Madames Welt - vom Brauchen und Loslassen

Hallo meine Lieben,
heute sage ich wieder "Hallo und herzlich Willkommen in Madames Welt!" - so wie ab jetzt hoffentlich jeden Montag.
Der Sonntag ist doch oft die perfekte Gelegenheit, eine Woche nochmal Revue passieren zu lassen, Erlebtes zu verarbeiten oder drüber nach zu denken.
Heute gehts für mich ums "Brauchen und Loslassen". Es gibt ja den schönen Spruch "Brauchen ist der falsche Ansatz" und der trifft bei uns Beauty-Queens doch zu einhundert Prozent zu, oder?
Ich brauche keine (ichweißnichtwieviele es sind) Nagellack, ich brauche keine drölftausend Lidschatten und erst Recht keine zwanzig Mascaras. Nicht mal die zwei verschiedenen Zahncremes brauche ich. Dennoch kaufe ich sie und irgendwie sind sie für mich lebenswichtig. Genauso wie ein voller Kleiderschrank - und trotzdem nichts zum Anziehen.
Madame hat diese Woche ihren Kleiderschrank ausgemistet. Der Kleiderschrank? Belastend, voll, unordentlich, kein Überblick mehr. Das schlechte Gewissen den Kleidungsstücken gegenüber, die nicht so oft die hölzernen Wände verlassen dürfen. Der traurige Blick an die Lieblingsstücke, die an der ein oder anderen Stelle langsam oder sicher Spuren aufweisen durch die Belastung uund das liebevolle Tragen. Die Frage, warum man etwas gekauft hat. Warum war es so unheimlich wichtig, dass das Teil jetzt mit nach Hause kommt? Wenn es dann doch nur im Schrank rumliegt und keine Beachtung findet.
Madames Welt - vom Brauchen und Loslassen
Fehlkäufe - vielleicht sogar noch mit Originaletikett. Erinnerungen, die an den Kleidungsstücken hängen. Ach, als ich das T-Shirt getragen habe, haben wir uns kennen gelernt. Mit dieser Hose bin ich zum ersten Mal in die Uni gegangen. Dieses Outfit habe ich mir stundenlang überlegt um bei seiner Familie einen guten ersten Eindruck zu machen. Diese beiden Teile habe ich in New York gekauft. Und diese Jacke habe ich selbst genäht. Ich weiß noch genau, wie viel Arbeit es war. Und doch entspricht sie nicht meinen Vorstellungen. Das hier war ein Geschenk - und ich bin mir bis heute noch nicht sicher, ob es mir denn gefällt. Diesen Fleck bekomme ich nicht mehr raus, aber ich habe es genau vor Augen, wie mein Gegenüber in die Tomate beißt und es zu mir rüber spritzt und wir in einem nicht enden wollenden Lachkrampf feststecken.
Wie soll man sich da trennen? Wie soll man da Ballast abwerfen um in die Zukunft sehen zu können - und das doch noch möglichst optimistisch. Wie, wenn doch alles mit Erinnerungen verbunden ist? Nur die negativen, die sind schnell raus und abgehakt. Damit habe ich die Klausur geschrieben und bin durchgefallen. Das hatte ich beim Bewerbungsgespräch an und habe die Stelle nicht bekommen. Und hier, die Hose - damit habe ich mir das Bein gebrochen.
Doch mir ist klar geworden: Es ist befreiend. Es hilft einem irgendwie. Ausmisten. Sich von Dingen trennen. Wieder etwas Luft in das Leben zu bringen. Raum für Neues, Raum für Kreativität.
Auch wenn ich noch immer so viel mehr besitze, als ich letztendlich brauche, fühle ich mich bei einem Blick in den neu sortierten Kleiderschrank nun irgendwie besser. Befreit. Ich habe sogar eine ganze Schublade Platz gewonnen. Für Neues. Für Kleidungsstücke und neue Erinnerungen, die ich damit verbinden werde. Für ein neues Kapitel und neue Ideen. Für eine neue Seite an mir zu entdecken.
Auch bei meiner Schmink- und Nagellacksammlung werde ich mir nun durch den Kopf gehen lassen was ich wirklich brauche. Was ich vielleicht noch nie oder schon Ewigkeiten nicht mehr benutzt habe. Woran hänge ich? Was ist mir wichtig? Und was kann ich vielleicht loslassen um Neuem eine Chance zu geben.
Nicht, dass ich jetzt im Verzicht leben möchte und mich nur noch an dem Nötigsten orientiere - nein, ich möchte einfach nur in die Zukunft sehen, so frei wie möglich, um so viel Erfahrungen und Eindrücke sammeln zu können, wie sich mir bieten.
Auch wenn das heißt, dass sich die leere, neu gewonnene Schublade wieder füllen wird, mit neuen Pullovern, Tops und Sweatshirts, die mir aber hoffentlich wundervolle Kauferlebnisse bringen werden und mich bei neuen Erinnerungen tatkräftig unterstützen werden.
Wie ist das denn bei euch? Hortet ihr auch alles? In Kisten, Kasten, Boxen und so viel wie möglich? Oder seid ihr auch dafür, dass sich ab und an trennen und Platz schaffen doch helfen kann?

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