ist. Darin kommen sowohl die Schriftstellerin selbst als auch Weggefährten/Weggefährtinnen sowie ihre Tochter und Enkelin zu Wort. (Bezrki, Nadia: Une lumière la nuit. Un portrait de Madeleine Bourdouxhe, DVD, 2004).
Alle Manuskripte, eine Briefsammlung und weitere Dokumente von und zu Madeleine Bourdouxhe lagern im „Fonds Madeleine Bourdouxhe“ des Archives et Musée de la Littérature (Bibliothèque royale de Belgique) in Brüssel. Dort kann auch ein sortiertes und kommentiertes Exemplar von „Le voyageur fatigué“ eingesehen werden.
Weiterführende Literatur
Wenn man sich längere Zeit mit einem Autor/einer Autorin beschäftigt hat, in meinem Fall habe ich mich in Seminararbeiten und in der Masterarbeit mit Madeleine Bourdouxhe auseinandergesetzt, dann fällt es schwer die wichtigsten Punkte herauszugreifen, die einen Autor/eine Autorin ausmachen. Um doch noch auf den einen mehr oder weniger wichtigen Punk hinweisen zu können, liste ich im Folgenden eine sehr kleine Auswahl an Literatur über Madeleine Bourdouxhe auf, die auf einige inhaltliche Interpretationsansätze verweist.
Speziell für bio-bibliographisch Hinweise können alle Vor- und Nachworte zu den französischen und deutschen Ausgaben empfohlen werden, die in den meisten Fällen von der Literaturagentin und Übersetzerin Faith Evans verfasst worden sind, die persönlichen Kontakt zu Madeleine Bourdouxhe pflegte.
Kovacshazy, Cécile/Solte-Gresser, Christiane (Hrsg.): Relire Madeleine Bourdouxhe. Regards croisés sur son œuvre littéraire, Brüssel (et al.) 2011. (Überblick über die enthaltenen wissenschaftlichen Aufsätze auf dem Werbeblatt des Verlages)
Nys, Florence: Bio-bibliographie de Madeleine Bourdouxhe, in: Kovacshazy, Cécile/Solte-Gresser, Christiane (Hrsg.): Relire Madeleine Bourdouxhe. Regards croisés sur son œuvre littéraire, Brüssel (et al.) 2011, S. 205–208. (ältere Onlinefassung)
Reschka, Kathrina: Zwischen Stille und Stimme. Zur Figur der Schweigsamen bei Madeleine Bourdouxhe, Marguerite Yourcenar, Marguerite Duras, Clarice Lispector, Emmanuèle Bernheim und in den Verfilmungen der Romane, Frankfurt am Main (et. al.) 2012.
Solte-Gresser, Christiane: Vom Schweigen erzählen. Versuch einer Typologie des Schweigens im Werk von Madeleine Bourdouxhe, in: Reschka, Kathrina (Hrsg.): „Stille:Stimme“. Zum Moment des Schweigens aus der Sicht romanistischer Sprach-, Literatur- und MedienwissenschaftlerInnen, Siegen 2008, S. 279–296.
Solte-Gresser, Christiane: Spielräume des Alltags. Literarische Gestaltung von Alltäglichkeit in deutscher, französischer und italienischer Erzählprosa (1929–1949), Würzburg 2010.
Solte-Gresser, Christiane: Raconter le silence, in: Kovacshazy, Cécile/dies. (Hrsg.): Relire Madeleine Bourdouxhe. Regards croisés sur son œuvre littéraire, Brüssel (et al.) 2011, S. 137–144. Textyles. Revue des lettres belges de langue française, Nr. 9, 1992. (Onlineversion)
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