Ja, ich gebe zu, manchmal bin ich anders. Ob das nun gut oder schlecht ist, sei dahin gestellt, aber in manchen Sachen unterscheide ich mich deutlich von anderen weiblichen Wesen. Während sich einige, wenn auch nicht alle, meiner Freundinnen und auch meine Kollegin stundenlang über typisch weibliche Themen auslassen können, habe ich zu solchen Themen meist nur wenige Sätze beizutragen.
Um ein gängiges Klischee zu bedienen: Meine Freundinnen sind stets über neue Modelle von Handtaschen im Bilde, deren Bezeichnung mich an alles außer an eine Handtasche denken lässt. Sie fachsimpeln über das Design und scheuen sich auch nicht davor eigens für eine Handtasche unsere Landeshauptstadt aufzusuchen, die eine gute Autostunde entfernt liegt. Klar, DschiDschiÄll gibt es halt nicht überall. Schon gar nicht bei uns auf’m Dorf. Okay, ich übertreibe, Braunschweig ist kein Dorf. Aber die extatischen Handtaschenkäufe (oder sollte ich besser Kaufräusche schreiben?), die gibt es wirklich. Auch wenn man frau das ebenso wenig zugeben würde wie die Vernichtung einer 300 g Tafel Milkaschokolade. An einem Abend. Ganz allein.
Doch es geht noch, man möge mir das Wort verzeihen, verrückter. Meine Freundin erzählte mir neulich von ihrem neuesten Fang. Während ich lustlos in meinem Essen stocherte (Salat, ich hätte lieber eine 300 g Milkaschoko… ach, lassen wir das) und auf ihre Ausführungen wartete, hielt sie mir stolz ihre neueste Errungenschaft unter die Nase. Man mag es beinah erraten haben, natürlich eine Handtasche. Noch eine. Ich zeigte mich wenig begeistert, doch meine Freundin ließ nicht locker. “Guck doch wenigstens mal, was das für eine tolle Tasche ist! Michael Kors Taschen sind äußerst schwer zu kriegen, da muss man schon bald mehr Glück als Verstand haben!” argumentierte sie in der vagen Hoffnung, doch noch ein wohlwollendes Zustimmen von mir zu erhaschen. Doch von mir folgte keine Reaktion. “Wenn du sie dir anschaust, bekommst du auch den Schokoriegel, der sich in ihr befindet!” zwinkerte sie mir zu. Gnah, sie kannte mich einfach zu gut. Wer kann so einem Angebot schon widerstehen? Am Ende waren wir beide zufrieden; ich beäugte ihre neue Handtasche und stieß mehrere “Ahh”s und “Ohh”s der Bewunderung aus, was sie mit einem dankbaren (und meiner Meinung nach sehr stolzen) Lächeln quittierte, während ich mich am Schokoriegel gütlich tat. Viel besser als Salat!
(Und natürlich würde ich niemals nicht zugeben, dass ihre Handtasche wirklich schick war und ich sie mir auch sehr gut an meinem Arm vorstellen könnte. )