Inspiration holt sich die junge Designerin vor allem ausFilmen und Büchern der vergangenen Jahrhunderte und aus Serien („Mad Men“) .Für die aktuelle Winterkollektion, die viele Brauntöne, Blau, Rot, aber auchrosa Akzente beinhaltet, orientierte Sie sich viel an Judy Garland ( Anmerkung:Für all diejenigen, die sie nicht kennen: Sie spielte unter anderem das kleineMädchen aus der Vefilmung „The Wizard ofOz“ von 1939) . Sie schaute sich im Vorfeld einige Filme mit ihr an, achteteauf Details oder auf die Bewegungen der Schauspielerin und wie die Kleidung sieumspielte. Für Anne ist das Designen einer Kollektion immer 50% Bauchkreativitätund 50% Kopfkreativität. „Damit das ganze am Ende stimmig wird!“ Sie hat mirübrigens verraten, dass die kommende Sommerkollektion sehr an Audrey Hepburnorientiert ist. Da hat sie ja bei mir direkt offene Türen eingerannt. (Ichbekenne mich hiermit als „Audrey-Hepburn-Fan“ . Es wird eine sehr farbenfroheKollektion, wobei sie wohl viel mit Baumwolle und Seide arbeiten wird. ImGegensatz zur Winterkollektion, die hauptsächlich aus Baum- oder Schurwollegefertigt wurde.
Das ganz Besondere an Annes Kollektionen ist, dass Sie sehr genau daraufachtet, welche Materialien Sie für ihre Mode nimmt. Hauptsächlich kommen dieStoffe aus Italien, aber auch aus England und Norwegen. Sie verwendet zumgrößten Teil reine Naturmaterialen. Es gibt allerdings wenige Ausnahmen anStoffen mit höherem synthetischen Anteil. Zentrales Kriterium bei der Auswahlist immer die Stoffqualität.
Es wird nur in Deutschland produziert. Auch bei den Knöpfen und anderen KleinenAccessoires ist Anne sehr kritisch. Es kommen ihr keine Plastikknöpfe ins Haus.Ale bestehen entweder aus Perlmutt oder aus Horn, Leder oder Metall.
Um die ganze Sache noch persönlicher zu machen, gibt sie jedem Kleidungsstückeinen Namen. Entweder als Hinweis auf eine berühmte Persönlichkeit (Anmerkung:Ich erwähnte oben, dass sie ein Kleid mit dem Namen Grace (Kelly) trug.) odereinfach persönlichkeitshalber. Allein an diesen Tatsachen merkt man, dass Anne ihren Berufliebt und lebt. Für Sie ist das nicht einfach irgendwas. Das ist ein Traum, denSie absolut verinnerlicht hat. Tipps für junge Designer oder die, die es noch werdenwollen, gibt Anne gerne. „Mach eine fundierte Ausbildung!“ ist der erste Satzder nach meiner Frage, wie aus der Pistole geschossen, aus ihrem Mund kommt.Sie erklärt sich damit, dass es nicht schadet eine Ausbildung gemacht zu haben,da das Quereinsteiger-Prinzip von dem so viele Träumen in der heutigen,schnelllebigen Zeit einfach nicht mehr funktioniert. Man muss außerdem keinMega-Talent im Zeichnen sein, aber man sollte üben und an sich arbeiten. Denndurch Übung wird man bekanntlich besser. Auch soll man sich zur Inspirationalte Bücher angucken, Schnitte von früher, Designs von heute. Wille, Ehrgeizund die Ehrlichkeit zu sich selbst sindwichtige Dinge, die man einfach nicht außer Acht lassen darf.
„Man muss seine Nische finden. Es bringt nichts etwas zu produzieren, nur umden Leuten zu Gefallen. Besinn dich auf deine Stärken und deine persönlichenInteressen.“
Träumen ist beim Modeschaffen gerne erwünscht, die passendenIdeen, die aus den Träumen hervorgehen auch, aber man darf nie die Realität ausden Augen verlieren. Das stellt auch Anne ganz klar fest: „Wo will ich hin? Dasist eine Frage, die man sich immer stellen sollte.“Aber auch für Modebegeisterte hat Anne ein paar Tipps übrig.Grade die Frage „Wie finde ich meinen eigenen Stil?“ betreffend kann sie nurraten: „Versucht immer ihr selbst zu sein und auch zu bleiben. Mode ist keineVerkleidung. Sie unterstreicht euren Charakter. Ihr müsst euch in ihrWohlfühlen und nicht alle 5 Sekunden das Kleid richtig zupfen, weil man meint,es wäre verrutscht. Das sind Anzeichen dafür, dass es eventuell nicht dasrichtige Kleidungsstück für einen ist. Auch hier gilt das Wohlfühlprinzip, demman sich aber – dem Anlass entsprechend – anpassen sollte.“ Wichtig ist auch –und da sagt Anne knallhart dass manseine Größe realistisch einschätzen muss. Denn wer kennt sie nicht, die Damenoder Herren, die sich eher in ihre Bluse reingeschossen haben, als allesandere. Damit macht man sich selbst nicht glücklich, weil man nichtselbstbewusst auftreten kann. Zumindest die meisten können das nicht. Mansollte nie darauf verzichten, sich auszuprobieren und sich etwas trauen, aberwenn man sich dann nicht sicher ist: „Fragt Freunde! Aber wirklich nur dierichtig guten Freunde und bittet sie um eine ehrliche Antwort, egal wieschonungslos sie sein kann. Daraus lernt man auch!“
Für die Zukunft plant Anne eine kleine Männerkollektion, die– wenn alles gut läuft – in 2 Jahren erscheinen soll. Auch an Accessoires – wieTaschen und Gürtel – hat sie schon gedacht, aber das wird noch etwas länger aufsich warten lassen.
Hätte ich an diesem Nachmittag nicht noch einen anderen Termin gehabt, wäre ichwohl noch länger geblieben – im wunderschönen Land von Anne-Kathrin Schmidt undihrem Mädchentraum.
Denn wo kann man sonst so gut - zu Kaffee und Plätzchen – in vergangenen Zeitenschwelgen und sich über Mode unterhalten?
Die Autorin bedankt sich herzlichst bei derDesignerin für das entgegengebrachte Vertrauen und freut sich auf ein baldigesWiedersehen ganz im Sinne der Mode.