Nein, Olympus wird nächstes Jahr nicht dicht machen. Olympus ist ein großer Konzern in der Medizintechnik, die Kamerasparte soll davon etwa 20% ausmachen. Aber um diese kreisen seit einigen Tagen Gerüchte, dass sie in den kommenden acht Wochen geschlossen werden soll – gestern berichtete dpreview.com darüber. Nun sind Gerüchte Gerüchte und ich möchte mich nicht an Kaffeesudlesen beteiligen. Aber ich mache mir Sorgen.
Dass es der ganzen Kamerabranche nicht gut geht, ist bekannt. Nicht nur um Olympus kreisen düstere Gerüchte. Jahrzehnte lang mussten die Leute eine Kamera haben, wenn sie ein Foto machen wollten. Das ist nicht mehr so. Heute genügt ein Telefon um Bilder aufzunehmen. Eine Kamera braucht nur mehr, wer ernsthaft fotografieren möchte. Das sind Berufsfotografen und Fotoenthusiasten. Das ist noch immer ein Markt, aber nur mehr ein Stückchen vom Kuchen der es einmal war.
Als Indiz für das Ende der Olympus-Kamerasparte wird unter anderem herangezogen, dass die Firma nur mehr recht sporadisch neuen Produkte ankündigt und dabei teilweise auf bewehrte Technik einsetzt, statt sich ein lichter leuchtendes Feuerwerk zu verpulvern. Ich habe den Innovationswahn der Branche unlängst kritisiert und fand es eine vernünftige Strategie sich auf ein überschaubares Angebot an Produkten zu konzentrieren. Das Line-up von Olympus ist kurz, aber schlüssig: Drei OM-D-Linien (+OM-D 1X), zwei Pen-Linien und die kompakte Tough-Serie. Allerdings ist Vernunft nicht das, was ich dem Markt unterstelle. An den Homo Oeconomicus glaub ich nicht. Das zeigt sich in der ganzen Diskussion um MFT permanent: MFT ist wegen der kleinen Sensoren unbrauchbar und außerdem sind Handys mittlerweile genauso gut wie Systemkameras. Ja, was nun? Sind die kleinen Sensoren von MFT ein Problem oder die noch kleineren von Handys besser? Eine absurde Diskussion. Wie vieles in der Kameratechnik. Und so geführt von Leuten die sich selbst als Experten verkaufen und als solche gelten.
Für mich wäre das Ende von Olympus eine Katastrophe. Nicht nur, weil ich mich der Marke verbunden fühle, sondern weil es kein System gibt, das dasselbe für mich leistet. Es ist nicht wie beim Vollformat, wo mir mindestens vier Alternativen zur Verfügung stehen. Wer mit Nikon nicht mehr will, kann auf Canon, Sony, Pentax oder nun auch Panasonic umsteigen – und vice versa. Mir bliebe zwar derzeit der Umstieg zu Panasonic offen. Aber erstens ist das Bedienungskonzept von Lumix anders und macht ein Ein-Klick-Umschalten wie ich es an meinen OM-Ds schätze nicht möglich, und zweitens sind meine Erfahrungen mit Panasonic einfach schleicht. Ich weiß nicht, ob das eine Option wäre.
Dass Handys für ambitionierte Fotografen in absehbarer Zeit Kameras ersetzen könnten, ist natürlich Unsinn. In ein paar Bereichen natürlich schon. Aber die Art der Naturfotografie, wie ich sie betreibe unmöglich. Schon meine Naturaufnahmen durch Smartphones zu ersetzen ist ein weit hergeholter Gedanke, für Tierfotografie ist das unmöglich. Nicht viel besser wäre ein Umstieg auf Vollformat. 800mm KB umhängen und aus freier Hand einsetzen und dann auch noch ein Weitwinkel am Körper zu tragen – über Stunden hinweg einfach nicht machbar. Auch APS-C-Kameras wären diesbezüglich nur eine halbe Alternative.
Und wenn ein Wechsel unvermeidbar wäre, wohin gehen? Nikon geht es auch nicht blenden. Bereits letztes Jahr forderte die japanische Regierung Fujifilm auf, sie sollten die Traditionsmarke vor dem Untergang bewahren. Außerdem endet dort gerade die DSLR-Ära. Ich glaube nicht, dass eine Investition in eine Nikon-DSLR eine Investition in eine sichere Zukunft wäre. Also doch gleicht Nikon Z? Für das neue System gibt es noch kaum Objektive und in eine Z mit F-Mount-Objektiven investieren scheint mir auch ein etwas fauler Kompromiss.
Nicht anders sieht es bei Canon aus. Nur, dass ich mich mit der Marke und ihren Kameras ohnehin nie anfreunden konnte. Das ist nicht vernünftig oder rational. Das ist rein subjektiv, emotional und irrational. Aber es ist so. Pentax? Bei denen wundere ich mich schon lange, dass sie noch existieren.
Bleiben Sony und FujiFilm. Für Fuji habe ich viel Sympathie und deren APS-C-Kameras dürften nicht ganz so auf die Schultern drücken, wie Vollformat. Leider ist deren Konzept voll auf fest beschriftete Bedienelemente ausgerichtet. Meine von Olympus gewohnte Bedienung ist mit Fuji noch viel weniger möglich, wie mit Lumix.
Bliebe eventuell noch Sony. Oder die Hoffnung, dass das Gerücht über Olympus ein Gerücht bleibt. Olympus ist ein großer Konzern, der gut von Medizintechnik lebt. Ich hoffe gut genug, um es sich leisten zu können, eine defizitäre Kamerasparte am Leben zu erhalten. Und wenn nicht, kann ich mit meiner derzeitigen Ausrüstung ja noch ein paar Jahre fotografieren. Ich brauche nicht jedes Jahr eine neue Kamera. Derzeit habe ich genau das, was ich brauche. Und vielleicht erholt und stabilisiert sich der Kameramarkt ja auch bis dahin.