Gerade bin ich auf Facebook über diesen Calvin & Hobbes Cartoon gestolpert:
Seine Lehrerin, Miss Wormwood reagiert auf Calvins flammende Anklage mit einer Geste stiller Verzweiflung: "She drinks Maalox straight from the bottle"
Wisst Ihr was "Maalox" ist?
Ein Mittel gegen Sodbrennen, das scheinbar in den USA so bekannt ist, dass Bill Watterson gar nicht mehr eigens dazu sagen muss, worum es sich handelt. Eine Marke, so wie "Coke" oder "Aspirin", die man im Drugstore in allen möglichen Größen und Sorten frei erwerben kann.
Das Mittel hilft rasch gegen Sodbrennen, heißt es auf der Firmen-Website. Die "antacid suspension" neutralisiert die Magensäure, ein "anti-gas" Zusatz reduziert außerdem störende Gase und damit den "Druck" im Magen.
Demenz-Epidemie bei Nierenkranken
Wichtigster Inhaltsstoff vieler derartiger Medikamente (Antazida), welche häufig auch zum "Magenschutz" verschrieben werden, ist Aluminiumhydroxid. Dieser Wirkstoff hatte bereits in den 1970er Jahren in Dialyse-Stationen weltweit für einen Skandal gesorgt. Damals waren ähnliche Mittel wie Maalox & Co. den Nierenkranken verschrieben worden, weil Aluminium als probater "Phosphatbinder" galt. Phosphate können von Nierenkranken nur schlecht abgebaut werden und sorgen im Stoffwechsel von Dialyse-Patienten auf längere Sicht für Probleme. Aluminium bindet im Verdauungstrakt die Phosphationen und führt sie einer Ausscheidung über den Stuhl zu.
Soweit die Theorie.
In der Praxis hat dann das als Medikament verabreichte Aluminium allerdings den wesentlich größeren Schaden angerichtet, als das die Phosphate jemals vermocht hätten. "Besonders bei jungen Menschen sind Schlaganfall-ähnliche, Alzheimer-ähnliche Bilder entstanden", erinnert sich Univ.-Prof. Herwig Holzer der an der Medizinischen Universität Graz viele Jahre die Abteilung für Nierenerkrankungen geleitet hat. Als Auslöser dieser Probleme wurden schließlich die neuen"Phosphatbinder" identifiziert. "Wir haben dann, wie wir das Problem erkannt haben, Aluminiumhydroxid sofort abgesetzt", erzählt Holzer. In der Folge traten keine Neuerkrankungen mehr auf. Den Patienten, die bereits geschädigt waren, half das jedoch nicht mehr: "Es ist eben das Problem gewesen, dass das Aluminium schon im Gehirn war und dort seine toxische Wirkung dann weiter verbreitet hat." Eine Besserung der Defizite, so Holzer, sei leider nicht mehr beobachtet worden.
Derselbe Wirkstoff, welcher das Phosphat der Nierenkranken binden sollte, kann auch den pH-Wert im Magen neutralisieren. Doch ist es nun nicht mehr gefährlich?
Die Herstellerfirma "Winthrop Arzneimittel GmbH" erinnert sich scheinbar noch recht gut an die Zeiten der Dialyse-Demenz. Zur Absicherung steht es in der Patienteninformation auch deutlich drin: Das Mittel sollte nicht über längere Zeit eingenommen werden. Speziell nicht wenn man nierenkrank ist. Denn dann könnte Demenz auftreten. Wer es über längere Zeit nimmt, sollte jedenfalls seine Aluminiumspiegel im Blut kontrollieren lassen.
Lachse verlieren Orientierung
In unserem Film "Die Akte Aluminium" bringen wir eine Passage mit dem englischen Alu-Experten Chris Exley, der Anfang der 1980er Jahre über das Phänomen des "Sauren Regens" zum Thema Aluminium kam. Damals entdeckte er, dass eine Menge von 0,2 Milligramm gelöstes Aluminium pro Liter Wasser genügt, um Jungfische zu töten. Erwachsene Fische gingen bei Werten über 1,5 Milligramm zu Grunde. "Aluminium ist ein bekanntes Neurotoxin, es setzt sich an den Kiemen der Fische fest und macht, dass die Tiere ersticken", erzählte mir Exley. Bei geringeren - nicht tödlichen Dosierungen von Aluminium konnte er beobachten, dass die Lachse zunehmend ihren geographischen Sinn verloren. Mit dramatischen Konsequenzen: "Die Lachse finden dann vom Meer nicht mehr zurück in ihre Herkunft-Gewässer, die sie normalerweise am Ende ihres Lebens aufsuchen, um dort abzulaichen." Möglicherweise, so Exley, ist dieser Orientierungsverlust in Folge der Aluminiumvergiftung ein ähnliches Symptom wie die Dialysedemenz beim Menschen.
