„Mach’s gut, Irkutsk“ – Das Reisetagebuch. Teil 3: St. Petersburg.

30. Juni, 10.00 Uhr Ortszeit.

Es regnete in Strömen als ich in St. Petersburg ankam. Grau, nass, kühl, unterkühlt. Piter, wie die Stadt in Russland auch genannt wird, ist ein Fremdkörper, unrussisch. Und das Anti-Moskau. Als ich am Sonntag, 26. Juni, in St. Petersburg ankam, hatte ich noch den Moskau-Rhythmus im Blut, das Helle und Grelle der Hauptstadt in den Augen und das Übermaß an allem – an Menschen, Autos, Lärm, und obszön zur Schau gestellten Reichtum – im Hinterkopf. St. Petersburg protzt mit Anderem: Gemächlichkeit, Ruhe und Erhabenheit. Der Moskauer Laufschritt wird zum Spaziergang, die auslandende Größe der Hauptstadt verkleinert sich in St. Petersburg auf ein handliches Maß. Auch die Geschwindigkeit verringert sich merklich: die Autos fahren langsamer, die Metro ruckelt schon fast gemächlich durch den Untergrund. Die hunderte Meter langen Rolltreppen zu den U-Bahn-Bahnsteigen werden hier nur mehr auf dem Weg abwärts laufend zurückgelegt. Und das nur gelegentlich. Aufwärts steht man und wartet – während Moskau hetzt.

Von Anhieb an begeisterte mich die Stadt. Schon im Februar erkannte ich, dass St. Petersburg das Potenzial hat, eine meiner Lieblingsstädte zu werden. Das ewige Grau im Halbdunkel, der Wind, der Regen, das Eis und der Matsch von damals aber ließen mich daran zweifeln. St. Petersburg im Sommer unterscheidet sich davon buchstäblich wie Tag und Nacht. Wobei von Nacht im Sommer nicht wirklich die Rede sein kann. Im Juni zumindest wird sie zum Tag, die Sonne geht erst kurz vor Mitternacht unter und einige wenige Stunden später wieder auf. So richtig dunkel wird es übrigens nie: das sind die Petersburger „belye notschi“ – die „Weißen Nächte“. An Schlaf denkt man gar nicht.

So kam es, dass ich mit meinem Reisegefährten Nelson und unserem verrückten Couchsurfing-Gastgeberpaar Dascha und Witja eines Nachts auf einem Boot landete – und Wein trinkend eineinhalb Stunden durch die Kanäle der Stadt fuhr. Es war atemberaubend schön. Ich blickte sprachlos auf die beleuchtete Stadt in der Dämmerung und klatschte begeistert mit den Menschenmassen auf und an der Newa als die Brücken der Stadt aufgeklappt wurden um großen Fracht- und Tankschiffen die Durchfahrt zu ermöglichen.

Ich war übrigens auch nur auf der Durchfahrt (und ja, dieser Übergang ist wirklich schlecht). St. Petersburg stellte nur einen Zwischenstopp auf meiner Reise nach Europa dar. Und bot mir dabei die Gelegenheit, mich auf die Lebensweise meines Mutterkontinents wieder einzustellen. Mehr Europa als hier gibt es nämlich nirgends in Russland.

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