Station 2 meiner Serie “Madame Cuisine zu Gast bei”. Diesmal bin ich zu Besuch bei der Modedesignerin Sonja Kiefer. Sonja und ich kennen uns, seit unsere Eltern vor mehr als… Also vor vielen, vielen Jahren jeweils ein Häuschen in derselben Straße kauften und wir somit Tür an Tür aufwuchsen.
Name: Sonja Kiefer
Beruf: Modedesignerin
Vita: Dass Sonja heute eine gefragte Designerin ist und Prominente wie Regina Halmich, Gitta Sax, Eva Habermann oder Anne Will ihre Kleider auf Preisverleihungen tragen, wundert nicht. Schon als Kind fand “Sony” es total langweilig, Puppen einfach nur an- oder auszuziehen. Sie wollte produktiv sein und am Ende des Tages das Gefühl haben, etwas geschaffen zu haben. Sei es, indem sie ihre eigenen Klamotten oder die der Puppen umnähte und abänderte. So besuchte sie nach dem Abitur die Esmod-Modeschule in München, studierte dort Design und absolvierte anschließend Praktika bei Oscar de la Renta und Nicole Miller in New York. Vor nunmehr 17 Jahren gründete sie dann ihr eigenes erfolgreiches Label – Sonja Kiefer Design GmbH.
Sonja wohnt mit ihrer Familie in einem schönen Häuschen mit Garten in Grünwald. Das Haus hat sie mit sehr viel Liebe zum Detail von Grund auf renoviert und hergerichtet. Man merkt schnell, dass hier eine Frau am Werk war, die sich auskennt. Mit Materialien, mit Lichtverhältnissen, mit der Schönheit in ihrer Gesamtheit. Und, die es perfekt versteht, Einrichtungsstücke und Gegenstände gekonnt in Szene zu setzen. Vieles schlicht und modern, zwischendrin aber auch immer wieder verspielte Figuren, Vasen mit Blumen aus dem Garten oder der alte originale Wasserkessel von der Oma.
Dass Sonjas Küche eine Küche ist, erkennt man fast nur an dem Herd, allenfalls noch am Toaster und der Kaffeemaschine, die auf einer Anrichte stehen. Keine Hängeschränke, der Kühlschrank hinter der Tür versteckt, schwerer Holzfußboden und die Unterschränke moderne Sideboards mit nicht erkennbaren Schubladen. Grund dafür – Sonja kocht eigentlich nicht! Nicht gerne und schon gar nicht oft, daher sollte die Küche auch nicht wie eine Küche aussehen, sondern sich heimlich still und leise in den Wohnraum einfügen.
Als ich Sonja anrief und fragte, ob sie Lust hätte mit mir gemeinsam für Madame Cuisine zu kochen lautete ihre Antwort auch: “Aber Sony (früher war sie die “große”, da älter und ich die “kleine” Sony!), Du weißt doch, dass ich gar nicht kochen kann!!! Das einzige was ich hinbekomme, ist eine Pasta mit Garnelen und Rucola!” Umso mehr habe ich mich gefreut, dass sie sich trotzdem bereit erklärte mitzumachen. Aber was soll ich sagen? Die Pasta war lecker und das Gemüse hat Sonja mit einer professionellen Geschwindigkeit klein gehäckselt, dass ich nur noch gestaunt habe und ihrer nicht vorhandenen Kochkunst keinen Glauben schenken konnte!
Da Sonja immer TK-Garnelen in der Gefriertruhe hat (falls mal unerwartet Besuch kommt und sie ihre Pasta kochen will), sind die Zutaten schnell beisammen und fast genauso schnell steht das Essen auf dem Tisch:
- TK-Garnelen
- 1 kleine rote Chilischote
- 1 Zehe Knoblauch
- 1 kleine Zucchini
- eine Handvoll Kirschtomaten
- 1 Bund Rucola
- Salz und Pfeffer
- Olivenöl, wer es besonders scharf mag, nimmt Chiliöl
- Pasta, egal welche Sorte, wir haben Penne genommen
- Chilifäden für die Garnitur (hatte ich vorher auch noch nie gesehen, sehen aus wie Safranfäden, nur sind sie länger und schärfer ;-)
Die Garnelen bei Zimmertemperatur auftauen lassen. Den Rucola waschen und trockenschleudern. Chilischote und Knoblauch fein hacken, die Chilischote am besten vorher entkernen. Die Zucchini in kleine Würfel schneiden. Einen großen Topf mit Wasser zum Kochen bringen, Salz dazu, dann die Pasta nach Packungsanweisung al dente garen. Ein echter Italiener erkennt übrigens am Aussehen, ob die Pasta gut ist oder nicht, wie wir von unserer italienischen Fotografin Beatrice Contrini erfahren haben! Während die Pasta kocht, in einer Pfanne reichlich Olivenöl erhitzen. Die Zucchiniwürfel zusammen mit Chili und Knoblauch kurz anbraten, dann die Garnelen dazu und für die letzten paar Minuten auch die halbierten Kirschtomaten. Alles kräftig mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Pasta noch abgießen und dann geht es auch schon ans Anrichten, auch das hat Sony wie ein echter Profi hinbekommen, aber das ist ja irgendwie auch wieder ihr Metier – Dinge so zu arrangieren, dass sie besonders schön aussehen! Geschmeckt hat es köstlich und beim gemeinsamen Essen hatten wir dann auch noch ausreichend Zeit zum Plaudern. Über alte Zeiten und über Dinge, die ich schon immer mal von einer Modedesignerin wissen wollte!
So dachte ich zum Beispiel immer, dass Designer den ganzen Tag vor ihrem Skizzenblock sitzen und zeichnen. Nicht so Sonja. Sie lässt sich viel lieber von den Stoffen und Materialien inspirieren, die sie so lange um eine Puppe herum drapiert, bis daraus ein neues Kleidungsstück entsteht. Ihre Mode ist tragbar, aber dressy, die Farben meist uni und im Schnitt viele raffinierte Details. Diesem Stil ist sie seit Gründung ihres Labels treu geblieben, denn genau das macht für Sonja Stil aus – sich treu bleiben und Trends seinem Typ entsprechend umsetzen. Wenn sie ein Kleidungsstück gerne erfunden hätte, dann das kleine Schwarze. Und genau das sollte auch jede Frau im Kleiderschrank haben. Außerdem eine gut sitzende Jeans und einen Cashmere-Pullover.
Ein schöner Abend war das! Auf dem Heimweg in der Straßenbahn bin ich gedanklich meinen Kleiderschrank durchgegangen und musste feststellen – ich habe kein kleines Schwarzes!! Wenn das nicht ein guter Grund ist, um shoppen zu gehen! ;-)