Ein Teelöffel mit Maalox (das entspricht 5 Milliliter) enthält laut Hersteller-Info 153 Milligramm Aluminiumhydroxid. Nun weiß man, dass bei oraler Einnahme nur sehr wenig Aluminium im Körper verbleibt. "Der Großteil, mehr als 99 Prozent, wird über die Nieren ausgeschieden", demonstrierte der Toxikologe Nicholas Priest in Studien.
Doch auch wenn man das berücksichtigt, kann das nicht wirklich beruhigen. Denn was, wenn man unter einer bislang nicht bekannten Nierenschwäche leidet?
Oder wenn man sich bedenkenlos an die Ratschläge der Hersteller hält?
Man soll binnen 24 Stunden nicht mehr als 16 Löffel konsumieren, heißt es auf der Maalox-Website.
Das entspräche dann schon 2448 Milligramm Aluminiumhydroxid. Und wenn - nach Priests Faustregel - davon ein Prozent im Organismus verbleibt, dann wären das 24,5 Milligramm. Damit könnte man schon ein mittelgroßes Aquarium mit Jungfischen ausrotten.
Der Grenzwert für Aluminium im Trinkwasser liegt EU-weit übrigens bei 0,2 Milligramm pro Liter.
PS: Auch bei uns ist das Mittel rezeptfrei in den Apotheken erhältlich. (In Österreich ebenfalls als "Maalox", in Deutschalnd als "Maaloxan") Die Gesundheitsbehörden sehen darin kein Problem.
Seine Lehrerin, Miss Wormwood reagiert auf Calvins flammende Anklage mit einer Geste stiller Verzweiflung: "She drinks Maalox straight from the bottle"
Wisst Ihr was "Maalox" ist?
Ein Mittel gegen Sodbrennen, das scheinbar in den USA so bekannt ist, dass Bill Watterson gar nicht mehr eigens dazu sagen muss, worum es sich handelt. Eine Marke, so wie "Coke" oder "Aspirin", die man im Drugstore in allen möglichen Größen und Sorten frei erwerben kann.
Firmenwebsite: Maalox gibt es als Kaugummi-Tabs oder flüssig
Das Mittel hilft rasch gegen Sodbrennen, heißt es auf der Firmen-Website. Die "antacid suspension" neutralisiert die Magensäure, ein "anti-gas" Zusatz reduziert außerdem störende Gase und damit den "Druck" im Magen.
Demenz-Epidemie bei Nierenkranken
Wichtigster Inhaltsstoff vieler derartiger Medikamente (Antazida), welche häufig auch zum "Magenschutz" verschrieben werden, ist Aluminiumhydroxid. Dieser Wirkstoff hatte bereits in den 1970er Jahren in Dialyse-Stationen weltweit für einen Skandal gesorgt. Damals waren ähnliche Mittel wie Maalox & Co. den Nierenkranken verschrieben worden, weil Aluminium als probater "Phosphatbinder" galt. Phosphate können von Nierenkranken nur schlecht abgebaut werden und sorgen im Stoffwechsel von Dialyse-Patienten auf längere Sicht für Probleme. Aluminium bindet im Verdauungstrakt die Phosphationen und führt sie einer Ausscheidung über den Stuhl zu.
Soweit die Theorie.
