Mädchen stirbt an Folgen der Genitalverstümmelung

Von Frauenblog @frauenblog

Erstmals findet in Ägypten ein Prozess wegen Genitalverstümmelung statt. Der Arzt und der Vater der 13-jährigen Suhair, die am 6. Juni letzten Jahres an den Folgen des Eingriffs starb, werden angeklagt. In Ägypten ist die schwere Menschenrechtsverletzung seit 2008 verboten. Sie kann jedoch nach dortigem geltenden Recht weiterhin straffrei durchgeführt werden, wenn eine sogenannte „medizinische Notwendigkeit“ attestiert wird.

Die rechtliche Situation in Ägypten ist absurd. Genitalverstümmelung ist massive Gewalt, die weder durch Tradition oder religiöse Begründung und vor allem nicht medizinisch zu rechtfertigen ist. 75 Prozent aller Genitalverstümmelungen in Ägypten werden von medizinischem Personal durchgeführt – und damit mit staatlichem Einverständnis. Diese Doppelmoral muss endlich aufhören! Der Fall von Suhair zeigt, dass mit jeder Genitalverstümmelung der Tod eines Mädchen in Kauf genommen wird!“, kritisiert Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von TERRE DES FEMMES. In Ägypten sind über 90 Prozent der Frauen an ihren Genitalien verstümmelt.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verurteilt die Beteiligung von medizinischem Personal an der Praxis, da dies das Missverständnis stützt, Genitalverstümmelung sei gesundheitsfördernd. Denn die langfristigen Folgen weiblicher Genitalverstümmelung bleiben bestehen: chronische Schmerzen, Inkontinenz, große Probleme bei Schwangerschaft und Geburt sowie Unfruchtbarkeit – bis hin zu Todesfällen.

TERRE DES FEMMES forderte die ägyptische Regierung bereits 2012 dazu auf, weibliche Genitalverstümmelung endlich konsequent unter Strafe zu stellen.12.000 Unterschriften für ein ausnahmsloses Verbot der Praxis in Ägypten wurden damals an die ägyptische Botschaft überreicht. Am 7. Mai 2014, dem weltweiten Tag der genitalen Selbstbestimmung, wiederholte TERRE DES FEMMES die Forderung mit einem Brief an die Botschaft – bislang ohne Reaktion. TERRE DES FEMMES wird sich weiterhin für den Schutz der ägyptischen Mädchen einsetzen und konsequent das Verbot dieser frauenverachtenden Menschenrechtsverletzung einfordern!

Nicht nur in Ägypten sondern auch in vielen weiteren Ländern des Mittleren Ostens ist weibliche Genitalverstümmelung verbreitet und gefährdet Mädchen und Frauen. Diese Menschenrechtsverletzungen im Iran, Oman, Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi Arabien und dem Jemen sowie weiteren Ländern Asiens finden jedoch kaum internationale Aufmerksamkeit.

Quelle: Terre des Femmes / frauenrechte.de