Aufklärung – so lernt man es in der Schule zumindest – begann in Deutschland im 18. Jahrhundert. Sie wird als geistige Bewegung dargestellt, die sehr rational geleitet ist und eine eigene Literaturepoche prägte. Häufig wird mit ihr auch die Trennung von der Kirche und der damit verbundenen Religiosität in Verbindung gebracht. Bedeutende Aufklärer damaliger Zeit waren insbesondere Kant und Lessing in Deutschland, Hobbes und Locke in England, sowie Voltaire und Montesquieu in Frankreich.
Schön und gut. Das müsste soweit jedem bekannt sein. Schließlich ist ja ständig die Rede davon, dass unsere Gesellschaft ja bereits aufgeklärt sei. Doch wie bitte? Leben wir tatsächlich in einer aufgeklärten Gesellschaft?
Heutzutage scheint in vielen Kreisen die Aufklärung nicht als ständig andauernder Prozess verstanden zu werden. Vielmehr steht sie – nach dem hiesigen Verständnis – mit einer bereits vergangenen Epoche im Zusammenhang, die bis heute ihre Spuren hinterlassen hat. Man rühmt sich dessen, dass man einer ‘aufgeklärten’ Gesellschaft angehört, übersieht jedoch, worauf es hierbei ankommt. Betrachtet man nämlich heute die konsumgeleitete Gesellschaft… Oh!… Tja, eigentlich sagt ‚konsumgeleitet‘ ja schon alles aus. Sie ist eben nicht vernunftgeleitet. Trotz allem herrscht der Glaube der eigenen Aufgeklärtheit vor. Aus dieser Einstellung heraus resultiert bei manchen ein Hochmut gegenüber anderen Kulturen und Gesellschaften fernab der eigenen. Man ist im Glauben über das beste Herrschaftssystem zu verfügen, das richtige Menschenrechtsverständnis zu haben, in der besten Gesellschaftsform zu leben.
Nun ja, ‘Wir leben halt in einer aufgeklärten Gesellschaft’ und irgendwie doch wieder nicht. Aufklärung ist leider auch gegenwärtig sehr in Mitleidenschaft geraten, indem sie immer mehr auf Sex reduziert wird und entsprechend auch sehr konsumorientiert ist. Auch generell liegt in ihr heute ein grundlegendes Missverständnis vor. Aufklärung ist kein kollektives Unterfangen und kann daher ebenso wenig mit einer Gesellschaft in Verbindung gebracht werden. Nur der einzelne Mensch kann aufgeklärt sein. Doch von dieser Idee scheinen sich schon viele verabschiedet zu haben.
Nach Kant sind Faulheit und Feigheit die Ursachen, weshalb so viele Menschen gern lebenslang unmündig bleiben.
Fortsetzung folgt am 8.August 2010