In der Praxis hat dann das als Medikament verabreichte Aluminium allerdings den wesentlich größeren Schaden angerichtet, als das die Phosphate jemals vermocht hätten. "Besonders bei jungen Menschen sind Schlaganfall-ähnliche, Alzheimer-ähnliche Bilder entstanden", erinnert sich Univ.-Prof. Herwig Holzer der an der Medizinischen Universität Graz viele Jahre die Abteilung für Nierenerkrankungen geleitet hat. Als Auslöser dieser Probleme wurden schließlich die neuen"Phosphatbinder" identifiziert. "Wir haben dann, wie wir das Problem erkannt haben, Aluminiumhydroxid sofort abgesetzt", erzählt Holzer. In der Folge traten keine Neuerkrankungen mehr auf. Den Patienten, die bereits geschädigt waren, half das jedoch nicht mehr: "Es ist eben das Problem gewesen, dass das Aluminium schon im Gehirn war und dort seine toxische Wirkung dann weiter verbreitet hat." Eine Besserung der Defizite, so Holzer, sei leider nicht mehr beobachtet worden.
Derselbe Wirkstoff, welcher das Phosphat der Nierenkranken binden sollte, kann auch den pH-Wert im Magen neutralisieren. Doch ist es nun nicht mehr gefährlich?
Die Herstellerfirma "Winthrop Arzneimittel GmbH" erinnert sich scheinbar noch recht gut an die Zeiten der Dialyse-Demenz. Zur Absicherung steht es in der Patienteninformation auch deutlich drin: Das Mittel sollte nicht über längere Zeit eingenommen werden. Speziell nicht wenn man nierenkrank ist. Denn dann könnte Demenz auftreten. Wer es über längere Zeit nimmt, sollte jedenfalls seine Aluminiumspiegel im Blut kontrollieren lassen.
Lachse verlieren Orientierung
In unserem Film "Die Akte Aluminium" bringen wir eine Passage mit dem englischen Alu-Experten Chris Exley, der Anfang der 1980er Jahre über das Phänomen des "Sauren Regens" zum Thema Aluminium kam. Damals entdeckte er, dass eine Menge von 0,2 Milligramm gelöstes Aluminium pro Liter Wasser genügt, um Jungfische zu töten. Erwachsene Fische gingen bei Werten über 1,5 Milligramm zu Grunde. "Aluminium ist ein bekanntes Neurotoxin, es setzt sich an den Kiemen der Fische fest und macht, dass die Tiere ersticken", erzählte mir Exley. Bei geringeren - nicht tödlichen Dosierungen von Aluminium konnte er beobachten, dass die Lachse zunehmend ihren geographischen Sinn verloren. Mit dramatischen Konsequenzen: "Die Lachse finden dann vom Meer nicht mehr zurück in ihre Herkunft-Gewässer, die sie normalerweise am Ende ihres Lebens aufsuchen, um dort abzulaichen." Möglicherweise, so Exley, ist dieser Orientierungsverlust in Folge der Aluminiumvergiftung ein ähnliches Symptom wie die Dialysedemenz beim Menschen.
Ein Teelöffel mit Maalox (das entspricht 5 Milliliter) enthält laut Hersteller-Info 153 Milligramm Aluminiumhydroxid. Nun weiß man, dass bei oraler Einnahme nur sehr wenig Aluminium im Körper verbleibt. "Der Großteil, mehr als 99 Prozent, wird über die Nieren ausgeschieden", demonstrierte der Toxikologe Nicholas Priest in Studien.
Doch auch wenn man das berücksichtigt, kann das nicht wirklich beruhigen. Denn was, wenn man unter einer bislang nicht bekannten Nierenschwäche leidet?
Oder wenn man sich bedenkenlos an die Ratschläge der Hersteller hält?
Man soll binnen 24 Stunden nicht mehr als 16 Löffel konsumieren, heißt es auf der Maalox-Website.
Das entspräche dann schon 2448 Milligramm Aluminiumhydroxid. Und wenn - nach Priests Faustregel - davon ein Prozent im Organismus verbleibt, dann wären das 24,5 Milligramm. Damit könnte man schon ein mittelgroßes Aquarium mit Jungfischen ausrotten.
Der Grenzwert für Aluminium im Trinkwasser liegt EU-weit übrigens bei 0,2 Milligramm pro Liter.
PS: Auch bei uns ist das Mittel rezeptfrei in den Apotheken erhältlich. (In Österreich ebenfalls als "Maalox", in Deutschalnd als "Maaloxan") Die Gesundheitsbehörden sehen darin kein Problem.