Der Satz “Aller Anfang ist Schwer”, gilt nur für Fertigkeiten.
In der Kunst ist nichts schwerer als beenden.
M.E. Eschenbach
Marie Freifrau Ebner von Eschenbach, die Österreichische Schriftstellerin aus dem vorletzten Jahrhundert (1830-1916) bringt es auf den Punkt: Wollen wir Autofahren, Tennisspielen, Klavierspielen oder Zeichnen lernen, so ist der Anfang wirklich schwer. Sobald wir aber die ersten Hürden genommen haben, und die jeweilige Fertigkeit beherrschen, wird das, was man tut zum Kunstwerk.
Eine der vielen Eigenheiten des Kunstwerkes ist es, dass man nie weiß, ob es fertig ist. Das geht mir auch so: solange ein Bild in meinem Atelier steht, male ich daran weiter. Erst wenn ich es irgendwann aus einer Laune ins Nachbarzimmer trage, meiner “Galerie”, dann ist es halt fertig. Die Gräfin von Eschenbach scheint das als Autorin mit ihren Büchern auch so erlebt zu haben.
Ein besonders originelles Beispiel ist der frühere DDR Maler Bernhard Heisig (1925-2011) der in den siebziger Jahren einmal als normaler Besucher verkleidet ins Museum der Bildenden Künste in Leipzig ging, wo eines seiner berühmten Werke hing. Unter dem Mantel versteckt hatte er seine Farbpalette und Pinsel dabei um heimlich an dem längst verkauften eigenen Bild noch einige Korrekturen anzubringen. Es war eben auch noch nicht ganz fertig …
Dieses Phänomen ist aber nicht auf die Künstler im engeren Sinne beschränkt. Wenn immer Du etwas gut kannst, etwas gerne tust, so wirst Du es immer noch besser, noch schöner oder nochmals ganz anders machen können. Du wirst Dir keinen Schlusspunkt wünschen und keinen erwarten. Dinge, die wir oft tun und an denen wir Spaß haben, die tun wir immer und immer wieder, möglichst auf eine immer bessere Art und Weise. Und da es Perfektion nicht gibt, könnte das ewig so weitergehen ….
Viel Vergnügen beim Nicht-beenden!
BILD: Die Häuptlingsfrau / 65cm x 46cm / Acryl auf Zeichenpapier, 2011, Nr.11-034