Macht das Gesundheitswesen krank?

Macht das Gesundheitswesen krank?

Eine Freundin, 68 Jahre, wurde vor 4 Wochen ins Frankfurter Bethanienkrankenhaus eingewiesen. Als sie ankam, konnte sie noch laufen, sprechen, sich allein versorgen. Nach ca. 3 Wochen wurde sie auf die Palliativstation des Marienkrankenhauses verlegt. Jetzt ist sie tot.

Beim Einchecken im Bethanienkrankenhaus erfuhr sie, dass ihr eine Brust abgenommen werden solle. Dabei war sie monatelang wegen zunehmender Knochenschmerzen zu Ärzten und Untersuchungen gegangen, bis ihr Lungenfacharzt sie in die Onkologie einwies, nicht ihre Hausärztin. Die angekündigte Brustentfernung stellte sich als Versehen heraus, trotzdem wurde sie am nächsten Tag ins Mammographiezentrum gefahren, wo ich zufällig gleichzeitig einen Termin hatte. Ihr sei gesagt worden, sie solle sich ganz vorsichtig bewegen, sonst riskiere sie eine Lähmung: Ihr Rückgrat sei angeknackst. Einige Tage später buchstabierte sie mir vom Zettel am Bett die Diagnose vor: Multiples Myelom, das sei eine seltene Knochenkrankenheit. Laut Wikipedia: Rückenmarkskrebs. Eigentlich gut zu behandeln.

Auf der Onkologiestation des Bethanienkrankenhauses verschlechterte sich ihr Zustand rapide: Als ich sie das nächste Mal sah, hatte sie einen Sauerstoffschlauch im Gesicht, konnte kaum mehr sprechen vor Atemnot und sich nicht mehr ohne Hilfe bewegen. Sie erzählte, dass Schwestern nicht kamen, wenn sie rief, dass Ärzte ihre Fragen nicht beantworteten, 5 Tage lang wurde sie nicht gewaschen, gegen ihren Krebs wurde nichts unternommen. Als ich sie nach der Verlegung im Marienkrankenhaus besuchte, führte sie die schlechte Behandlung im Bethanienkrankenhaus darauf zurück, dass sie auf der Onkologie nur geduldet gewesen sei, sie habe ja keinen Krebs.

Mag sein, dass sie zu spät eingewiesen wurde. Vielleicht würde sie noch leben, hätte die langjährige Hausärztin mehr Interesse für sie aufbringen können. Vielleicht hätte es geholfen, wenn sie besser Deutsch gesprochen hätte und selbstbewusster aufgetreten wäre. Vielleicht hatte das Krankenhauspersonal im Bethanien Vorurteile gegen die kopftuchtragenden Frauen, die sie täglich mit Essen versorgten. Und vielleicht hätte sie den Krebs gar nicht erst bekommen, hätte sie nicht 20 Jahre lang in einem Zimmer zur Saalburgallee geschlafen, wo rund um die Uhr Busse des RMV unter ihrem Schlafzimmerfenster stehen, oft mit laufendem Motor. Wer weiß!

Vor einigen Tagen telefonierte ich mit meiner allein lebenden, hochbetagten Mutter: Sie sei neulich nachts gefallen und habe Stunden gebraucht, um sich wieder aufzurichten. Wieso sie den Dienst für solche Fälle nicht gerufen habe? Sie wolle nicht ins Krankenhaus, wo sie beim letzten Mal trotz ihres Protests hingebracht worden war. Denn da lag sie die ganze Nacht in nassen Klamotten, ohne dass jemand nach ihr gesehen hatte. Meine Mutter hat keinen Migrationshintergrund.

Sind Krankenpfleger also einfach böse Menschen? Ziemlich unwahrscheinlich. Was aber bekannt ist: In Pflegeberufen arbeiten meistens Frauen, zunehmend mit Migrationshintergrund, chronisch überlastet und chronisch unterbezahlt. Dabei leisten wir uns eines der teuersten Gesundheitssysteme der Welt. Wenn es mal wieder um Streiks zur Einkommenserhöhung für Ärzte geht, und die Ärzteschaft gehört ohnehin zu den Hochverdienern unserer Gesellschaft: Warum streiken die Pflegerinnen und Pfleger nicht? Was macht eigentlich der DBfK?


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