Es spielt keine Rolle, ob man Bettina Wulff mag oder nicht. Es spielt auch keine Rolle, ob sie eine intelligente Frau ist oder nicht. Denn klug ist sie auf alle Fälle! Die ganze unsägliche Rotlicht-Kampagne hatte sie zum Jahresende unkommentiert gelassen. Kein Dementi, kein empörter Widerspruch. Einfach nur Stille. Und jetzt, Monate später, die konsequente juristische Offensive gegen diejenigen, die sie in den Dreck ziehen wollten. Blogger werden verklagt, verschiedene Medien, Günther Jauch und auch Google. Genau so macht man das, wenn man die Medienlandschaft kennt und gut beraten wird. Chapeau, Bettina Wulff!
Wir hatten im Dezember in einem etwas hämischen Artikel die “sabbernden Blicke vor dem Bildschirm” kommentiert, die darauf hofften, dass immer mehr Schmutz auf den Tisch kommt. Dabei blieb es. Nicht etwa, obwohl wir uns intern über diese schäbige Kampagne gegen die ehemalige First Lady aufgeregt hatten. Sondern weil wir uns darüber aufgeregt hatten. Es war zu klar, dass jede weitere Äusserung die Dreckschleuder in diesem Moment nur noch beförden würde, deswegen kam nicht mehr dazu.
Da passierte aus unserer Sicht eine wirklich infame Unverschämtheit. In der Diskussion um den Bundespräsidenten durfte das Privatleben der Bettina Wulff so wenig eine Rolle spielen wie ihr Vorleben. Die Gemeinheit war also doppelt. Einerseits wurde versucht, sie mit haarsträubenden “Indizien” in den Rotlicht-Bereich zu ziehen, was wirklich schlimm genug wäre. Andererseits war es aus unserer Sicht die noch grössere Unverfrorenheit, das Vorleben von Bettina Wulff überhaupt mit dem “Skandal” um den Bundespräsidenten verknüpfen zu wollen. Aber “Sex sells” und nicht wenige sprangen auf diesen Zug auf.
Blogger besorgten sich auf tatsächlich unsägliche Weise enorme Klickzahlen und schreckten selbst vor den wildesten Spekulationen nicht zurück. Massenmedien wie “Stern” und die “Berliner Zeitung” sprangen dankbar auf den Zug auf und badeten mit staatstragendem Anspruch im Arsch-und-Titten-Journalismus. Deutschlands beliebtester Showmaster, der nur wegen seines grauen Buchhalter-Image als nationales Symbol der Seriosität gilt, liess sich auch nicht lumpen. Günther Jauch behauptet jetzt, er habe ja “keine Tatsachenbehauptungen” aufgestellt sondern in seiner Sendung am 18. Dezember “aus einem Artikel der Berliner Zeitung zitiert und daraus eine entsprechende Frage an den stellvertretenden Bild-Chefredakteur formuliert”. Natürlich Herr Jauch, haben Sie. So machen das alle, die den Stein werfen und dann die Hand verstecken. Die ganze normale Dreckschleuder-Attitude, bei der man sich mit einem Fragezeichen aus der Verantwortung stehlen will.
Alle genannten Schmutzkampagnen-Initiatioren und -Vervielfältiger werden sich jetzt juristisch verantworten müssen und das ist sehr gut so! Unbelangt bleiben bedauerlicherweise alle die vielen Leser und Zuschauer, die mit sabbernden Blicken vor den Bildschirmen gesessen haben und denen das Wasser im Mund zusammenlief angesichts der Rotlicht-Gerüchte. Die sollten sich einfach einen Moment still in die Ecke setzen und sich schämen, auch wenn das schon längst aus der Mode gekommen ist. Wie wäre es denn, wenn sie sich wenigstens vornehmen würden, bei der nächsten (un)passenden Gelegenheit, das Privatleben anderer zu respektieren und es nicht in den Dreck zu ziehen, wo es für den vorliegenden Fall keine Rolle spielt und keinesfalls spielen darf?