"Mad Max: Fury Road" [USA, AUS 2015]


In dieser freudlosen Wüstenzombiewelt sieht man Tom Hardys Gesicht spät. Es ist eingekerkert in Eisen, zügelt die (platt inszenierten) animalischen Instinkte, grunzt, hackt Wörter ab, verschluckt Reaktionen. Mad Max – wie wichtig ist ein Geist, wenn er wie Sand mit dem Sturm (beweglicher Schwankung) zum Horizont geweht wird? Mad Max dirigiert kein Orchester mehr. Das ist der Unterschied zum "Vollstrecker". Ihn plagen (küchenpsychologische) Tagträume. Viele, viele Jahre lang pulsierte es in George Millers Verstand. Erblüht ist eine schwerlich verschnörkeltere Manifestation der Produktivität, durchgeschüttelt von Schrott, Schund und Schwärmerei (samt monumentaler Wasserstrahlejakulationen). Miller wollte einen unverwüstlich zubeißenden, kreativ angetrunkenen Film vom (Wüsten-)Sand befreien (dieser Film ist also in mehrerlei Hinsicht eine künstlerische wie dramaturgische "Befreiung"), dem der anachronistische Rücksturz ins Verkrüppelte gelingt. "Mad Max: Fury Road" baggert ein fantastisch fantasierendes, sekundenschnell spuckendes, veräußerlichtes Actionkino an, das sonst daran arbeitet, entkörperlicht zu werden, aber trotz seiner muttermilchigen B-Movie-Grandezza von (annähernd) nichtdigitaler Schweißästhetik moderne Stilaufhübschungen (ein fast zu aggressives Color Grading) und kinetische Handwerksarbeit zu einer Synergie vereinigt. Nicht genug: Dazwischen, im Sandsturm, im Sumpfland, im Staubnirwana, verbürgt sich Miller vor lyrischen und anmutigen Unterbrechungen (die fliegenden Motorräder), die einen grundsätzlich feministischen Blockbuster ironisch ergänzen: Freiheit ist nicht immer unbestimmter Vorwärtswettlauf, sondern kontrollierter Rückwärtsgang.
7 | 10

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