Madden NFL 16

Von Pressplay Magazin @pressplayAT

Madden NFL 16

5Simulation

Madden NFL 16 auf der PS3 verspricht ein neues Cover, ein paar zusätzliche Animationen und Detailverbesserungen, aber sonst nichts, was sich lohnen würde es zu spielen. Da hat sich in der National Football League ja mehr getan als bei EA.

Die Vorfreude sich endlich mit der Lieblingsmannschaft wieder das Spielfeld auf- und abzukämpfen, bei jedem Raumgewinn erleichtert aufzuatmen oder der Jubel bei einem gegnerischen Pass den Ball abzufangen, erhält schnell einen krachenden Dämpfer. Kaum legt man Madden NFL 16 ein wird klar: es hat sich nichts geändert. Ein schneller, vergewissernder Blick auf das Cover ob es sich tatsächlich um das aktuelle (das Wort “neu” wäre keine passende Bezeichnung) Football-Spiel aus dem Hause EA handelt und nicht um die fälschlicherweise eingelegte Version aus dem Vorjahr, ist doch gleich der Beginn, das Startmenü und die Bedienung beinahe gänzlich ident. Überraschend, ernüchternd und enttäuschend zugleich, stellt sich heraus, dass außer einem neuen Cover und neuer Musik im Menü nichts verändert wurde. Ja, die Kader wurden angepasst und reale Spieler- und Trainertrades berücksichtigt. Zum Glück entscheidet die Oberfläche nicht alleine ob ein Spiel gelungen ist.

Weiter zum ersten Match. Gleich die Animationen von Spieler, Gegner, Kommentatoren und Zuschauer lässt eine Gänsehaut den Rücken liebkosen. Die Grafik ist, es grenzt schon bald an einer Wortwiederholung, unverändert. Wenn die Kommentatoren ihre animierten Münder zu grotesken Grimassen verziehen und man erst bei genauer Konzentration merkt, dass sie versuchen Worte zu formen, überspringt man den Anfang des Spiels lieber gleich mal. Die Teams laufen aufs Spielfeld, die Trainer reden in ihre Headsets und alles wirkt hölzern und lieblos. Nicht, dass die Grafik schlechter wäre als beim Vorgänger, das Enttäuschende an dem Ganzen ist schlicht und ergreifend der Umstand, dass es genau so aussieht wie der Vorgänger. Höchstwahrscheinlich sieht Madden NFL 16 auf der PS4 weitaus besser aus und ist ein wahrer Augenschmaus, jeder der noch auf der PS3 zockt wird allerdings dazu verdammt die gleichen Animationen wie schon in Madden NFL 15 zu sehen. Die Entwickler waren wenigstens so gnädig den Figuren doch ein paar neue Bewegungen einzuprogrammieren. Viel schlimmer wiegt da schon der ohnehin stets nervende Kommentar.

Die das Football-Match begleitenden Stimmen sind immer schon ein Fluch der meisten Sportspiele gewesen. Wiederholung und Langeweile stellt sich schnell ein, doch diesmal schießt EA wirklich das Eiförmige Leder ab und es finden sich oftmals haargenau die gleichen Kommentare wie im direkten Vorgänger wieder (vermutlich sogar bis zu dem Spiel vor zwei Jahren zurückreichend). Dies macht die Kommentare gleich um einiges verhasster und nervender, doch sie abstellen ist auch keine wirkliche Alternative, denn die Stimmung im Stadion ist nicht gerade mitreißend, sondern lässt viel eher Zweifel aufkommen ob überhaupt ein Publikum anwesend ist. Sofern die Lethargie der Zuschauer von den Programmierern beabsichtigt ist, zeigt das zumindest einen gewissen Hang zur Selbstironie, spiegelt die virtuelle Footballmenge perfekt den gelangweilten realen Spieler wider. Nun muss doch wenigstens beim Spielprinzip wirklich sagenhaft Neues und Innovatives zu erleben sein? Fehlanzeige. Wozu auch etwas ändern, was bisher großartig funktioniert hat? Die Spielmechanik ist demnach schon ein Pluspunkt, doch alleine dafür kauft man sich kein neues Sportspiel, wenn die Vorgänger, preislich bereits um einiges reduziert, (beinahe) die gleiche Mechanik beinhalten.

Einige Neuerungen und Änderungen gibt es ja schon, so hart darf man mit Madden NFL 16 auch wieder nicht ins Gericht gehen. Ein paar Verbesserungen was die eigene Saison bzw. Karriere oder andere Spielmodi betrifft. Und auch wenn das, anders lässt es sich nicht sagen, “nett” ist, so ist es doch zu wenig um den neuen Teil der EA Football-Reihe als gelungen zu bezeichnen. Selbst die Verbesserungen, Ergänzungen, usw. sind derart minimal und trivial, dass sie sich keiner Erwähnung lohnen. Sie tragen nichts neues zur Unterhaltung bei oder lassen das Spiel dadurch lebendiger oder dynamischer wirken. Eigentlich lässt sich das aktuelle Madden NFL 16 (zumindest für die PS3) nur als kompletter Reinfall, als sinnlose Zeit- und Geldverschwendung bezeichnen, die vor allem für hartgesottene Football-Fans und treue Begleiter der Sportreihe eine derbe Beleidigung darstellt.

Für all jene, die noch nie Madden NFL gespielt haben und praktisch Neueinsteiger sind, für die ist der diesjährige Teil unterhaltsam und fördert das Vergnügen an diesem amerikanischen Sport. Wer also die Tom Bradys, Peyton Mannings und Aaron Rodgers bisher nur im Fernsehen bewundert hat und nun selbst einmal die Kontrolle über sein Lieblingsteam übernehmen möchte, der kann sich bedenkenlos amüsieren. Schockierend ist nur die Gleichgültigkeit und Frechheit, die EA mit solch einem Produkt gegenüber ihren eigenen treuen Fans und vor allem altertümlichen PS3 Benutzern an den Tag legt. Aber gut, vielleicht ist man auch selbst Schuld, wenn man sich noch nicht die neue Konsole zugelegt hat und hat es demnach nicht anders verdient als mit solch einem lieblosen Spiel abgespeist zu werden.

Plattform: PS3 (Version getestet), PS4, Xbox One, Xbox 360, Spieler: 1-6 (2 online), Altersfreigabe (PEGI): 3, Release: 27.08.2015, www.easports.com/de/madden-nfl


Autor

Marco Rauch

Aufgabenbereich selbst definiert als: Kinoplatzbesetzer. Findet den Ausspruch „So long and take it easy, because if you start taking things seriously, it is the end of you” (Kerouac) sehr ernst zu nehmend.


 
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