The Mouse Folk – Handle With Care
VÖ: 01.08.2012 – Mikrokleinstgarten
Hätte Franz Kafka in einer Rock´n´Roll Band gespielt, sie hätte wohl „Josephine Mouse & the Mouse Folk“ geheißen. Da er bekanntlich eher schrieb, verfasste er eine Kurzgeschichte mit jenem Titel, in der eine Maus so schön singt, dass die anderen „Nine-To-Five“-Mäuse ihren Alltag vergessen. Einen ebensolchen Ruhepol schafft auch die Berliner Combo The Mouse Folk mit ihrem Debütalbum „Handle with Care“. Einen sonnigen Ruhepol aus Songs mit folkigem Grundgerüst, das jedoch mit starken elektronischen Elementen und allerhand anderen Detailverliebtheiten verkleidet ist. Ein bißchen erinnert das auch an eine andere Band, deren Musik zum zufriedenen Träumen einlud, nämlich The Postal Service.
Im Gegensatz zu den früheren Versionen der Songs ist der elektronische Anteil hörbar größer geworden, was vielen Songs eine sonnige Atmosphäre verleiht, die die Mäuse vielen anderen Folk-Bands voraus haben. „Come Here“ beginnt noch mit einem sanften Gitarren-Picking und der filigranen Stimme von Sänger Sebastian Tillmanns bevor sie von einer sanften Elektronikwelle eingeschlossen werden, die weder Song noch Hörer so schnell loslässt. Bei „Cows, Cars & Ships“ pluckert es von Anfang an melancholisch im Hintergrund, vor dem sich eine sehnsuchtsvolle Geschichte zwischen Klavierakkorden und einer feinen Gitarrenmelodie aufspannt.
Mit „For All I Know“ haben die Fünf auch einen waschechten Hit im Rucksack, der mit seinem euphorischen Grundton an nächtliche Fahrradfahrten mit Freunden durch Licht-Schatten-Straßenlaternenmosaike denken macht, ein glückliches Grinsen im Gesicht. Der Remix des Songs ist übrigens der perfekte Soundtrack für einen sonntäglichen Rave mit Picknickatmosphäre und untergehender Sonne. „Paperback“ ist, neben dem fast klassischen Folk von „Minesweeper“ der gitarrenlastigste Song des Albums. Er macht von Beginn an Tempo, erreicht seinen Höhepunkt aber in der Ruhephase während des Trommelwirbels zum Refrain. Die folgenden, wunderbaren, Balladen „Where We Stay“ und „Summerdays“ kühlen das Tempo wieder herunter, wobei „Where We Stay“ in einem jubilierenden Finale endet.
Abgerundet wird diese Ansammlung von drei Remixen der Herren Lake People, Powel – dem Elektroalias des Bandmitglieds Paul Chriske -und The Mouse Folk selbst, die den Sound weiter Richtung Tanzfläche treiben und hier bereits im Detail besprochen wurden.
Dass der Band der Sound der Remixe wichtig ist, zeigt sowohl ihr eigenes Engagement in dem Bereich als auch die Tanzfreudigkeit, die die Band Live versprüht. Wer dem noch nicht beiwohnen durfte, sollte dies jedenfalls unbedingt nachholen, da die Songs unmittelbar und direkt gehört einfach freudig und tanzig stimmen. Oder mit den Worten aus „Summerdays“: „Give us foreign countrys, give us loss & and give us self-control, give us Berlin City, give us Love and give us Rock´n´Roll“
Dank der Produktionsprozessdemokratisierungsmaschine Crowdfunding hat das charmante Label „Mikrokleinstgarten“ diese wundersamen Töne nun endlich auf Vinyl, und natürlich auch CD, gepresst.
Bei den Mäusen ist es ein bißchen wie bei einem Strandspaziergang. Jedesmal entdeckt man neuangespülte Schätze, Feinheiten, kleine Details, wunderbare Rythmuswechsel, so dass man nur die Füße in den warmen Sand graben möchte und der Schönheiten harren, die da kommen werden.
Songs von The Mouse Folk gibt’s auf Soundcloud
und die Platte ua. im Mikrokleinstgarten.
The Mouse Folk auf Tour:
21.7. BB, Hans&Gloria Festival
28.7. Rocken am Brocken Festival
11.8. Kassel, Arm
12.8. Jena, Café Wagner (with Listener)
14.8. Stuttgart, Zwölfzehn
15.8. Leipzig, Lu99
17.8. Dresden, Räubertage Festival
18.8. Berlin, Brunnen70
11.10. Hamburg, Knust
02.11. Würzburg, Kellerperle
03.11. Nürnberg, MUZ
Autor: Johannes Hertwig