Welche Spiele gehören zur Kultur Madagaskars? Und wie gestaltet die Bevölkerung Madagskars ihre Freizeit?
Jedes Land hat typische Spiele, Freizeitaktivitäten und Beschäftigungen, denen viele Menschen dort nachgehen. Sie gehören zur Gesellschaft und zeigen das Lebensgefühl und oft auch die Themen der Bevölkerung.
Madagaskars Bevölkerung lebt zum großen Teil auf dem Land und leben von Landwirtschaft. Die meisten madagassischen Erwachsenen wie Jugendlichen sind in einen festen Arbeitstag eingebunden, der nicht viel Spielraum für Freizeitbeschäftigungen lässt. Für sie bieten der sonntägliche Kirchenbesuch oder der wöchentliche Markt Abwechslung zum arbeitsreichen Alltag. Daneben sind Feierlichkeiten, egal ob fröhliche und traurige, immer ein willkommenes und spezielles Erlebnis.
Freizeitaktivitäten in Madagaskar
Das Wort Freizeit kennt man kaum in Madagaskar – wenn, dann ist es meist ein Wort der städtischen Bevölkerung. Bis heute herrscht in den meisten Orten Madagaskars ein Unterangebot an Freizeitaktivitäten und den meisten Madagassen fehlt auch einfach das Geld dafür.
Tischfussball, genannt “baby foot“, hat seit einiger Zeit großen Erfolg in Madagaskar. Die Kästen werden in artisanaler Weise im kleinen Ort Ambatolampy südlich von Antananarivo hergestellt. In allen möglichen Farbkombinationen und mit liebevoll gefertigten Mannschaften (teils sind sogar die Trikots wählbar) werden die baby foots gefertigt und auf der ganzen Insel vertrieben. Die Kicker-Kästen finden sich auf Gehsteigen, öffentlichen Plätzen und vor Essbuden und sind so gut wie immer von eifrigen Jugendlichen umlagert.
In vielen Orten der Insel haben sich mittlerweile auch Kleinkinos etabliert, in denen für wenig Geld in überfüllten kleinen Räumen Videos zeigen. Die Filme sind dabei meist raubkopierte Versionen drittklassiger Krimis, schnell gedrehter Kung-Fu-Filme oder billiger Erotikclips.
Hahnenkämpfe sind in Madagaskar beliebt. Sie gelten als Sport des armen Mannes. Am Wochenende ziehen viele Jungs und Männer mit ihrem Hahn unterm Arm zum Kampfplatz, um dort ihr Glück zu versuchen. Oft wird um einen Monatslohn oder mehr pro Hahn gewettet. Viele Orte in Madagaskar, vor allem im Hochland, haben ihren eigenen Kampfplatz für dieses Schauspiel. In Antananarivo finden sich drei Kampfplätze: in Ambatoroka, Ambohibao und Sabotsy-Namehana.
An der Küste Madagaskars wird häufig diamanga praktiziert: eine Art Faustkampf zu Schauzwecken, bei denen sich zwei Kämpfer an an Händen festhalten und sich gezielte Tritte mit den Fusssohlen versetzen.
Kung-Fu ist in Madagaskar seit 1992 wieder salonfähig. Der Kampfsport hatte 1984 zu einer blutigen Staatsaffäre gegeben und war anschließend lange Zeit verboten.
Spielzeug und Spiele in Madagaskar
Madagaskars Kinder kreieren sich aus einfachsten Materialien kreatives Spielzeug. Sie basteln Autos aus altem Holz oder altem Gummi, Springseile aus alten Schnüren, Wägelchen aus Schrott. Schon die madagassischen Kinder sind Bastler und Tüfler, die umfunktionieren und nutzbar machen, was sie finden. Bis ins Erwachsenenalter zieht sich diese Einstellung aus der Not eine Tugend zu machen in der madagassischen Gesellschaft.
Brettspiele sind beliebt in Madagaskar, das Kartenspiel ist hingegen wenig verbreitet. Neben Domino ist besonders das alte Brettspiel fanorona in Madagaskar verbreitet. Fanorona wird zu zweit gespielt und auch als „madagassische Schachspiel“ bezeichnet, denn es setzt ein grosses Mass an Strategie voraus. Oft sieht man Madagassen beieinander sitzen und Fanorona spielen; das Spielbrett aufgezeichnet zwischen sich, mit Kiesel-Steinen spielend.
Das Fanorona-Spiel hat eine lange Tradition und Geschichte in Madagaskar. Angeblich hat das Spiel bereits Madagaskars Könige begeistert und teilweise sollen diese sogar ihre politischen Entscheidungen auf den Ausgang des Spiels bezogen haben.
Das Fanarona-Spielfeld besteht aus fünf waagerechten und neun senkrechten Linien sowie ihren Diagonalen. So entstehen 45 Punkte auf dem Brett. Ein Spieler spielt mit 22 Steinen, die positioniert werden. Der Punkt des Bretts (genannt lakabe) bleibt frei. Es gewinnt der Spieler, der zuerst alle Steine des Gegners schlägt. Dazu sind verschiedene Techniken möglich.