Mädchen und Maschine

Mädchen und Maschine

Grimes „Visions“
(4AD)
Es ist wie immer, wenn jemand auf den Schild gehoben wird, der bisher nur von einem sehr ausgewählten Hörerkreis wahrgenommen worden ist: Die einen überdrehen gnadenlos, die anderen lächeln abschätzig und senken denDaumen. Darf man den dürftigen Informationen glauben, hat Claire Boucher unter dem Namen Grimes mit 23 immerhin schon zwei Alben und diverse 12“s abgeliefert, ganz so geheim sollte der Tipp eigentlich nicht mehr sein. 4AD hat sich jedenfalls weder von den dünnen Organ abschrecken und von der DIY-Attitüde leimen lassen und das Mädel trotzdem ins Haus geholt. Was kein Fehler war, denn abgesehen von der tatsächlich etwas dürftigen, eher piepsigen Singstimme sind die Stücke auf „Visions“ musikalisch hochklassig und müssen sich hinter Robyn oder Goldfrapp keineswegs verstecken. Der Sound von „Genesis“, „Circumambient“ und„Visiting Statue“ ist kunstvoll geschichtet, die Sythies wabern und wummern gefällig und die Beats sitzen punktgenau. Es klappt mit Dance („Vowels = Space And Time“, „Be A Body“) ebenso gut wie mit epischeren Stücken („Colour Moonlight“), das federleichte und doch recht traurige „Skin“ (“You’re leaving, so why don’t you talk to me? You act like nothing ever happened, but it meant the world to me“) ist mit seinen sechs traumhaften Minuten weit hinten platziert, obwohl es gut auch als Mittelpunkt gelten könnte. Was das Mädchen aus den Maschinen herausholt, zeugt von einigem Talent und Gespür und ist, wenn
schon kein entgeistertes Lobgeschrei, so zumindest Anerkennung und Respekt wert, für abgedunkelte Rückzugsräume gibt es wohl momentan kaum eine bessere Beschallung. http://www.grimesmusic.com/

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